Alibaba und das Jahr des Schweins: Chinas E-Commerce-Nummer-eins feiert furioses Börsencomeback

Seit Monaten befindet sich Alibaba in Sippenhaft des Handelsstreits zwischen China und den USA. Die Aussicht auf Strafzölle, eine Einschränkung des Welthandels und eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im Reich der Mitte haben dem wertvollsten Konzern Chinas im letzten Jahr an der Börse zugesetzt. 2019 folgt die Wiederauferstehung: Seit Jahresbeginn zählt Alibaba zu den stärksten Aktien der Welt.
Alibaba-Zentrale in Hangzhou: Der Konzern wächst mit atemberaubender Geschwindigkeit

Die Alarmsignale kamen zuletzt im Wochentakt. Chinas Wirtschaftswachstum verlangsamt sich weiter und fiel zuletzt auf den tiefsten Stand seit 28 Jahren. Der Handelsstreit mit den USA eskaliert immer weiter – und drohte zuletzt auf die Dickschiffe der Weltwirtschaft zu treffen.

Kein Wunder, dass Aktionäre der wertvollsten chinesischen Unternehmen im vergangenen Jahr in Deckung gingen. 2019 jedoch scheint der Wind komplett zu drehen, nachdem sich eine geopolitische Entspannung andeutet. China-Aktien erlebten seit Jahresbeginn ein wundersames Comeback.

Alibaba ist bereits wertvoller als Facebook

Ganz vorne dabei: Der wertvollste Konzern aus dem Reich der Mitte. Wie aus „1001 Nacht“ erlebt Alibaba ein wahres Börsenmärchen. In den gerade mal neun Wochen seit Jahresbeginn haben Anteilsscheine von Alibaba um spektakuläre 37 Prozent zugelegt.

Der Unternehmenswert des E-Commerce-Giganten aus Hangzou legte im Zuge der massiven Börsenrally in den ersten zwei Monaten des Jahres um mehr als 100 Milliarden Dollar zu. Lohn der Kurszuwächse: Mit einer Marktkapitalisierung von 485 Milliarden Dollar ist Chinas Internet-Champion bereits mehr wert als Facebook und nach dem Börsenwert bereits zum fünftwertvollsten Unternehmen der Welt aufgestiegen.

Bereits eine Milliarde Alipay-Nutzer

Der Optimismus der Anleger kommt nicht von ungefähr: Ende Januar konnte der Online-Marktplatz-Betreiber für das abgelaufene Weihnachtsquartal das bemerkenswerte Umsatzwachstum von 41 Prozent mit Erlösen jenseits der Marke von 17 Milliarden Dollar ausweisen – und dabei bereits stolze 4,5 Milliarden Dollar verdienen.

Noch beeindruckender ist die schiere Größe, die die Geschäftsentwicklung bereits erreicht hat: Per Ende vergangenen Jahres verzeichnete Alibaba 699 Millionen monatlich aktive Mobil-Nutzer auf seinen Plattformen. Mehr noch: Der Bezahldienst Alipay durchbrach zu Jahresbeginn gar die historische Nutzermarke von einer Milliarde.

Marketingaktionen zum Jahr des Schweins

Entsprechend unumgänglich ist der größte Handelsplatzbetreiber für Markenunternehmen zum chinesischen Neujahrsfest, das traditionell Anfang Februar gefeiert wird. Seit Langem ist das größte chinesische Fest eine wichtige Marketingzeit für Luxusmarken, um eine engere emotionale Verbindung zu chinesischen Verbrauchern aufzubauen.

Immer mehr Marken bringen um diese Jahreszeit besondere Artikel oder neue Crossover-Kooperationen auf den chinesischen Markt. So haben Modehäuser von Bottega Veneta über Marni bis Tod’s anlässlich des neuen Jahres – das  „Jahr des Schweins“ – exklusive Kollektionen lanciert und nutzten den Luxury Pavilion auf Alibabas Tmall, um ihre Kunden zu erreichen.

Film-Hit mit „The Wandering Earth“ und Peppa Pig

Alibabas Ökosystem begleitet die chinesischen Verbraucher zum Neujahrsfest inzwischen in den verschiedensten Bereichen – von exklusiven Shopping-Angeboten über vorgekochte Mahlzeiten bis hin zu Filmpremieren.  So landete Tochterunternehmen Alibaba Pictures mit „The Wandering Earth“ einen der größten Hits in der chinesischen Filmgeschichte.

Der Anfang Februar gestartete Science-Fiction-Film spielte bis heute mehr als 600 Millionen Dollar ein. Mehr noch: Die Feierlichkeiten rund um das chinesische Neujahrsfest nutzte Alibaba auch zu einem zweiten Kassenschlager mit dem animierten Spielfilm „Peppa Celebrates Chinese New Year“. Im Zentrum steht – passend zum Jahr des Schweins – das Schweinchen Peppa Pig, bekannt aus der britischen Zeichentrick-Serie.

Wie gut sich Alibabas Geschäfte im wichtigsten Dreimonatszeitraum des Jahres entwickelt haben, dürften Anleger erst Anfang Mai bei Vorlage der nächsten Quartalszahlen erfahren. Analysten bleiben unterdessen optimistisch: Die Großbanken Barclays und Goldman Sachs sprachen zuletzt Kaufempfehlungen mit Kurszielen von 200 bzw. 234 Dollar aus, die deutlich über dem aktuellen Kursniveau liegen.