Content-Tsunami

User-generated Content trifft generative KI: Die Kombination hat enorme Auswirkungen auf die Marketinglandschaft und ihre Akteure.
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Nina Haller ist Geschäftsführerin der Agentur MediaMonks und leitet als GWA-Vorständin das Ressort Technologie. (© Raimar von Wienskowski, Montage: Olaf Heß)

Die Rolle von Content Creators hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. Konventionelle Traumberufe wie Ärzt*in oder Polizist*in haben längst an Beliebtheit in der Gen Z verloren. Stattdessen wollten bereits 2021 laut einer Studie 18 Prozent der jungen Frauen und Männer Content Creator werden. Zur Erinnerung: Die Generation Z ist die Generation, die jetzt in die Berufswelt einsteigt und deren Mitglieder als Digital Natives bekannt sind.  

Sie sind nicht nur passive Konsument*innen von Inhalten, sondern auch ziemlich aktiv als Content-Produzent*innen und haben sogar eine Branche entstehen lassen: die Creator Economy. Tatsächlich verdienten 2021 etwa 6 Prozent der Gen Z ihren Lebensunterhalt als Creator. Die Gen Z ist mutig und hat keine Angst zu gründen. Mehr als 100.000 Neugründungen in Deutschland wurden im Jahr 2020 den 18- bis 24-Jährigen zugeschrieben.  

KI als Unterstützung

Hürden wie fehlendes technisches Equipment, fehlende Dienste und Tools zum Erstellen hochwertiger Inhalte, mangelndes Know-how zur Kreation und Schwierigkeiten mit Musiklizenzen könnten mit dem Aufkommen von generativer KI der Vergangenheit angehören. 

Content Creation ist (noch) keine Ausbildung und auch kein Studium. Stattdessen braucht es Kreativität und Disziplin. Der Zugang zu generativer KI ermöglicht es jetzt auch Amateur*innen, Inhalte zu produzieren – etwa Audio, Voice, Podcasts und Social Media –, die kaum mehr zu unterscheiden sind von professionellen, aufwendig produzierten Inhalten. KI-gesteuertes Voice-Cloning, automatische Transkription und die Generierung von Inhalten sind nun für jeden zugänglich. Dies demokratisiert die Contenterstellung und erweitert die Spielwiese für kreativen Ausdruck.  

Eine Herausforderung für Agenturen

In dieser neuen Landschaft werden sich die Rollen von Agenturen verändern. Mit der Möglichkeit für jede*n, qualitativ hochwertige Inhalte zu produzieren, ist es wichtiger denn je, einzigartige und kreative Lösungen zu bieten. Die Herausforderung besteht darin, mit dem Tempo der technologischen Veränderung Schritt zu halten, sich kontinuierlich anzupassen und innovativ zu sein, um relevant zu bleiben. Agenturen konkurrieren dabei mit einer komplexeren Wettbewerbslandschaft und neuen Marktteilnehmern. 

Die Kombination von KI-Technologie und nutzergenerierten Inhalten wird die Art und Weise, wie wir Inhalte erstellen und konsumieren, und somit auch die Medien- und Marketinglandschaft massiv verändern. Damit stehen wir am Beginn einer spannenden neuen Ära des Marketings. 

Nina Haller ist Chief Marketing Officer von Experience One. Die Kolumnistin leitet außerdem als Vorständin des GWA das Ressort Technologie. In ihrer Kolumne blickt sie hinter die Kulissen von CX & MarTech.