Gedrückte Stimmung trotz Shoppinglust

Wenn Menschen mehr Geld fürs Shoppen ausgeben, ist das eigentlich eine gute Nachricht – ebenso, dass Werbemarkt ein Plus verzeichnet. Wenn doch nur das Wörtchen „wenn“ nicht wäre.
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Die derzeitige wirtschaftliche Schlitterpartie wirkt sich nicht nur auf den Konsum, sondern auch auf das Marketing für Mobile-Apps aus. (© Getty Images)

Es ist tatsächlich wieder Dezember. Händler fiebern den letzten wichtigen Umsatztagen des Jahres entgegen und Werbetreibende hoffen auf den Erfolg ihrer Weihnachtskampagnen. Doch der dürfte dieses Jahr eher durchwachsen ausfallen. Ein Viertel der Deutschen plant, dieses Jahr beim Weihnachtsgeschenkeshopping tiefer in die Tasche zu greifen, besagt eine aktuelle GfK-Analyse.

Das klingt zunächst gut, ist aber in Anbetracht der Inflation nicht überraschend. Insgesamt erwartet die GfK in diesem Jahr im Weihnachtsgeschäft ein Umsatzvolumen von 18,1 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 1 Prozent gegenüber 2022. Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung der der letzten zwölf Monate liegt das erwartete Weihnachtsgeschäft allerdings fast 3 Prozent unter dem des Vorjahres. Autsch.

Apple Search Ads – die Nummer Eins für App-Installationen

Die wirtschaftliche Schlitterpartie wirkt sich nicht nur auf den Konsum, sondern auch auf das Marketing für Mobile-Apps aus: Um satte 20 Prozent sanken die Werbebudgets für App-Installationen im dritten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das geht aus dem aktuellen Performance Index von AppsFlyer hervor.

Um Vermarktern die Entscheidung zu erleichtern, mit welchen Medienquellen sie unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen auf Android und iOS zusammenarbeiten können, wurden 11,5 Milliarden App-Installationen ­analysiert. Die Bewertung der Medienquellen erfolgte sehr detailliert und weist 11 Regionen und 22 App-Kategorien aus. Apple Search Ads (ASA) ist insgesamt die Medienquelle Nummer Eins. In allen Kategorien und in allen Regionen außer Lateinamerika belegt ASA den 1. Platz. Meta Ads folgt auf Platz 2, Google Ads dominiert den Bereich Android Gaming und Non-Gaming und folgt insgesamt auf dem dritten Platz.

Big Tech baut Werbe-Marktanteile aus

Auch ein weiteres Ranking sieht die Gewinner in Übersee. So geht die aktuelle Werbemarktanalyse der Organisation der Mediaagenturen (OMG) davon aus, dass der deutsche Werbemarkt 2023 mit einem Plus von 4,6 Prozent abschließt. Knapp 60 Prozent der Netto-Umsätze werden demnach dieses Jahr in digitale Angebote investiert (2022: 58 Prozent). Für hiesige Publisher und Vermarkter ist das leider nur die halbe Wahrheit, denn fast zwei Drittel der Digital-Investments wandern inzwischen in die Kassen der globalen Plattformen Google, Amazon und Meta (GAM).

Auch insgesamt baut Big Tech seinen Einfluss aus: Der Anteil der GAM am gesamten Werbekuchen beträgt der OMG-Analyse zufolge hierzulande nun schon 38 Prozent. In Zahlen bedeutet das: Der Nettoumsatz des Werbemarktes in Deutschland beziffert die OMG auf 26,3 Milliarden Euro. Auf Google entfallen 6,16 Milliarden Euro, auf Meta 1,69 Milliarden und knapp 2,13 Milliarden Euro auf Amazon.

Schon gehört?

Amazon setzt Google und Microsoft im Bereich KI mächtig unter Druck. Der E-Commerce- und Marketing-Gigant hat mit Q einen KI-Chatbot für Geschäftskunden vorgestellt. Amazon Q ist ein generativer KI-Assistent, der Fragen beantworten, Zusammenfassungen liefern und Inhalte generieren kann. Um Aufgaben automatisiert zu erledigen, soll er sich nahtlos in verschiedene Unternehmenssysteme integrieren lassen.

Elon Musks Kurzmitteilungsdienst X könnte in Europa schon in Kürze Konkurrenz bekommen. Wie das Wall Street Journal berichtet, plant der Facebook-Konzern Meta seine Plattform Threads noch im Dezember in Europa zu starten. Für X ist eine neue Alternative für seine Nutzer*innen keine gute Nachricht. Viele wichtige Werbetreibende haben der Plattform bereits aufgrund fehlender Markensicherheit den Rücken gekehrt.

Mangelnde Markensicherheit könnte sich auch für einen weiteren Big-Tech-Vertreter zum Problem auswachsen: Jetzt ist eine Analyse aufgetaucht, der zufolge im Google-Search-Partner-Netzwerk (GSP) Anzeigen auf zweifelhaften Seiten geschaltet wurden, auf denen sie nie hätten auftauchen sollen. Mitunter sogar, obwohl sich Marken bemüht hatten, nicht auf solchen Seiten zu erscheinen. Der ausführliche Bericht von Adalytics kann hier nachgelesen werden.

Übrigens: Vor etwa einem Jahr wurde ChatGPT erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ist seitdem ein Riesenerfolg – vor allem für Partner Microsoft. Doch nicht immer sind die Antworten korrekt. Künstliche Intelligenz neigt bei fehlender Datenbasis zu Halluzinationen. Das kalifornische Start-up Vectara hat jetzt eine Lösung entwickelt, mit der sich die Rate der Halluzinationen von Sprachmodellen messen lässt. Ergebnis: „ChatGPT 4“ halluziniert am wenigsten (3 Prozent), „Google Palm Chat“ am meisten (27 Prozent).

In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert!

(kaz) ist Fachjournalist für digitales Marketing. Seit Mitte der Nullerjahre begleitet er mit seinen Artikeln die rasanten Entwicklungen der Online-Werbebranche. Der Maschinenraum der Marketing-Technologien fasziniert ihn dabei ebenso wie kreativ umgesetzte Kampagnen. Der freie Autor lebt und arbeitet in Berlin.