Die Automobilhersteller müssten sich bei Basistechnologien zunehmend auf eine engere Zusammenarbeit einstellen und auf Industriestandards verständigen, um die steigenden Entwicklungskosten einzudämmen. „Da bietet sich das Outsourcing von Engineering Services als Hebel an, um die hohen Kosten für Forschung & Entwicklung (F&E) zu senken“, lässt sich Dr. Wolfgang Bernhart, Studienautor und Partner bei Roland Berger Strategy Consultants, zitieren. Durch den aktuellen Markteinbruch hätten viele Original Equipment Manufacturer (OEMs) versucht, einen Teil ihrer Forschungs- und Entwicklungskompetenz wieder ins Unternehmen zurückzuholen. In Zukunft bräuchten sie aber externe Engineering-Kompetenz und -Ressourcen, um die steigende Zahl an Modellen und Varianten abdecken zu können und die komplexen neuen Technologien zu bewältigen.
Im Vergleich zum Outsourcing von Informationstechnologie (IT) und anderen Geschäftsprozessen sei das weltweite Engineering Services Outsourcing (ESO) in der Automobilindustrie ein noch relativ neuer Trend. Dessen Bedeutung werde allerdings kontinuierlich zunehmen. Denn während der Markt für ESO 2008 in der Automobilindustrie noch etwa zehn Prozent der Gesamtausgaben für F&E umfasste, soll dieser bis 2013 auf zwölf Prozent steigen und damit jährlich um vier bis fünf Prozent wachsen, weil die Automobilindustrie immer stärker unter Druck gerät. Die internen F&E-Ausgaben dürften dagegen leicht um minus 0,1 Prozent pro Jahr sinken. In einigen Bereichen, etwa Karosserie und Interieur, dürften kaum Entwicklungsaufgaben nach außen verlagert werden, Antrieb und Elektronik/Elektrik seien dagegen die am schnellsten wachsenden Engineering Outsourcing-Segmente.
Mit niedrigeren Kosten, mehr Flexibilität und Zugang zu zusätzlichem externen Know-How biete Engineering Outsourcing drei wichtige Vorteile. „Die Zusammenarbeit mit einem Engineering Services-Anbieter senkt die eigenen F&E-Fixkosten, weil einige der – in der Regel weniger komplexen – Aufgaben von externen Ingenieuren übernommen werden können, deren Gehalt normalerweise niedriger ist“, erklärt Norbert Dressler, Partner im Kompetenzzentrum Automotive von Roland Berger. Würden die damit verbundenen Prozess- und Koordinationskosten berücksichtigt, könnten die durch ein umgesetztes F&E-Offshoring erzielten Einsparungen sogar zwischen 25-35 Prozent der vergleichbaren internen F&E-Kosten betragen.
Demgegenüber gebe es aber auch eine Reihe von Risiken. „Vor allem müssen Fahrzeughersteller und -zulieferer die für sie richtige Antwort darauf finden, was ausgelagert werden soll und wohin, mit welchen Anbietern sie zusammenarbeiten und welchen greifbaren Nutzen sie erzielen wollen“, bekräftigt Dressler. Eine unabdingbare Maßnahme bestehe etwa darin, eine klare zukunftsweisende F&E-Strategie zu entwickeln und die Umsetzung eines globalen F&E-Footprints zu definieren, sobald diese Strategie steht.