Was ist Clubhouse? Hintergründe zur Hype App

Die Social-Media-App Clubhouse ist gefühlt über Nacht an die Spitze der Download-Bestenliste gestürmt. Was hat es mit dem Hype auf sich – und wird Clubhouse sich langfristig als App etablieren?
Clubhouse
Dabei sein ist alles: Clubhouse trifft den Nerv der Menschen offenbar zur richtigen Zeit. (© Imago)

Am Montag verdrängte Clubhouse den populären Messengerdienst Telegram in Deutschland von Platz zwei der Liste der am häufigsten heruntergeladenen Gratis-Anwendungen im App-Store von Apple. Auf Platz eins liegt der Messenger Signal.

Was genau ist Clubhouse?

  • Clubhouse ist eine Audio-App, bei der Anwender Gesprächen wie bei einem Live-Podcast einfach nur zuhören oder sich aktiv an Diskussionen beteiligen können.
  • Im Gegensatz zu Netzwerken wie Twitter kann man Beiträge nicht schriftlich kommentieren oder „Likes“ vergeben.
  • Der Anbieter Alpha Exploration Salt Lake City definiert Clubhouse als „eine neue Art von sozialem Dienst, der auf Sprache basiert und es Menschen überall auf der Welt ermöglicht, sich zu unterhalten, Geschichten zu erzählen, Ideen zu entwickeln, Freundschaften zu vertiefen und interessante neue Leute zu treffen“.

Clubhouse setzt auf künstliche Verknappung

Zum Marketing-Konzept von Clubhouse gehört eine künstliche Verknappung. So sind alle Nutzerinnen und Nutzer eines Android-Smartphones außen vor. Die App wird bislang nur für iOS angeboten. Doch auch die meisten iPhone-Besitzer, die Clubhouse installiert haben, müssen noch warten, um die App überhaupt nutzen zu können. Denn: Sie benötigen eine Einladung von einem aktiven Clubhouse-Nutzer – sogenannte „Invites“.

Der exklusive Charakter von Clubhouse sorgt dafür, dass „Invites“ zur Teilnahme unter interessierten Anwendern hoch im Kurs stehen. Bei Ebay-Kleinanzeigen wurden Einladungen teilweise schon für 50 Euro gehandelt.

Datenschutz: Clubhouse setzt auf umstrittene Methode

Für die virale Verbreitung setzt Clubhouse auf eine umstrittene Methode, die bereits Grundlage des rasanten Wachstums von WhatsApp war. Nachdem man die App installiert und die Einladung aktiviert hat, fordert die App Zugriff auf sämtliche Einträge im Kontakte-Adressbuch des verwendeten iPhones – zumindest, wenn Anwender Einladungen aussprechen wollen.

Diese Praxis wurde bei WhatsApp von Datenschützern in Europa heftig kritisiert, weil die Anwender eigentlich zuvor jeden einzelnen Kontakt um Erlaubnis fragen müssten, bevor die persönlichen Daten auf Server in den USA übertragen werden. Das dürfte aber kaum jemand machen.

„Fear of Missing Out“

Mitglieder von Clubhouse werden darüber hinaus sowohl von den Machern des Dienstes als auch von den Moderatoren einzelner Gruppen aufgefordert, ihre Profile auf anderen Plattformen zu verknüpfen und dort die Inhalte der Gespräche zu kommentieren.

Damit soll in Netzwerken wie Twitter, LinkedIn und Instagram der Wunsch geweckt werden, möglichst schnell an eine Einladung zu Clubhouse zu kommen. Oder wie man im Marketing-Jargon sagen würde: Es wird die „Fear of missing out“ geschürt.

Über 1000 Teilnehmer hören im Clubhouse Digitalministerin Bär zu

Das fragwürdige Datenschutzkonzept von Clubhouse hinderte am Wochenende viele Influencer in Deutschland nicht daran, schnell auf den Zug aufzuspringen. So versammelten sich beispielsweise über 1000 Menschen virtuell in einem Clubhouse-Raum, in dem die Digitalministerin im Bundeskanzleramt, Dorothee Bär (CSU), mit der Unternehmerin Tijen Onaran, der Journalistin Niddal Salah-Eldin und vielen anderen über das „Diversity Jahr 2021“ diskutierten.

Boom von Clubhouse erinnert an Anfänge von WhatsApp

Clubhouse wurde im Frühjahr 2020 gestartet und löste zunächst in den USA während der Corona-Krise einen Boom aus, der an die Anfänge von WhatsApp oder Snapchat erinnert.

Der Wagnis-Kapitalgeber Andreessen Horowitz, der auch früh in Silicon-Valley-Stars wie AirBnB, Facebook, Instagram, Lyft und Twitter investiert hatte, steckte im Mai 2020 zwölf Millionen US-Dollar in Clubhouse. Damit wurde das Start-up mit 100 Millionen US-Dollar (aktuell 82,78 Millionen Euro) bewertet – zu einem Zeitpunkt, als nur 1500 Nutzer die Anwendung aktiv dabei waren. Darunter befanden sich aber schon prominente User wie der Rapper Drake, der Comedian Kevin Hart und die US-Schauspielerin Tiffany Haddish.

mit Material von der dpa

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(he, Jahrgang 1987) – Waschechter Insulaner, seit 2007 Wahl-Hamburger. Studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften und pendelte zehn Jahre als Redakteur zwischen Formel-1-Rennstrecke und Vierschanzentournee. Passion: Sportbusiness. Mit nachhaltiger Leidenschaft rund um die Kreislaufwirtschaft und ohne Scheuklappen: Print, live, digital.