Gute Ideen und grüne Kampagnen 

Google lässt uns mit einem kleinen Dreh Millionen Tonnen CO₂ einsparen. Max Viessmann schreibt – vielleicht – Innovations-Geschichte. Und das Wirtschaftsministerium wirbt für die grüne Industrie.
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Wer die kraftstoffsparende Route wählt, tut etwas gegen den Klimawandel. (© Unsplash)

Im Future Sustainability Talk des “Tagesspiegel” mit hörenswerten Gästen aus Politik und Wirtschaft ging es am Dienstag um die Frage, wie sich Technologie bestmöglich gegen den Klimawandel und für mehr Nachhaltigkeit einsetzen lässt. Die Runde besprach KI und Digitalisierung, Dekarbonisierung und Datenschutz, Cybersecurity und China. Den Punkt für „Kleine Maßnahme – große Wirkung“ machte dabei ganz klar Anna Naether, Government Affairs and Public Policy Managerin (hui, was für eine Jobbezeichnung!), von Google Deutschland. Und zwar mit ihrem Hinweis auf die ressourcensparenden Routenvorschläge bei Google Maps.  

Der Konzern hatte die Vorschlagsoption für die kraftstoffsparenden Routen 2021 zunächst in den USA eingeführt, seit August 2022 gibt es sie auch in Deutschland. „Damit erreichen wir einen riesigen Skalierungseffekt“, berichtet Naether. Tatsächlich: Wenn von den weltweit rund eine Milliarde Google Maps-Nutzer*innen pro Monat nur ein Bruchteil auf die nachhaltigere Route umsteigt, ist richtig viel gespart. 

Google selbst schätzt, „dass kraftstoffsparende Routen auf Google Maps das Potenzial haben, global über eine Million Tonnen CO₂-Emissionen pro Jahr zu vermeiden“. Das ist mal ein schönes Beispiel dafür, wie ein Unternehmen mit einem intelligenten Angebot Kundennutzen und Nachhaltigkeit verbindet. Hier also mal ein ehrliches: Chapeau, Google! (Über Eure Sünden reden wir dann wieder ein anderes Mal.) 

Ein cooler Move, Viessmann! 

Viessmann wurde für den Verkauf seiner Klima-Sparte an den US-Konzern Carrier gelobt, bemitleidet und vor allem: gescholten. Manche sahen darin gar ein Fanal für den Niedergang der deutschen Industrie. Nun könnte Max Viessmann der ganzen Geschichte noch einen hoch interessanten Dreh geben: Das Handelsblatt schreibt – in schönster Konjunktiv-Manier –, der Chef des hessischen Heizungsbauerunternehmens erwäge die Gründung eines neuen Klimatech-Fonds.  

Rund neun Milliarden Euro aus dem Verkaufserlös könnten demzufolge in einen Fonds fließen, „über den Viessmann sich an Start-ups beteiligen könnte, die sich dem Kampf gegen die Erderwärmung verschrieben haben“. Sollte sich das Gerücht bestätigen, wäre das ein sehr cooler Move. Und ein schöner Beweis dafür, dass die Industrie in diesem Land nicht im Niedergang begriffen ist, sondern, zumindest in Teilen, hoch innovativ, flexibel und zukunftsgewandt. 

Eine neue Kampagne für Deutschlands grüne Industrie 

An den Industriestandort Deutschland glaubt auch – schon von Berufs wegen – das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). „Wer, wenn nicht hier?“, lautet die Devise der neuen Kampagne des Ministeriums. Verantwortlich ist die Hirschen Group, die schon im März den Etat des BMWK für die kommenden vier Jahre verteidigte. “Deutschland kann grüne Industrie!”, ist die selbstbewusste Botschaft der Kampagne. Sie präsentiert Macher*innen aus Chemie, Bauwirtschaft, Elektro- und Stahlindustrie sowie produzierendem Gewerbe. „Viele deutsche Industriebetriebe haben bereits mit der Transformation begonnen“, erklärt Leonie Mayer, verantwortliche Strategin bei der Hirschen-Agentur Ressourcenmangel. „Sie zeigen: Es geht. Ihnen soll die Kampagne Wertschätzung entgegenbringen. Und allen anderen das Selbstbewusstsein und den Mut verleihen, es ihnen gleich zu tun.“ Zur Kampagne gibt es übrigens auch eine passende Website mit wissenswerten Fakten und Förderprogrammen rund um die grüne Transformation. 

Während das BMWK also vorbildlich die Vorteile der klimafreundlichen Industrie kommuniziert, sieht es bei den Greentech-Unternehmen damit sehr mau aus: Der brandneue Green-Tech Report der Agentur Frauwenk befasst sich damit, wie die Branche in Kommunikation und Außendarstellung aufgestellt ist. Er kommt unter anderem zu dem Schluss: Nur 15 der 141 untersuchten Unternehmen kommunizieren schon sehr gut. Mehr als 50 Prozent von ihnen befinden sich in puncto Kommunikation und PR noch im Aufbau. Leere Newsrooms und unregelmäßig bespielte Blogs zeigen: Hier gibt es für Marketingkommunikationsprofis noch alle Hände voll zu tun. Was ja eine durchaus gute Nachricht ist. 

Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!  

(vh, Jahrgang 1968) schreibt seit 1995 über Marketing. Was das Wunderbare an ihrem Beruf ist? „Freie Journalistin mit Fokus auf Marketing zu sein bedeutet: Es wird niemals langweilig. Es macht enorm viel Spaß. Und ich lerne zig kluge Menschen kennen.“