Steinbrück im Online-Ranking knapp vor Merkel

Am Sonntag ist Bundestagswahl. Die Wahlwerbung verlagert sich zunehmend ins Internet, und so hat das Deutsche Institut für Marketing die Online-Präsenz der Spitzenkandidaten in diesem Kommunikationskanal analysiert. Auch hier zeigt sich an der Spitze ein Zweikampf zwischen der amtierenden Kanzlerin und dem Herausforderer Peer Steinbrück. Die Spitzenkandidaten der verschiedenen Parteien setzen allerdings sehr unterschiedliche Schwerpunkte bei der Nutzung des Mediums Internet.

Das Ergebnis der Analyse durch das Deutsche Institut für Marketing zeigt der DIM Online-Reichweiten-Index, kurz ORI, auf. Dieser ermittelt die Positionen der Spitzenkandidaten nach unterschiedlichen Kennzahlen bezüglich des Einsatzes von Online-Kommunikationskanälen, deren Reichweite und die Aktivität der Kandidaten auf den von ihnen bespielten Kanälen. Durch unterschiedliche Messzahlen und Gewichtungen konnte so ausgemacht werden, wie gut die jeweiligen Spitzenkandidaten online agieren.

Steinbrück bedient mehr Kanäle als Merkel

Der politisch größte Rivale der Bundeskanzlerin, Peer Steinbrück (SPD), belegt im Vergleich den ersten Platz und erreicht insgesamt 40 Punkte. Er bedient nahezu alle Kanäle, die ein Spitzenkandidat momentan während des Wahlkampfes bespielen sollte. Lediglich der Video-Plattform Youtube schenkt er keine Beachtung. Seine Online-Reichweite wird zu 42 Prozent von der eigenen Website beeinflusst, unterstützt durch Facebook (27 Prozent), Twitter (28 Prozent) und Google+ (3 Prozent).

Angela Merkel (CDU) bedient im Gegensatz zum Führenden nur zwei der fünf Kommunikationskanäle. Die Bundeskanzlerin erreicht 39 Punkte, die mit 77 Prozent größtenteils aus der Reichweite der Website und zu 23 Prozent aus ihrem Facebook-Auftritt resultieren. Die hohen Platzierungen in den Suchmaschinenrankings heben die Kanzlerin somit auf die zweite Position.

Grüne und Linke setzen auf soziale Netzwerke

Den dritten Platz belegt Gregor Gysi (Die Linke), indem er sich vorwiegend auf die sozialen Kanäle fokussiert. So trägt seine Website nur 25 Prozent zur Gesamtergebnis von 37 Punkten bei, während Facebook (41 Prozent), Twitter (3 Prozent) und Google+ (31 Prozent) zusammen 75 Prozent seiner Online-Reichweite ausmachen.

Ähnlich verhält es sich bei Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), auch sie setzt auf Social Media, um potenzielle Wähler im Web zu erreichen. Mit einem Google+-Auftritt (34 Prozent), der Facebook-Fanpage (18 Prozent) und Twitter (15 Prozent) nutzt sie das hohe Potential der sozialen Medien. Ihre Website trägt nur 34 Prozent zur Gesamtpunktzahl von 33 Punkten bei.

Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen) tut es seiner Kollegin gleich. Er nutzt vier von fünf der betrachteten Kommunikationskanäle im Netz. Auch seine Website trägt mit 34 Prozent von insgesamt 33 Punkten im Vergleich wenig zur Online-Reichweite bei. Im Gegensatz dazu trägt Social Media durch seine Auftritte bei Facebook (13 Prozent), Twitter (19 Prozent) und Google+ (34 Prozent) 66 Prozent zu seinem Gesamtergebnis bei.

Brüderle ohne eigene Domain

Gysis Parteifreunde Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch erreichen nur wenige Punkte bei der Nutzung von Social Media. Dadurch nimmt die Website einen relativ großen Anteil an dem jeweiligen Gesamtergebnis ein. Während Sahra Wagenknecht noch drei Plattformen nutzt, Website (82 Prozent), Facebook (12 Prozent) und Twitter (6 Prozent), ist Dietmar Bartsch nur auf zwei Kanälen präsent – Website (79 Prozent) und Facebook (21 Prozent). Bei einer Website mit geringer Reichweite ergeben sich so nur niedrige Indexwerte.

Die Alternative für Deutschland (AfD) schickt Bernd Lucke als ihren Spitzenkandidaten ins Rennen. Auf dem vorletzten Platz glänzt er mit vier Punkten jedoch nicht, was seine Online-Reichweite angeht. Lediglich auf zwei von fünf Kanälen ist er vertreten. Seine vier Punkte im Endergebnis erreicht er zu 67 Prozent mit Facebook und zu 33 Prozent durch Twitter.

Das Schlusslicht bildet Rainer Brüderle (FDP) mit zwei Punkten. Das liegt zum einen daran, dass er bei den sozialen Kanälen nur Facebook bedient und Twitter, Google+ sowie Youtube unbeachtet lässt. Zum anderen besitzt er keine eigene Website, sondern lediglich eine Unterseite auf der Parteidomain. Solche Seiten fließen allerdings nicht in den Index mit ein. Die Gesamtpunktzahl von drei Punkten wird daher zu 100 Prozent durch seine Facebook-Fanpage erreicht.

(DIM/asc)