Der D21-Digital-Index basiert auf insgesamt vier Säulen: Der „Digitale Zugang“ umfasst Zugangsgeräte, Breitbandnutzung und Hardwareausstattung und beträgt 54,2 Punkte. In der Säule „Digitale Offenheit“ erreicht die deutsche Gesellschaft 53,9 Punkte. Die „Digitale Kompetenz“ fasst das inhaltliche Wissen der Bürgerinnen und Bürger zu digitalen Themen, der technischen Kompetenz sowie der Medienkompetenz zusammen und liegt aktuell bei 50,3 Punkten. Die „Digitale Nutzung“ schließlich gibt Auskunft über die Nutzungsintensität und -vielfalt der Menschen am Computer und im Internet. Hier liegt die Kennzahl bei 40,3 Punkten.
„Wir führen mit dem D21-Digital-Index eine neue Währung zur Messung des Status-quo der digitalen Gesellschaft in Deutschland ein“, sagt Robert A. Wieland, Vizepräsident der Initiative D21 und Geschäftsführer der TNS Infratest GmbH. Die neue Messgröße erlaube es, in nur einer Kennzahl den Digitalisierungsgrad Deutschlands und seiner Bundesländer abzubilden. Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft hätten damit die Chance, neue Programme und Initiativen zielgruppenspezifisch auszurichten.
Gesellschaft ist digital gespalten
Der D21-Digital-Index misst auch den Digitalisierungsgrad einzelner Bevölkerungsgruppen. Männer weisen mit 55,2 Punkten einen deutlich höheren Indexwert auf als Frauen, die 47,4 Punkte erreichen. Menschen mit abgeschlossenem Studium erreichen 61,3 Punkte und die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen erreicht gar einen Indexwert von 64,7 Punkten. Bürgerinnen und Bürger dagegen, die lediglich über einen Hauptschulabschluss verfügen, erzielen einen Index von 41 Punkten.
Eindeutig ist an den Werten ablesbar, dass der Digitalisierungsgrad in Deutschland auch mit dem Haushaltsnettoeinkommen steigt. Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.000 Euro oder mehr erreichen einen Indexwert von 63,9 Punkten. Dieser Index ist nahezu doppelt so hoch gegenüber Haushalten mit einem monatlichen Einkommen von unter 1.000 Euro (35,2 Punkte). Insbesondere Bürger, die älter als 70 Jahre sind, weisen mit 26,6 Punkten einen auffällig niedrigen Index-Wert auf.
Drei Bundesländer liegen aktuell über dem Bundesdurchschnitt von 51,2 Punkten: Nordrhein-Westfalen mit 57,7 Punkten, Bremen mit 52,8 Punkten und Schleswig-Holstein mit 52,3 Punkten. Bayern und Hessen erreichen mit 51,2 Punkten exakt den Bundesdurchschnitt und liegen gemeinsam auf dem vierten Platz. Elf Bundesländer bleiben unter dem Wert des Deutschland-Index. Schlusslichter sind Mecklenburg-Vorpommern mit 44,1 Punkten und Sachsen-Anhalt mit 40,5 Punkten.
Die Nutzertypen: Von Skeptikern, Pragmatikern und Profis
Im Auftrag der Initiative D21 haben die Marktforscher von TNS Infratest zudem sechs unterschiedliche Nutzertypen identifiziert. Hierfür wurde die Bevölkerung anhand der Dimensionen „Zugang und Kompetenz“ sowie „Offenheit und Nutzung“ untersucht und in homogene Gruppen unterteilt. Die sechs Nutzertypen sind dabei wie folgt charakterisiert:
Der „Außenstehende Skeptiker“ (28,9 Prozent) ist durchschnittlich 63 Jahre alt und stellt somit den ältesten der sechs Nutzertypen dar. Diese eher weibliche Nutzergruppe verfügt über eine niedrige formale Bildung. Gleichzeitig sind rund 70 Prozent nicht oder nicht mehr berufstätig. Entsprechend gering ist das monatliche Einkommen. Nur jede fünfte Person nutzt aktuell das Internet. Es werden kaum Vorteile in der Internetnutzung gesehen. Hinsichtlich der Endgeräte ist diese Gruppe eher schlecht ausgestattet. Ausnahme: Rund 80 Prozent besitzen einfache Handys.
Der „Häusliche Gelegenheitsnutzer“ (27,9 Prozent) ist eher weiblich, im Schnitt 44 Jahre alt und verfügt über eine niedrige bis mittlere formale Bildung. Jeder Zweite dieser Gruppe geht aktuell keiner bezahlten Tätigkeit nach, über 50 Prozent leben in einem Haushalt mit drei und mehr Personen. Obwohl über 98 Prozent das Internet nutzen, ist diese Gruppe nur oberflächlich mit neuen Technologien vertraut – die mit Abstand häufigste Online-Anwendung ist die Internetrecherche. Beliebter ist vor allem das Fernsehen, über das öffentlich-rechtliche Nachrichten oder Dokumentationen angesehen werden.
Der „Vorsichtige Pragmatiker“ (9,5 Prozent) ist wiederum eher weiblich und im Schnitt 43 Jahre alt. Rund 80 Prozent der Personen sind berufstätig, wobei das Einkommen eher im mittleren bis niedrigen Bereich liegt. Bei der Internetnutzung agiert dieser Nutzertyp sehr bedacht, um seine persönlichen Daten zu schützen. Als Informationsquellen werden die klassischen Medien wie regionale Tageszeitungen sowie Radionachrichten bevorzugt.
Der „Reflektierte Profi“ (15,4 Prozent) ist im Schnitt 41 Jahre alt, eher männlich, gut ausgebildet und verfügt über ein hohes monatliches Einkommen. Das Internet, mit dem er sich proaktiv und kritisch auseinandersetzt, nutzt er vor allem über sein Notebook. Häufig wird dabei im Internet recherchiert, aber auch Preisvergleichsseiten werden besucht. Hier ist der höchste Anteil an Onlineshoppern im Vergleich zu sehen. Auch Büroprogramme sind weit verbreitet.
Der „Passionierte Onliner“ (15,0 Prozent) ist überwiegend männlich, im Schnitt 37 Jahre alt, hat eine hohe formale Bildung, ist beruflich engagiert und sehr an Internet- und Technologiethemen interessiert. Dieser Typ kann sich ein Leben ohne Internet nicht vorstellen. Das Internet spielt nicht nur im Berufs-, sondern auch im Privatleben eine wichtige Rolle – entsprechend ist hier der höchste Anteil an Breitbandnutzern zu verzeichnen. Neue mobile Medienprodukte wie etwa Tablets stoßen auf hohe Resonanz. Häufig genutzte Anwendungen im Vergleich sind neben den gängigen Anwendungen auch Online-Banking sowie das Lesen von Blogs und Foren.
Der „Smarte Mobilist“ (3,2 Prozent) schließlich ist erneut eher männlich und durchschnittlich 32 Jahre alt. 79 Prozent sind berufstätig; gleichzeitig ist der Anteil der Schüler mit 13,1 Prozent am höchsten. Charakteristisch ist, dass jeder in dieser Gruppe ein Smartphone besitzt. Dieses wird durchschnittlich 16 Stunden am Tag eingesetzt. Entsprechend der Ausstattung ist hier der höchste Anteil an mobilen Internetnutzern zu verzeichnen. Bei der Nutzungsvielfalt zeigt sich, dass soziale Netzwerke selbstverständlich sind. Als Informationsmedium wird vor allem das Internet gesehen.