Enttäuschte Erwartungen waren für Strabag der Anlass für den Rückzug. Man habe sich mehr Interaktion mit Stakeholdern erhofft, zudem sei kein relevanter Analyst bei Twitter vertreten. „Wir sehen zurzeit keinen Mehrwert in Twitter und anderen Social-Media-Anwendungen. Als B-to-B-Unternehmen der Bauindustrie ist es für unsere Kunden nicht entscheidend, ob wir in Social Media präsent sind“, begründete Konzernsprecherin Paula Rys den Entschluss im Interview mit dem PR-Magazin. „Twitter-Fehlschläge sind meist Folge eines fehlenden Konzepts“, erklärt dagegen Social Media-Profi Eck. Unternehmen sollten daher vor einem Twitter-Einstieg immer zuerst analysieren, welche Bezugsgruppen sie über die Plattform erreichen können.
„Daneben braucht Social Media einen langen Atem, da Image und Vertrauen erst allmählich aufgebaut werden.“ Zudem entscheide bei Twitter nicht die Zahl der Follower, sondern deren Qualität über den Erfolg. Knackpunkt dafür seien die richtigen Inhalte und Themen. „Man darf sich nicht darauf beschränken zu berichten, wie toll man doch selbst ist. Vielmehr muss ein Twitter-Account dem Leser Service bieten, etwa durch Analysen, wie die Branche tickt. Das erfordert einiges an Recherche, für die Unternehmen mindestens eine Stunde pro Tag zur Verfügung stellen sollten.“ Um für Follower interessant zu bleiben, fordert Eck „ein bis fünf Tweets pro Tag“. Keine Branche kann auf den Einsatz von Social Media verzichten, so das Credo des Experten. „Die sozialen Plattformen eignen sich für Unternehmen wunderbar, um Multiplikatoren zu erreichen.
Zunehmend nutzen etwa die Fachjournalisten Twitter für ihre Echtzeit-Recherche.“ Dennoch sei der deutsche Sprachraum noch Entwicklungsland für Socia Media, stellt Eck fest. „Die große Mehrheit ist passiv und liest nur, während sich der aktive Kreis der Tweeter in Deutschland auf 500 000 beschränkt.“ Deutlich wurde dieser Rückstand kürzlich, als die deutsche Bundesregierung Ende Februar ihren Twitter-Account startete und daraufhin unerwarteten Erklärungsbedarf hatte: Einzelne Redakteure fühlten sich übergangen, da Informationen somit erstmals nicht mehr über den Filter der Pressekonferenz an die Bürger gelangten. Sein Twittern sei „kein Umgehen der Journalisten, sondern ein Zugehen auf andere“, stellte Regierungssprecher Steffen Seibert klar. Auf wie großes Interesse er stößt, verdeutlichen jedoch seine bereits 21 000 Follower in nur eineinhalb Monaten.
Lesen Sie auf der nächsten Seite über die Übernahmepläne von Twitter bezüglich des Drittanbieter-Clients „Tweetdeck“.
Twitter hat den weltweit beliebten Drittanbieter-Client Tweetdeck ins Visier genommen und strebt offenbar eine Übernahme an. Die Gespräche über einen Kauf der externen Anwendung befinden sich bereits in fortgeschrittenem Stadium. Rund 50 Millionen Dollar würde Twitter laut Wall Street Journal dafür auf den Tisch legen. Applikationen von Drittanbietern für Twitter sind dem Microblogging-Dienst bereits seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge. Durch eine Tweetdeck-Übernahme könnten die Betreiber womöglich das Aufkeimen einer neuen Konkurrenz verhindern. Twitter hat erst vor wenigen Wochen verschiedene Anwendungen für die Microblogging-Site von Drittentwicklern zumindest zeitweise gesperrt.
Der Client-Anbieter Ubermedia, zu dessen Portfolio etwa Applikationen wie Echofon oder Ubertwitter zählen, erwägt Gerüchten zufolge daher den Release eines eigenen Twitter-Konkurrenten. Das US-Unternehmen hat offenbar selbst Interesse an Tweetdeck bekundet. Angesichts der großen Nutzerschaft des Clients und seiner strategischen Schlüsselrolle in einem Konkurrenzkampf ist eine Bieterschlacht zwischen Twitter und Ubermedia möglich. Tweetdeck-User haben anhand der Anwendung von nur einem zentralen Ort aus Zugang zu mehreren sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook, Myspace oder Google Buzz. Gerade beim Start eines neuen Wettbewerbers der Kurznachrichtenplattform kann die Applikation daher entscheidende Wachstumsimpulse liefern. pte