BCG listet Angreifer aus Fernost

Ein internationales Forschungsteam der Boston Consulting Group wählt aus über 3 000 Unternehmen in 14 Ländern die "100 New Global Challengers" aus. Auf der Liste stehen Suzlon Energy aus Indien, ein Turbinenhersteller für Windkraftanlagen, Nine Dragons Paper Holdings aus China, der größte Kartonagenproduzenten weltweit, und das Lebensmittelunternehmen Grupo Bimbo aus Mexiko.

Kriterien waren Herkunft und eine führende Position in einem Schwellenland, ein Umsatzvolumen von über einer Milliarde
US-Dollar und Präsenz in Auslandsmärkten. „Mit Umsätzen von insgesamt 1,2 Billionen US-Dollar und einer jährlichen Einkaufsmacht von mehr als einer halben Billion US-Dollar haben sich die 100 Herausforderer bereits heute Respekt erworben. Noch beeindruckender sind jedoch ihre ehrgeizigen Wachstumsziele“, berichten die Berater. Laut BCG-Schätzung werden sie bis 2010 ihre Umsätze auf 3,3 Billionen US-Dollar und bis 2015 sogar auf 11,8 Billionen US-Dollar steigern.

„In den boomenden Schwellenländern stehen hunderte ehrgeiziger Firmen in den Startlöchern, um die Weltmärkte zu erorbern“, erklärt Dr. Bernd Waltermann, BCG Senior Partner in Singapur und einer der Autoren der Studie. „Viele Manager der westlichen Marktführer können heute nicht einmal die Namen ihrer neuen Rivalen aussprechen. Dabei sollten sie sich intensiv mit ihnen beschäftigen. Wer schnell reagiert, kann neue Kunden, Zulieferer oder strategische Partner gewinnen. Wer tatenlos abwartet, wird sich bald heftiger Konkurrenz oder gar feindlicher Übernahmen erwehren müssen.“

Schon heute liegen die 100 Herausforderer vor den westlichen Marktführern: In den zurückliegenden fünf Jahren stiegen ihre Umsätze schneller als jene der im S&P-500-Index gelisten US Blue Chips – seit 2004 sogar dreimal so stark -, sie erwirtschaften höhere Margen (17 Prozent gegenüber 14 Prozent der S&P-500-Unternehmen) und schufen mehr Wert für ihre Aktionäre, berichten die Analysten. Um regional und global zu wachsen, verfolgten viele der aufstrebenden Firmen aus Schwellenländern eine aggressive
Akquisitionsstrategie: Sie schultern nicht nur mehr, sondern auch immer größere Übernahmen. Im Jahr 2006 kauften die Angreifer
insgesamt 72 Unternehmen – 2000 wurden lediglich 21 Übernahmen registriert.

Das durchschnittliche Volumen einer Akquisition stieg von 156 Millionen US-Dollar im Jahr 2001 auf 981 Millionen US-Dollar 2006. Besonders Unternehmen aus China und Indien nahmen häufig Wettbewerber aus westlichen Märkten ins Visier. So kaufte beispielsweise Suzlon Energy aus Indien den deutschen Windkraftanlagenhersteller REpower Systems. Das Gros der aufstrebenden Industrie-Titanen kommt aus China (41) und Indien (20), gefolgt von Brasilien (13) und Mexiko (7). Aber auch Unternehmen aus Argentinien, Chile, Ungarn oder Polen entwickeln sich zu neuen Wirtschaftsriesen. Die meisten dieser Unternehmen stammen aus der Industriegüterbranche (Automobil, Stahl, Werkzeuge) oder sind Rohstoffproduzenten; daneben sind auch einige Hersteller von Elektrogeräten oder Lebensmitteln und Getränken auf der BCG-Liste vertreten.

Die BCG-Praxisgruppe „Globalisierung“ untersuchte die Wirtschaftskraft und Internationalisierung von 3 000 Unternehmen aus
Asien, Latein- und Mittelamerika sowie Osteuropa/Russland. In einer Vorselektion wurden die größten Firmen herausgefiltert und deren wirtschaftliche Kennzahlen für die zurückliegenden drei Jahre analysiert. Entscheidend für die Aufnahme in die Liste der 100
Herausforderer war ferner eine nachweisliche und fortgeschrittene Globalisierung des Geschäfts; hier wurden Kriterien wie
internationale Standorte des Unternehmens, Auslandsinvestitionen in den letzten fünf Jahren, die Verfügbarkeit von finanziellem Kapital für die Expansion oder die Breite und Tiefe der technologischen Intellectual Property untersucht.

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