Schöne alte Welt

New Work soll es also richten. Und früher? Da gab es nur Arbeit, Arbeit, Arbeit. War aber auch okay. Vier (nicht ganz ernst gemeinte) Gründe, warum wir Old Work noch vermissen werden.
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Auch diese flache gelbe Scheibe war mal ein Teil der Arbeitswelt. Lang ist's her. (© Stocksy)

Stilvoller Dresscode

Wenn man heute durch die Büros dieses Landes wandelt, fällt einem sofort die geballte Persönlichkeit ins Auge, die Arbeitnehmer*innen mit ihrem Verständnis von „Mode“ auszudrücken versuchen. Geht halt nur meistens schief. Statt dieser kunterbunten, unischwarzen oder I-don’t-give-a-fuck-Outfits wurden früher Anzug und Krawatte von den Herren sowie knielanger Rock oder Hosenanzug von den Damen gefordert. Nach Maß, versteht sich. Freitags gab es dann – für die wirklich wilden Schreibtischtäter*innen – den „Casual Friday“. Maximal die Bluejeans durften dann getragen werden. Mehr Freiheit hat auch Westernhagen nicht gekannt.

Der Charme der Bürokratie

Formulare, Anträge, Genehmigungen – in der alten Arbeitswelt wurde die Kunst der Bürokratie noch wertgeschätzt. Wie viel Zeit man doch mit entspanntem Lochen, Abheften und Aktenwälzen verbringen durfte. Und heute? Volle E-Mail-Postfächer, unkoordiniertes Wühlen durch virtuelle Ordner, nervige Piepstöne von Chatprogrammen –direkte Kommunikation soll ja effizienter sein, heißt es. Wenigstens gibt es immer noch einzelne Bastionen der Ruhe, in denen ein Faxgerät als Neuland gilt. Haltet durch, ihr Hüter*innen antiken Wissens!  

Unberechenbare Arbeitszeiten

Warum sollten Arbeitszeiten vorhersehbar sein? In der alten Welt gab es den magischen Moment kurz vor Feierabend, an dem man mit Arbeitsanfragen überfallen wurde. So war zumindest sichergestellt, dass man nie vergaß, wer der Chef ist (richtig gelesen: „Chef“). Heute sorgen Life-Work-Balance, Homeoffice oder Überstundenabbau für eine „Hafermilchgesellschaft“, wie es ein bekannter (und von meiner Zunft geliebter) Talkshow-Moderator kürzlich so treffend ausdrückte. Touché und Chapeau! 

Kaffeeküchenklatsch

Früher wurde Lästern noch als sozialer Kleber verstanden. Man findet gemeinsame Feinde und macht sie fertig, und zwar nach allen Regeln der Kunst. Mobbing? Wir kannten höchstens Mopping, und das wurde von der Putzkraft nach Feierabend gemacht. Da konnte man noch froh sein, nicht selbst schrubben zu müssen. Heute räumt man hinter sich selbst weg. Man stelle sich vor … 

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.