Beziehen sie Stellung!

Sie wollen eine andere Zukunft? Dann beziehen Sie Stellung. Warum Haltungskommunikation von Führungskräften zur unternehmerischen Verantwortung gehört.
Haltungskommunikation, Kolumne Briand
Die Kolumnistin ist Partnerin Creative Consulting bei Deloitte Digital und unterstützt seit über 20 Jahren Führungskräfte und Organisationen bei der Kommunikation. (© Thorsten Jochim, Montage: Olaf Heß)

Die Zukunft wird aus Mut gemacht. Und die Gegenwart durch Haltungskommunikation verändert. Klar und deutlich Stellung zu beziehen, sollte zur Verantwortung moderner Führungskräfte gehören. Denn die Kräfte gegen Toleranz, Weltoffenheit und Menschlichkeit sind zu stark geworden. Womit wir bei der AfD wären.  

Mit großer Sorge sehe ich das Erstarken der rechtspopulistischen Parteien in Deutschland und Europa. Mit kleiner Freude nehme ich gleichzeitig wahr, dass sich einige CEOs und Board Members trauen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Es gibt mutige Menschen im Topmanagement, etwa bei Porsche, EnBW oder Evonik, die in sozialen oder klassischen Medien ihre Stimme lautstark gegen die AfD erheben und vor Nationalismus und Populismus warnen. Und für die Freiheit eintreten. 

Haltung zeigen, Wohlstand sichern 

Bitte mehr davon. Denn, was gibt es zu verlieren? Bedenkenträger*innen, die gerne Interviews und Pressetexte strategisch (im Sinne von … ja wem eigentlich?!) weichspülen, werden jetzt sagen: viel. Ich meine dagegen: Es gibt viel zu gewinnen. Einzutreten für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, Menschenrechte und damit gegen die AfD, ist nicht nur notwendig, sondern eine unternehmerische Pflicht im Tagesgeschäft von Menschen mit Meinung, Einfluss und Reichweite.  

Das sind CEOs – sorry für diesen Anflug von Pathos – unserer Volkswirtschaft, unserer Gesellschaft und unserer Zukunft schuldig! Denn die AfD gefährdet nicht „nur“ die Demokratie, sondern auch Wohlstand und Arbeitsplätze. Es sollte also das ureigene Interesse an der Spitze von Wirtschaftsunternehmen sein, die Zukunft des eigenen Unternehmens zu sichern. Weltmarktführer können mit Haltungskommunikation die Welt und die Märkte da draußen beeinflussen.  

Weltoffenheit als Geschäftsmodell 

Keine steile These: 100 Prozent aller Dax-40-Vorstände würden wohl zustimmen, dass sich die Werte des Konzerns keinesfalls mit den Werten der AfD vereinbaren lassen. Gleiche gilt sicher für das Gros der Familienunternehmer*innen. Denn Weltoffenheit, Toleranz und Respekt sind glücklicherweise Teil der gelebten Kultur vieler erfolgreicher Unternehmen in unserem Land. 

Ich möchte alle Führungskräfte in diesem Land anspornen, mutig zu sein. Daher meine Bitte: Zeigen Sie Haltung, beziehen Sie klar Stellung. Treten Sie ein für die Werte, die wichtig sind. Sie werden sehen: das wirkt. Nach innen und nach außen. Die Stakeholder (von Mitarbeitenden über Investor*innen bis zu Kund*innen) werden es Ihnen danken. Spätestens in der nahen Zukunft, wenn wir hoffentlich gemeinsam zurückschauen und sehen werden, wie wir als Gesellschaft den Worst Case abwenden konnten. Auch dann wird man sich daran erinnern, wer damals in den Jahren 2023/24 Haltung gezeigt hat, um unsere Freiheit zu verteidigen.  

Auch durch Schweigen kann man Politiker*innen an die Macht helfen. Das sollten wir niemals vergessen. 

Virginie Briand ist Partnerin Creative Consulting bei Deloitte Digital. Die Kolumnistin unterstützt seit über 20 Jahren Führungskräfte und Organisationen bei der Kommunikation.