Vertriebskonzept: Intersport verknüpft „Buy online“ und „Buy local“

Der Sportartikelhändler verteilt die Online-Bestellungen künftig auf lokale Händler. Die zum Verbund gehörenden 900 deutschen Fachhändler sollen sich damit einen neuen Vertriebskanal erschließen. Das Bundeskartellamt sieht darin eine Chance, sich besser gegen Online-Riesen wie Amazon zu behaupten.
Der Sportfachhändler will die stationäre und die digitale Verkaufswelt näher zusammenbringen. (© Intersport)

Online kaufen und trotzdem das lokale Sportgeschäft vor Ort unterstützen? Was eigentlich gegensätzlich erscheint, will die Intersport-Gruppe durch ihr neues Online-Konzept vereinen: Bestellungen auf Intersport.de werden künftig an die lokalen Partner der Verbundgruppe verteilt, „von wo aus die Artikel auf dem kürzesten Wege zum Kunden gelangen“, teilte das Unternehmen, das in Deutschland mehr als 900 Händler mit insgesamt 1500 Sportfachgeschäften als Mitglieder zählt, am Montag mit. Durch die „Buy online = Buy local“-Idee soll auch die Umwelt geschont werden: „So machen deine Schuhe keine Kilometer, bevor du sie trägst“, heißt es im „Spielmacher-Prinzip“ von Intersport.

Die lokalen Händler könnten ohne technischen Aufwand und E-Commerce Investment teilnehmen. Neben einem zusätzlichen Verkaufskanal erhalten sie durch die Plattform eine eigene Landingpage zur Steigerung der individuellen Auffindbarkeit. Begleitende Maßnahmen wie Online-Marketing, Kundenzuführung oder die Bereitstellung von Versandmaterial werden durch Intersport übernommen. Für den einzelnen Händler entsteht kein zusätzlicher Kostenaufwand. „Teamplay belebt das Geschäft: Intersport.de ist jetzt offiziell Verkaufsplattform für alle unsere Einzelhändler“, sagt Niko Lindauer, Marketingleiter Intersport Deutschland.

Bundeskartellamt sieht Vorteile für kleine Händler

Das Bundeskartellamt habe das Vertriebsmodell bereits ohne Beanstandung genehmigt, teilte die Verbundgruppe mit. Die Behörde sehe in der Plattform eine Möglichkeit für alle Händler, sich am Online-Handel zu beteiligen und somit einen Faktor zur Stärkung des Wettbewerbs im Sportfachhandel. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Gerade für kleinere Händler ist es schwer, sich allein gegen große Online-Händler wie Amazon und die Online-Shops der Hersteller zu behaupten.“ Das gemeinsame Online-Angebot unter der Marke Intersport biete den vornehmlich stationär tätigen Händlern eine attraktive Vertriebsalternative, stärke den Wettbewerb im Sportfachhandel und bedeute für die Endkunden eine größere Einkaufsvielfalt im Online-Bereich.

Kunden, die sich die regulären 3,95 Euro Versandgebühren sparen wollen, können sich die Waren kostenfrei in einen von 500 Abholmärkten liefern lassen. Die Rückgabe von online bestellten Artikeln soll künftig in jedem Intersport-Geschäft möglich sein. „Dank 1500 möglichen lokalen Stores ist unser Online-Versandsystem komplett dezentral“, sagt Carsten Schmitz, Chief Digital Officer Intersport Deutschland.

Die Partner der Verbundgruppe, die im Jahr 2018 zusammengenommen Umsätze von 2,85 Milliarden Euro erzielten, müssen sich nicht an der Plattform beteiligen und können weiterhin auch andere Online-Konzepte verfolgen. In einer Mitteilung der Bundeskartellamts heißt es dazu, den angeschlossenen Intersport-Händlern „steht uneingeschränkt frei, neben der Zugehörigkeit zu dem gemeinsamen Plattformangebot, zu selbst festgelegten Preisen eine eigene Online-Geschäftstätigkeit über Drittplattformen oder über eine eigene Homepage zu betreiben“.

(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Der Familienvater hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.