Stelle ausschreiben und abwarten – das war einmal. Wer heute gutes Fachpersonal anziehen möchte, muss im Personalmanagement neue Wege gehen. „In Zeiten des Fach- und Führungskräftemangels müssen deutsche Unternehmen wesentlich mehr tun, um für hochqualifizierte Mitarbeiter zu werben“, erklärt Prof. Andreas Kiefer, Vorsitzender der Geschäftsführung des HR-Dienstleisters ADP Deutschland.
ADP analysierte im Rahmen einer Studie zur Social-Media-Nutzung im Personalbereich die Karrierewebseiten und Social Media-Auftritte von 87 Unternehmen. Das Ergebnis: Deutsche Unternehmen müssen im Social Web deutlich nachbessern.
Finanz- und Versicherungsbranche weit vorn
Mitte vergangenen Jahres stellte ADP seine erste Studie zur Social-Media-Nutzung von Unternehmen vor. Bereits damals kam heraus: Nur 16 Prozent der deutschen Unternehmen haben eine Social-Media-Strategie für ihr Personalmanagement. In seiner aktuellen Social Media Reputation Analysis untersuchte ADP nun die Internet- und Social-Media-Seiten von Unternehmen anhand von 120 Kriterien. Durch ein Punktesystem wurden sie anschließend bewertet. Verglichen wurden Unternehmen in den Branchen Finanzen und Versicherungen, produzierende Industrie, Groß- und Einzelhandel, Dienstleistung und Beratung, IT und Telekommunikation sowie öffentlich-rechtliche Institutionen.
Mit 2.801 von maximal zehntausend erreichbaren Punkten erhält die Finanz- und Versicherungsbranche die mit Abstand höchste Bewertung in Sachen Auftritt und Reputation im Internet. Neben Karrierewebseiten wurden hier besonders die sozialen Netzwerke und andere Social-Media-Kanäle verwendet. Im Mittelfeld befindet sich die Handelsbranche (1.772 Punkte), der Dienstleistungs- und Beratungsbereich (1.574 Punkte) und die produzierende Industrie (1.484 Punkte). Alle drei nutzen die sozialen Medien noch sehr wenig. Das überraschende Schlusslicht bildet die IT- und Telekommunikationsbranche mit 1.374 Punkten.
Videos versprechen hohen Nutzen bei geringem Aufwand
Ein Vergleich der genutzten Online-Medien zeigt, dass mit 39 Prozent der möglichen Punktzahl die Unternehmens- beziehungsweise Karrierewebseiten klar an erster Stelle liegen. Hier werden die meisten Personalinformationen mitgeteilt. „Der Fokus vieler Unternehmen liegt mit Abstand auf der eigenen Karrierewebseite. Potenzielle Interessenten müssen diese aber erst einmal finden“, sagt Prof. Dr. Walter Gora, der für die Durchführung der Studie verantwortlich zeichnete.
Darauf folgen die sozialen Netzwerke (Facebook, Xing, Linkedin, Google+) mit 14 Prozent und die sozialen Medien Twitter, Youtube und Flickr mit 13 Prozent. Dabei bietet Youtube laut Gora eine günstige und einfach zu bedienende Plattform für Image-Videos und HR-Informationen. „Der Aufwand für HR-bezogene Videos ist relativ gering, der Nutzen und die Attraktivität aber sehr hoch.“
Arbeitgeber-Bewertungsplattformen noch unbekannt
Auch Twitter haben deutsche Unternehmen kaum auf dem Radar, um HR-Informationen und Stellenangebote zu streuen. Wenig genutzt werden ebenfalls Arbeitgeber-Bewertungsplattformen (Kununu, Bizzwatch, Jobvoting, Meinchef, Meinpraktikum) mit sechs Prozent. Obwohl zunehmend Bewertungen und Kommentare auf Arbeitgeber-Bewertungsportalen vorhanden sind, nutzen die Unternehmen diese Plattformen noch nicht aktiv. Laut Gora ein folgenschwerer Fehler: „Viele HR-Leiter unterschätzen immer noch den Einfluss von Arbeitgeber-Bewertungsplattformen auf potenzielle Bewerber. Schlechte oder hämische Kritiken haben unmittelbare Auswirkungen auf das Image des Unternehmens bei Bewerbern unter 35 Jahren.“
(ADP/asc)