Ken Mainardis von Getty Images über Olympia, Wirkung von Fotos und neue Robottic-Technologie

Die Olympischen Spiele sind im vollen Gange und Deutschland liegt im Medaillenspiegel mittlerweile auf Platz fünf. Die USA liegt schon fast uneinholbar auf Platz eins. Ken Mainardis ist Vice President, Sports Imagery and Services bei Getty Images und spricht mit der absatzwirtschaft über Sportfotografie, die Wichtigkeit für das Marketing und sein persönlich wichtiges Sportbild.
Ken Mainardis (© Getty Images 2016)

Welches Sportbild hat dieses Jahr zu einem sensationellen Sportjahr gemacht?

BORDEAUX, FRANCE - JULY 02: Thomas Mueller of Germany celebrates his team's win through the penalty shootout during the UEFA EURO 2016 quarter final match between Germany and Italy at Stade Matmut Atlantique on July 2, 2016 in Bordeaux, France. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Getty Images

Ein wunderbarer, offener Moment des deutschen Superstar Thomas Müller während der Euro 2016. Fotografen nehmen viele Fotos von Eindrücken und Feiern während einer großen Veranstaltung mit, aber die Persönlichkeit eines Sportlers in einem Bild zu erfassen, ist oft schwierig und selten. Dieses Bild fängt Müllers jugendhafte Leidenschaft für das Spiel gekonnt ein.

Haben Ihre Fotografen neue Kameratechniken wie Roboterkameras oder Drohnen bei den Olympischen Spielen und der Euro2016 benutzt?

Wir arbeiten intensiv an 360-Grad-Bildern. Jeder einzelne unserer Fotografen wird mit dieser Kamera neben der Standard-Kamera schießen. Es ist eine Technologie, bei der wir 2012 bei den Olympischen Spielen in London Pionierarbeit geleistet haben. Heute ist diese Technologie schon fast Standard. In Rio haben wir auch 20 Roboter-Kameras im Einsatz, die Leichtathletik, Gymnastik und Wassersport in zehn Spielstätten erfasst. So können nie zuvor gesehene Luft- und Unterwasserblick von großen sportlichen Momente eingefangen werden. Wir haben dazu noch zwei Unterwasser-Robotik-Rigs dabein– eine fürs Tauchen und fürs Synchronschwimmen und eine fürs Schwimmen. Diese beiden Unterwasser-Rigs sind die einzigen, die auf dem Planeten existieren, die Remote-Fotografie (per Kabel oder Funk ausgelöst) erlauben und so Aktionen unter Wasser in Echtzeit verfolgen können.

Welche Sportarten, Bilder und Ereignisse sind attraktiv für die kommerzielle Industrie?

Internationale Sportereignisse wie die Olympischen Spiele oder die Fußball-EM 2016 geben Marken die Möglichkeit, enorme Reichweiten zu generieren. Leistungssport-Fotografie erlaubt es den Unternehmen,  menschliche Höchstleistungen in Verbindung  mit ihrer Marke zu bringen – was offensichtlich von Vorteil ist. Die Bilder von großen Sportevents betrachten viele Unternehmen als hervorragende Marketing-Werkzeuge. Aus diesem Grund beobachten wir eine starke Zunahme der Lizenzierung unserer Berichterstattung in veranstaltungsreichen Jahren.

Was sind die drei wichtigsten Dinge, die getan werden müssen bevor Großereignisse beginnen?

Die Planung ist alles. Das wichtigste ist die richtige Technologie, die beste Fotoposition und den Veranstaltungsort gut zu kennen um sich darin bewegen zu können.

Wie schwierig ist es, den besten Moment der Euro2016 oder Olympia in einem Foto zu erfassen?

Es kann sehr schwierig sein. Es gibt sechs Elemente, die zusammen kommen müssen:

1. Es muss in dem richtigen Moment passieren – nicht in dem Moment vor oder nachdem der Athlet Gold gewonnen hat.

2. Es sollte einen Wow-Faktor geben. Das Foto muss eine andere Perspektive zeigen. Viele Menschen haben die Live-Übertragung eines Wettbewerbs gesehen, aber ein Fotograf kann eine andere Perspektive einnehmen, um das gleiche Ereignis anders zu präsentieren.

3. Die Spiele in der Gastgeberstadt zeigen. Die Bilder sollten dem Betrachter den visuellen Hinweis geben, dass dies die Rio-Spiele sind. Egal ob beim Volleyball am Strand der Copacabana oder beim Segeln vor dem Hintergrund der Stadt Rio

4. Ein Bild sollte immer die Geschichte von einem Moment erzählen können.

5. Speed ist alles. Heute ist die Geschwindigkeit, mit der ein Bild global ausgespielt wird, der Schlüssel zum Erfolg. Das Foto sollte immer  als das entscheidende Bild von diesem Moment in die Fotogeschichte eingehen. Bei Gettyimages.de können Fotos in weniger als 120 Sekunden nach dem Klicken der Kamera, zur Verfügung gestellt werden.

6. Andere ausschließen und aus dem Winkel fotografieren, aus dem kein anderer schießt.

Haben Sie ein persönliches Lieblings Olympia-Bild?

18 Oct 1968: Bob Beamon #254 of the USA breaking the Long Jump World Record during the 1968 Olympic Games in Mexico City, Mexico. Beamon long jumped 8.9 m (29 ft 2 1/2 in), winning the gold medal and setting a new world record. It is the first jump over 28 ft. The most famous long jump ever achieved: Bob Beamon of the United States takes off for a place in sporting history as he leaps 8.90 metres at the Mexico City Games of 1968. While the middle distance runners from the low level countries floundered in the thin air of Mexico City, those in the explosive events reached new peaks, none higher than Beamon, who added 58 centimetres to the world record with a jump aided by a wind of 2 metres per second the very limit of wind assistance. In Imperial measure terms it looked even more impressive since he missed out 28 feet, taking the record to 29 ft 2 ins. Yet Beamon never again managed a jump of 27 feet. It was twelve years before anyone else reached 28 feet (8.53 metres) and the record stood until 1991 when Mike Powell of the US leapt 8.95 metres in Tokyo to win the world title. His jump was at sea level and wind assistance of 0.3mps. Mandatory Credit: Tony Duffy /Allsport

Getty Images

Wir haben ein ganz besonderes Bild in unserem Archiv von den Spielen in Mexiko-Stadt 1968 von Fotograf Tony Duffy. Dieses Foto legt eigentlich die wesentlichen Grundlagen für Sportfotografie, die später Getty Images Sport wurde. Tony war im Urlaub in Mexiko-Stadt, besuchte die Olympischen Spiele und beobachtete Leichtathletik. Tony machte einen Schnappschuss von Bob Beamon den US-Amerikaner beim Weitsprung. Er versuchte damals den Weltrekord zu brechen. Duffy packte dann seine Kamera in die Tasche zurück und machte einfach weiter Urlaub. Wieder zurück in Großbritannien zeigte er das Bild seinen Freunden, die ihm sagten, dass er auf einer Goldmine saß und das Foto veröffentlichen sollte. Seitdem ist dieses Foto zu einem der kultigsten Olympischen Bilder in der Geschichte geworden.