Präsentierten sich im letzten Jahr laut Veranstalterangaben noch über 250 Aussteller in der Mainmetropole, bauten in diesem Jahr nur etwa 140 ihre Stände auf, wobei sich die Tendenz zu Gemeinschaftsständen zu verstärken scheint.
Was weiterhin auffällt: Franchising scheint zumindest beim jährlichen Treffen der Branche auf Existenzgründer fokussiert zu sein Business-to-Business-Konzepte finden so gut wie gar nicht statt, obwohl diese in Deutschland ebenfalls zahlreich anzutreffen sind wie Lufthansa, die Marseille Kliniken AG, Coca Cola oder Siemens mit seinem auf der Cebit jüngst vorgestellen Up2Gate-Konzept, der Verfranchisung von elektronischen Marktplätzen.
Die Prognosen der zu erwartenden Besucher waren von der Messegesellschaft Reed Exibitions Deutschland GmbH der Stimmung angepasst bewusst konservativ angesetzt worden: Kamen in früheren Jahren bis zu 14 000 gründungswillige Besucher, die nach einem Geschäftskonzept suchten, ging man in diesem Jahr von 10 000 aus. Insgesamt 7500 Tickets wurden abgesetzt.
Existenzgründer schauen genauer hin. Der Qualitätswettbewerb hat begonnen. Insofern konzentrieren sich die Besucher nur noch auf die soliden Systeme und lassen Donautsbuden und Wagenpflege-Konzepte tendenziell eher links liegen. Dementsprechend ist Villeroy & Boch mit der Besucher-Resonanz zufrieden. Generell lässt sich sagen: Immer mehr traditionelle Marken und Unternehmen bewegen sich auf das Vertriebssystem zu oder entdecken es wieder. So nutzte Aral die diesjährige Franchise-Messe erstmals wieder zur Partnerakquisition. Auch auf der Startmesse in Essen im nächsten Jahr will der Mineralölkonzern Partner werben, so der Leiter der Tankstellenführungskonzepte, Holger Lamprecht. Während Aral händeringend nach Nachfolgern für bestehende Standorte sucht, will Villeroy & Boch dem Fachhandelssterben begegnen und sich mit Franchising einen zusätzlichen Distributionsweg eröffnen. Sechs Franchise-Betriebe gibt es bereits. Mit drei neuen Standorten pro Jahr möchte man weiterwachsen, ohne dabei dem Fachhandel oder bestehenden eigenen Filialen direkten Wettbewerb zu machen.
Auch der von der Zeitschrift „Impulse“ ausgezeichnete Franchise-Geber des Jahres 2001, Mobilcom, will die Vorteile des Franchisings ausschöpfen. Insbesondere die Eigenmotivation der selbständigen Partner am lokalen Distributionspunkt möchte sich das norddeutsche Unternehmen zunutze machen. Denn Franchise-Leiter Martin W. Alof sieht die Gründe für den Erfolg des eigenen Systems, das von 1995 bis heute auf über 300 Franchise-Betriebe gewachsen ist, in einem „ständigen Powerplay, das aber nur zum Erfolg führt, wenn die Franchise-Nehmer an der konsequenten Weiterentwicklung des Systems mitarbeiten“.
„Hauptgrund für die Filialisten ins Franchising zu wechseln sind die niedrigeren Investitionskosten pro Standort und die weitaus höhere Motivation sowie Engagement des Distributionspartners vor Ort“, so auch Geschäftsführer Reinhard Werry von der Unternehmensberatung W&W Betriebsberatung, die ebenfalls auf Franchise-Basis expandiert und in Deutschland bereits über 20 Büros hat. Bis zu 20 Prozent mehr Umsatz können in Franchising-Outlets umgewandelte Filialen erwirtschaften, schätzen Experten. Dienstleister schätzen dagegen die Möglichkeit, Personalkosten auf eigenständige Distributionspartner überwälzen zu können. Das ist dabei keineswegs negativ zu verstehen: Letztlich werden die Motivation und die Kostenkontrolle an den Punkt im Vertriebsnetz eines Unternehmens delegiert, wo sie tatsächlich gesteuert und in Schach gehalten werden können.
Internationale Ketten bedienen sich der Vertriebsform schon lange: So ist die 1965 gegründete Sandwich-Kette Subway mit 15 000 Restaurants in 76 Ländern vertreten. McDonald´s begann bereits Ende der 50er und die Reisebürokette Uniglobe startete Ende der 70er. Nun hofft Subway auch in Deutschland an die bisherigen Erfolge anknüpfen zu können, nachdem man einem deutschen Namensrechteinhaber den eigenen Markennamen wieder abkaufen konnte. In sieben Jahren sollen auf bundesdeutschem Boden 1000 Restaurants entstanden sein.
Dr. Hubertus Böhm von der Syncon GmbH ist sich sogar sicher, dass Franchising eines der wichtigsten zukünftigen Distributionsformen wird. Einiges spricht dafür. Immer mehr Menschen wollen selbstbestimmt und selbständig arbeiten. Gerade werden wieder vermehrt Mitarbeiter freigesetzt. Da nicht jeder eine Geschäfts-Idee haben kann und die Markteintrittsbarrieren in einigen Märkten bereits recht hoch sind, scheint Franchising durchaus eine Alternative zu sein. Zumal die Unternehmen ebenfalls daran interessiert sind, Verantwortung an den Point of Sale zu delegieren.
Unterstützung erwächst dem Franchising und dem Franchiseverband zudem auch aus Richtung der gewerblichen Verbundgruppen. In diesem Jahr beteiligte sich der Zentralverband Gewerblicher Verbundgruppen (ZGV) zum erstenmal als ideeler Träger an der Franchise-Messe. Der Verband vertritt 300 Einkaufs- und Marketing-Kooperationen und damit 180 000 Unternehmen aus 30 Branchen. Eine engere Zusammenarbeit beider Verbände ist geplant. Damit würde das Thema Franchising im Geleitzug der Kooperationen auch politisch noch mehr Bedeutung in die Waagschale werfen können.
Weitere Beiträge in unserem Special:
Der Wandel in der Franchise-Landschaft
Worauf es im Franchising ankommt
Franchising in Deutschland noch ausbaufähig
Lothar Fey über die Vertriebsform „Franchising“
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