Auf ein Neues 

Künstliche Intelligenz, EU-Regulierungen und technische Restriktionen für Tracking und Analyse werden 2024 zu einem besonderen Jahr für das Marketing machen. Ein guter Zeitpunkt, die Ärmel hochzukrempeln.
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Ab dem 17. Februar gilt in Deutschland das sogenannte „Gesetz über Digitale Dienste“. (© iStockphoto)

Liebe Tech Tuesday-Leser*innen, ich hoffe, Sie sind gut in das Jahr 2024 gestartet – in ein Jahr, das für Marken, Marketer und Technologie-Enthusiasten so einige Veränderungen mit sich bringen wird. Während sich von der Inflation gebeutelte Verbraucher*innen dem hemmungslosen Konsum verweigern und der Werbemarkt wahrscheinlich weiter schrumpfen wird, ändern sich parallel einige Rahmenbedingungen für Marketer: Die Drittanbieter-Cookies verschwinden, Künstliche Intelligenz wird vehement an gewachsenen Strukturen und Prozessen rütteln und auch von Seiten des Gesetzgebers ist Gegenwind zu erwarten. So wird die EU-Kommission in diesem Jahr im digitalen Sektor regulatorisch durchgreifen, um Verbraucher*innen im Internet besser zu schützen. 

Der Digital Services Act (DSA) ist zwar bereits seit November 2022 in der EU offiziell in Kraft. Doch in einer ersten Phase war die Verordnung nur für sehr große Online-Plattformen und sehr große Suchmaschinen verpflichtend. In gut fünf Wochen – ab dem 17. Februar 2024 – gilt das DSA, das hierzulande auch als „Gesetz über Digitale Dienste“ bezeichnet wird, in vollem Umfang.  

Keine gezielte Werbung für Minderjährige 

Mit ihm sollen in erster Linie die Verbraucher*innen und ihre Grundrechte geschützt werden. Das Gesetz regelt den Umgang mit rechtswidrigen Inhalten und Produkten und soll Hetze und Desinformation im Internet einen Riegel vorschieben. Soziale Netzwerke, Hosting-Dienstleister, Online-Marktplätze, App-Stores und andere Anbieter sogenannter Vermittlungsdienste werden durch das EU-Gesetz zu Transparenz und Verantwortung verpflichtet. Beispielsweise ist gezielte Werbung für Minderjährige verboten, ebenso dürfen Werbeanzeigen nicht auf Religion oder sexuelle Orientierung abzielen. Eine Werbeanzeige muss zudem nicht nur als solche gekennzeichnet sein, auf den Plattformen muss außerdem erkennbar sein, welches Unternehmen für die Werbeanzeige verantwortlich ist. Illegale Inhalte können außerdem künftig schneller entfernt werden.  

Nicht nur Verbraucher*innen, auch E-Commerce-Anbieter und Marken profitieren von den neuen Regelungen: So schreibt das DSA unter anderem vor, dass Online-Plattformen – zum Beispiel Marktplätze – zuvor die Identität von Anbietern feststellen müssen, wenn diese dort Waren oder Dienstleistungen an Konsument*innen verkaufen möchten. Das dürfte die Produkt- und Markenpiraterie im Netz erschweren. Zusammen mit dem Digital Markets Act (DMA) und dem Artificial Intelligence Act (AI Act) könnte es dem Gesetzgeber tatsächlich gelingen, für das Internet und die Künstliche Intelligenz in Europa sinnvolle Leitplanken zu etablieren.   

Schön gehört? 

In dieser Woche startet ChatGPT-Anbieter OpenAI seinen GPT Store. Jede*r ChatGPT-Plus-Nutzer*in kann eigene Chatbots bauen und sie im Store mit anderen teilen. Programmierkenntnisse sind dafür nicht erforderlich. Entwickler*innen haben die Möglichkeit, ihre GPTs als öffentlich zu markieren oder nur via Link zugänglich zu machen. Künftig sollen Anbieter über den Store mit ihren GPTs auch Geld verdienen können. Diese Entwicklung dürfte im Laufe des Jahres an Fahrt aufnehmen und könnte zum Wettbewerb für die etablierten App-Stores werden. 

Bereits in der vergangenen Woche hat Google begonnen, Drittanbieter-Cookies abzuschalten. In einem ersten Schritt testete der Online-Gigant seine neue „Tracking Protection“-Funktion, mit der ein Zugriff von Websites auf Drittanbieter-Cookies standardmäßig beschränkt wird. Die Teilnehmenden an diesem Test – zunächst ein Prozent aller Chrome-Nutzer*innen – wurden per Zufallsprinzip ausgewählt. Geplant ist, in der zweiten Jahreshälfte 2024 die Cookies für alle Nutzer*innen abzuschaffen. 

Übrigens: Ab dem kommenden Monat erreichen Werbetreibende in Streaming-Inhalten ein größeres Publikum, denn ab dem 5. Februar werden Streams im regulären Angebot von Amazon Prime mit Werbung ausgespielt. Die zusätzlichen Einnahmen sollen es dem milliardenschweren Onlinekonzern ermöglichen, weiterhin in Entertainment und Live-Sportinhalte zu investieren.  Zuschauer, die Streams auch künftig ohne Werbeunterbrechung sehen möchten, müssen 2,99 Euro pro Monat extra zahlen. Ist das der endgültige Durchbruch für werbefinanziertes Streaming? Warten wir es ab. 

In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert!

(kaz) ist Fachjournalist für digitales Marketing. Seit Mitte der Nullerjahre begleitet er mit seinen Artikeln die rasanten Entwicklungen der Online-Werbebranche. Der Maschinenraum der Marketing-Technologien fasziniert ihn dabei ebenso wie kreativ umgesetzte Kampagnen. Der freie Autor lebt und arbeitet in Berlin.