Das Hochfest der amerikanischen Werbeindustrie

Es war das Sporterlebnis des Jahres. Beim 47sten Super Bowl gewannen die Ravens gegen die 49ers mit 43 zu 31 in New Orleans. Aber es schien, als ginge es nicht so sehr um die Teams aus Baltimore und San Francisco. Unternehmen gaben Millionen für Werbeplätze und Filme aus.

Von Anne-Kathrin Keller

Geschätzte 110 Millionen Menschen haben beim Superbowl eingeschaltet. So viele Zuschauer lockt kein anderes Sportevent vor die Fernseher. Kein Wunder, dass die Werbeplätze dort heiß umkämpft und die Preise gesalzen sind. Eine halbe Minute Werbezeit kostet 3,5 Millionen Dollar. Besonders die Autoindustrie gibt viel Geld für aufwendige und auffällige Spots aus.

VW sorgt für Eklat

Die Wolfsburger haben mit ihrem Spot schon vor dem Ereignis für eine heiße Diskussion gesorgt. An der Vorveröffentlichung ihres Spots auf Youtube schieden sich die Geister. Ein Mann versucht seine Kollegen im Büro durch Scherze aufzuheitern. Was den Clip zum Politikum macht, ist die Aussprache des Protagonisten: Der weiße US-Amerikaner spricht mit jamaikanischen Akzent. Das empfinden viele als rassistisch. Das Video wurde millionenfach geklickt und diskutiert. VW hat bereits mehrfach beim Super Bowl für Aufregung gesorgt und mit seinem Darth Vader-Spot einen wahren Kult kreiert.

Ebenfalls heiß diskutiert wurde ein Clip von Mercedes. In dem Spot wäscht Model Kate Upton mit lasziven Posen und viel Schaum einen Mercedes CLA per Hand. Gerade in Amerika ist die Aufregung groß, dass beim größten Familien-TV-Ereignis bewusst so viel Haut gezeigt wird.

Bisher am besten angekommen ist der Spot von Toyota. Der Automobilhersteller hat Kaley Cuoco – weltweit bekannt aus der Sitcom „The Big Bang Theory“ – für seinen Werbefilm „Wish Granted“ gewinnen können. Cuoco spielt eine gute Fee, die einer amerikanischen Familie in einem Toyota-SUV RAV-4 allerlei Wünsche erfüllt. Der Clip ist der bisher meistgeklickte der Super-Bowl-Commercials.

Auch die Automarken Audi, Chrysler, Kia, Hundai und Ford gingen mit Spots ins Super-Bowl-Rennen. Beim Footballfestival wirbt fast jede Branche mit ihren Produkten. So waren dieses Mal Getränkehersteller wie Anheuser-Busch Inc., Coca Cola oder Pepsi genauso wie die Filmindustrie mit Paramount Pictures oder Walt Disney zwischen Kleidungsherstellern wie Calvin Klein und Century 21 und Onlinehändler wie E-Trade auf den Bildschirmen zu sehen.

Eigene Werbepartys

Inzwischen gibt es rund um den Super Bowl einen regelrechten Werbehype. Spezielle Superbowl-Commercial-Watching-Partys werden organisiert und an allen Ecken und Enden können Zuschauer abstimmen, welcher Spot am lustigsten und originellsten war. In anderen Ländern werden die Spots sogar stärker wahrgenommen als das Sportevent an sich.

Dass die Werbung wirkt, zeigt ein Beispiel aus dem vergangenem Jahr. General Motors sorgte mit seinem Chevrolet-Spot für Gesprächsstoff. Die Handlung: Eine Reihe von Pick-up-Fahrern überlebte den Weltuntergang und stellte fest, dass einer ihrer Freunde fehlt. Er habe es nicht geschafft, da er nicht den zuverlässigsten Truck der Welt fuhr, sondern einen Ford, sagte einer der Protagonisten. Das kam nicht gut bei Ford an, eine Debatte entstand, die letztlich viel PR für Chevrolet brachte. Dieses Jahr hat Chevrolet auf einen eigenen Spot verzichtet. Dafür aber in der Halbzeitpause die neue Corvette C7 Stingray auf der 50-Yard-Linie in Szene gesetzt.

Der amerikanische Fernsehsender CBS überträgt das Superereignis und nimmt somit auch das Geld für die Werbeplätze ein. Probleme, Werbeplätze zu verkaufen, kennt der Sender nicht. Die Preise steigen jährlich an. Zum Vergleich: In den 80er-Jahren lagen die Preise für eine halbe Minute noch unter einer halben Million Dollar.

Schaden für die Volkswirtschaft

Auch abseits der Werbeplätze ist der Super Bowl ein kommerzielles Großevent. Wer live im Stadion sitzen will, zahlt mindestens 2.800 Dollar pro Ticket. Auf dem Schwarzmarkt kennen die Ticketpreise keine Grenze nach oben. Komplettpaket inklusive zwei Tickets und Übernachtungen starten bei 15.000 Euro. Sich einen neuen Fernseher für das Sportevent anzuschaffen, ist in jedem Fall günstiger als jedes Ticket. Schätzungen zufolge gibt jeder Amerikaner durchschnittlich 63 Dollar für das Event aus, den Großteil für Merchandiseprodukte, Bier und Snacks.

Ein weiterer Profiteur des Spiels ist die Wettindustrie. Fast die Hälfte der Zuschauer gibt einen Tipp ab. Prominente, die beim Superbowl auftreten, steigern in der Folgewoche ihre Plattenverkäufe enorm. Leidtragende des Super Bowls ist die amerikanische Volkswirtschaft. Das „Time“-Magazin schrieb, es entstehe einen Schaden von über 200 Millionen Dollar alleine dadurch, dass die Amerikaner in der Zeit rund um das Großereignis während der Arbeitszeit über das Ereignis reden.