Schweizer Supermarktkette kennzeichnet israelische Produkte

Die Ladenkette Migros will ab 2013 Produkte, die aus israelischen Siedlungen in besetzten Palästinensergebieten stammen, speziell kennzeichnen. "Westbank, israelisches Siedlungsgebiet" soll zukünftig auf den Produkten stehen. Die israelische Botschaft und jüdische Organisationen wittern in der Entscheidung eine antisemitische Kampagne.

Migros wünscht sich mündige Kunden. Darum sollen sie künftig selbst entscheiden können, ob sie Produkte aus israelischen Siedlungsgebieten kaufen wollen oder nicht. Damit hat Migros Avocados, Pampelmusen und Kartoffeln zum Politikum gemacht. In einer Pressemitteilung vom 29. Mai schreibt Migros, dass das Unternehmen einige Produkte aus palästinensischen Gebieten, die von Israel besiedelt sind, beispielsweise aus der Westbank oder aus Ostjerusalem, bewusst führe. Diese Siedlungen seien – so schreibt Migros – gemäß Einschätzung der UNO und des Bundesrates allerdings völkerrechtlich illegal. Darum wolle das Unternehmen in Zukunft die Herkunft dieser Produkte klar erkennbar machen. Es gehe dabei nicht um den Boykott dieser Waren, sondern um eine transparente Deklaration. Derzeit führt das Unternehmen Waren im Gesamtwert von 13 Millionen Euro aus Israel ein. Bisher wurden Produkte wie Datteln, Kartoffeln, Früchte oder Küchenkräuter mit Israel als Herkunftsland bezeichnet. Die neue Deklaration soll Mitte 2013 eingeführt werden.

Die Ankündigung sorgt für heftige Kritik. Diese kommt insbesondere von der israelischen Botschaft Bern und den jüdischen Organisationen. Während Palästinensergruppen die Kennzeichnung begrüßen, bezeichnen jüdische Organisationen die Maßnahme als antisemitisch. Die israelische Botschaft in der Schweiz lehnt die Linie der Migros aufs Schärfste ab. Die Migros sei ein großes und wichtiges Schweizer Detailhandelsunternehmen, schreibt die Botschaft in einer Stellungnahme. Die Botschaft sei nun enttäuscht zu sehen, dass sich die Migros an einer antiisraelischen, politischen Kampagne beteilige, die darauf abziele, Israel anzuschwärzen und schon im Voraus den zukünftigen Status der umstrittenen Gebiete festzulegen. Die Maßnahme lege dem Friedensprozess zwischen den beiden Konfliktparteien Israel und Palästina Hindernisse in den Weg.

Migros kündigte bereits an, trotz Kritik an dem Vorhaben festzuhalten. Die Ladenkette Migros wurde 1925 von Gottlieb Duttweiler als erster Schweizer Großsupermarkt gegründet. Der Umsatz im Jahr 2011 betrug knapp 25 Milliarden Franken. Der als Sozialreformer und Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit bekannte Unternehmer wollte mit seinen Geschäften eine günstige Alternative zum Einzelhandel schaffen. Von Unternehmensgründung an sah sich Duttweiler aber auch in einer sozialen Verantwortung. So werden weder Alkohol noch Zigaretten in den Geschäften verkauft. Ein Prozent des Umsatzes spendet er an Kultureinrichtungen und für karitative Zwecke.

www.migros.ch

www.israelische-botschaft-bern.il