„Es ist wichtig, global zu denken, aber lokal zu handeln“ 

Der Marketing Club Düsseldorf wird 70. Zum Jubiläum zeichnet er „Marketing-Champions“ aus der Region aus. Stephan Rahn, Vorstand und Sprecher des Clubs, über exzellente Unternehmen, die Vorteile von Lokalität und Marketing-Clubs.
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Stephan Rahn ist Kommunikations- und Markenchef EMEA des amerikanischen Technologieunternehmens 3M. Daneben ist er als Vorstandsmitglied und Sprecher des Marketing Club Düsseldorf tätig.  (© Stephan Rahn)

Herr Rahn, der Marketing Club Düsseldorf feiert im März sein 70-jähriges Bestehen. Im Zuge dessen sollen sieben Düsseldorfer Marketing-Champions ausgezeichnet werden. Worum geht es genau? 

Am 5. März werden wir anlässlich unseres Jubiläums eine Eventserie in Düsseldorf starten. Wir haben uns entschieden, von der traditionellen Gala abzusehen. Stattdessen wollen wir uns bei den Marketingchampions in Düsseldorf bedanken, indem wir ihnen eine große Bühne geben.  

 Wie sieht diese große Bühne aus? 

Wir wollen Marketingpersönlichkeiten, Weltmarken und Unternehmen auszeichnen, die unsere Heimatstadt Düsseldorf geprägt haben. Dafür haben wir sieben Kategorien identifiziert, die für uns von besonderer Bedeutung sind. Sie reichen von „Innovativ in der Transformation“ bis hin zu „Exzellentem Kundenerlebnis“ und „Zukunftsmachern“. Dieses Jubiläumsjahr nutzen wir, um unsere Sichtbarkeit zu erhöhen und zu zeigen, dass wir dort sind, wo im Marketing die Musik spielt. Die Gewinner*innen werden im Laufe des Jahres in Champion-Veranstaltungen geehrt. 

Was macht eine große Markenpersönlichkeit oder ein exzellentes Unternehmen aus?  

Eine starke Marke zeichnet sich durch ihre Fähigkeit aus, die Werte, die für ihre Zielgruppe wichtig sind, auf eine einzigartige Art und Weise zu verdichten und erlebbar zu machen. Es geht nicht nur um den Bekanntheitsgrad oder den wirtschaftlichen Wert einer Marke, sondern vielmehr darum, wie einzigartig, konsistent und authentisch sie ihre Kernwerte vermittelt. Die Stärke einer Marke ist eine subjektive Einschätzung. Eine Marke, die mir persönlich am Herzen liegt, ist zum Beispiel eine schwedische Firma für Schleifgeräte. Ihre Stärke liegt nicht in ihrer Größe, sondern in der einzigartigen Qualität ihrer Produkte, ihrer Kommunikation und ihren Serviceleistungen. Dieser Marke fühle ich mich verbunden, sie ist für mich wie ein guter Freund.

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Im Rahmen der Jubiläums-Eventserie wird am 05. März mit 3M der erste Champion – in der Kategorie „Innovativ in der Transformation“ – ausgezeichnet. (© Marketing Club Düsseldorf)

Gilt das auch in einem gesättigten Markt? 

In einem gesättigten Markt ist die Differenzierung eine Herausforderung, aber es gibt immer Möglichkeiten, sich abzuheben – sei es durch überlegenen Kundenservice, einzigartige Zusatzleistungen oder eine starke Netzabdeckung, wie im Fall der Telekom. Selbst in einem Markt, in dem technische Innovationen schwer zu erzielen sind, können Marken durch emotionale Differenzierung und durch kraftvolle Kampagnen, einen Unterschied machen. Es geht darum, die eigenen Stärken zu kennen und mutig einen eigenen Weg zu gehen, anstatt opportunistisch jedem Trend hinterherzulaufen.  

Wie wichtig ist es für Marken, sich weiterzuentwickeln und auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren?  

Eine starke Marke dient oft als Orientierungspunkt für ihre Kund*innen und kann sogar einen Anstoß zur persönlichen Weiterentwicklung geben. Es ist entscheidend, dass eine Marke die Bedürfnisse und Werte ihrer Zielgruppe versteht und reflektiert, um langfristig relevant zu bleiben. 

Sie haben erwähnt, dass Sie der Stadt Düsseldorf etwas zurückgeben wollen. Wie wichtig ist Lokalität im Marketing?  

Im Rahmen des Marketing Club Düsseldorf spielt Lokalität eine entscheidende Rolle. Unsere Mitglieder legen großen Wert darauf, sich mit den lokalen Größen und bedeutenden Unternehmen der Stadt, wie beispielsweise Henkel, zu vernetzen. Diese lokale Verankerung ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Identität und bietet einen Vorteil, den wir gegenüber globalen Nachrichten und Trends bewusst nutzen und schätzen. 

In der heutigen globalisierten Welt: Wie wichtig ist es für ein Unternehmen, die Balance zwischen Lokalität und Internationalität zu halten?  

Ein globales Unternehmen kann nicht nur einseitig aus einer lokalen oder globalen Perspektive geführt werden. 3M war früher ein weltweites Konglomerat von vielen autonomen Landesgesellschaften. Heute ist das anders, etwa in der Kommunikation: Wir entscheiden global, wie wir in verschiedenen Märkten auftreten, aber es ist unerlässlich, dass wir unsere Strategien lokalisieren und sie damit für die Kunden relevanter machen. Zum Beispiel ist Künstliche Intelligenz dieses Jahr ein wichtiges Thema für uns, aber unsere deutschen Kunden interessieren sich dafür, was das konkret in Deutschland bedeutet.  

Also geht es darum, sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene sichtbar und relevant zu sein?  

Es ist wichtig, global zu denken, aber lokal zu handeln. Als Weltkonzern müssen unsere Strategien weltweit konsistent sein, aber sie müssen auch die lokalen Bedürfnisse und Besonderheiten berücksichtigen.  

Der Marketing Club Düsseldorf wird 70 Jahre – eine stolze Zahl. Dennoch ist die Marketingwelt nicht dieselbe, auch sie hat sich zunehmend segmentiert. Welchen Stellenwert haben MarketingClubs heute noch? 

Marketing Clubs sind heute wichtiger denn je. In einer Welt, in der wir zunehmend digital und entfernt voneinander arbeiten, bieten sie eine Plattform für den persönlichen Austausch und das Networking. Sie halten uns auf dem Laufenden über die neuesten Diskussionen und Entwicklungen im Marketing. Ohne diesen Austausch würden wir riskieren, in der Flut neuer Informationen und Trends unterzugehen. Persönlich schätze ich die Möglichkeit, bei Veranstaltungen direktes Feedback und neue Ideen zu sammeln.  

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.