Wird Live-Shopping das Einkaufen der Zukunft?

In China ist es längst ein Multi-Milliardenmarkt: Live-Shopping, also Verkaufen per Live-Stream im Internet. Eine Studie untersucht das Potenzial dieses noch jungen Absatzkanals für Fashion- und Beautymarken in Deutschland und Europa.
Corona hat Trends im Onlinehandel beschleunigt, dazu gehört auch das Live-Shopping. (© Unsplash)

Live-Shopping ist auf den ersten Blick nichts anderes als Teleshopping – nur eben auf einem anderen Medium. Beim klassische Verkaufsfernsehen, das TV-Kanäle wie QVC in den 80er und 90er Jahren bekannt gemacht haben, werden auch Produkte live am Bildschirm präsentiert, beworben und verkauft. Wie aktuelle Auslieferungszahlen von QVC belegen, erfreut sich das Teleshopping weiter wachsender Beliebtheit: Im Jahr 2020 wurden über den Sender weltweit 239 Millionen Produkte verkauft; fünf Jahre zuvor waren es noch 169 Millionen.

Das Prinzip „Live-Shopping“ ist allerdings längst auch ins Internetzeitalter und aufs Smartphone übertragen worden – und es hat sich zumindest in China zum Milliardenmarkt entwickelt. Das Marktforschungsinstitut Coresight Research prognostiziert dem digitalen Verkaufskanal in der Volksrepublik für das Jahr 2021 einen Gesamtumsatz von 300 Milliarden Dollar.

Direkte Kommunikation über Chats

Wann erreicht der Boom den europäischen und den deutschen Markt? Damit hat sich eine Untersuchung von Arvato Supply Chain Solutions befasst. „Auch in Deutschland und Europa entdecken nicht erst seit Corona immer mehr Mode- und Beauty-Marken die Vorteile, die eine direkte Live-Präsentation den Kunden bietet“, sagt Abbas Tolouee, Studienautor und Senior Consultant bei Arvato. Im Unterschied zum klassischen Verkaufsfernsehen könnten die Kunden über Chats direkt mit den Marken kommunizieren, was den Einkauf zum interaktiven Erlebnis mache.

Die Studie nimmt den neuen E-Commerce-Trend anhand von 90 Marken aus dem Mode- und Beauty-Sektor in den Blick. Für diese Marken bot sich während der Ladenschließungen im Lockdown durch Live-Shopping die Möglichkeit, neben reinem Online-Shopping auch das gewohnte Einkaufserlebnis nachzustellen.

Bereits Mitte 2020 starteten 21 Prozent der untersuchten Marken mit dem neuen Verkaufskanal. Mittlerweile haben mehr als ein Drittel der Marken (36 Prozent) mindestens ein Live-Shopping-Event auf die Beine gestellt. Im Beauty-Bereich waren es 43 Prozent, im Fashion-Sektor 31 Prozent.

Events in eigene Webshops integriert

Die überwiegende Mehrzahl der Events (70 Prozent) haben die Marken auf ihren eigenen Webshops durchgeführt, auf den Sozialen Medien wird vor allem dafür geworben. 72 Prozent der Beauty-Marken setzen bei ihren Kauf-Events auf Influencer, während es in der Modebranche nur 56 Prozent sind.

Das Interesse der Konsumenten ist da: Der Studie zufolge gaben 70 Prozent der europäischen Kunden an, dass sie offen für Live-Shopping seien. Im Gegensatz zu den südostasiatischen Usern, bei denen es sich hauptsächlich um junge Millennials handelt, sind die meisten Interessenten in Europa zwischen 32 und 43 Jahre alt.

Die vollständige Analyse finden Sie hier.

(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Er hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.