Porsche lernt vom Gaming: Geht so Content on Demand der Zukunft?

In der IT- und Spielebranche ist es bereits ein fest etablierter Bestandteil des Geschäftsmodells: zusätzlicher Content on Demand wird gegen Bezahlung angeboten. Jetzt fängt auch die Automobilbranche an, dieses Geschäftsmodell zu entdecken. Konkrete Überlegungen gibt es unter anderem bei Porsche.

Von Oliver Roll und Sebastian von Burstin

Die Idee ist einfach: Zusätzlich zu einem einmaligen Kaufpreis, in dem Optionen entweder drin sind oder eben nicht, tritt in der Zukunft ein Modell, bei dem man sich softwarebasierte Zusatzoptionen bei Bedarf frei schalten lassen kann. Die Vorteile liegen auf der Hand: Einerseits wird dem Kunden ein Zusatznutzen angeboten, wenn er ihn braucht. Andererseits lässt sich die Zahlungsbereitschaft des Kunden optimal ausnutzen, denn wer würde zum Beispiel nicht für Nebelscheinwerfer zahlen, wenn er vor Nebel gerade nichts mehr sehen kann.

Wie erfolgreich ist Content on Demand?

Porsche hat daher angekündigt, in Zukunft zunehmend Angebote „on Demand“ anbieten zu wollen. Ein kurzfristiger PS-Boost, andere Fahrwerkabstimmungen für ein Wochenende auf der Rennstrecke oder dynamisches Scheinwerferlicht für eine bevorstehende, lange Nachtfahrt sind nur ein Teil der Überlegungen. Eine weitere Idee ist die „Mark-Webber-Funktion“, die den Fahrer zunächst autonom über eine Rennstrecke steuert und wie in einer Art Tutorial den Idealkurs, Brems- und Beschleunigungspunkte aufzeigt. Anschließend übernimmt der Fahrer wieder die Kontrolle mit gedrosselter Geschwindigkeit, die nach und nach erhöht wird. Seit September 2017 bietet Porsche mit „Porsche Shield“ (situativ online buchbare Zusatzversicherungen) erste Features on Demand an.

Wie erfolgreich Content on Demand sein kann, wird eindrucksvoll in der Spielebranche vorgeführt. Hier ist es mittlerweile zum Standard geworden, dass neben verschiedenen Editionen (Standard, Limited, Gold, Deluxe, …) bereits zum Erscheinen eines Spiels Erweiterungen und weitere Inhalte zum Kauf geplant sind. Nicht selten werden diese Zusatzinhalte im Bundle in einem „Season Pass“ angeboten, der zum Teil fast genauso viel kostet, wie das eigentliche Spiel. Drüber hinaus sind heutzutage Mikrotransaktionen für Ingame-Käufe, die meist rein kosmetische Veränderungen wie z.B. das Aussehen der Ausrüstung bringen, ein gängiger Bestandteil.

Ein vielversprechender Weg

Die Strategie, vollständige Inhalte nicht mehr nur mit dem Hauptprodukt zu liefern, sondern weitere Zusätze anzubieten, geht in der Spielebranche auf: Publisher wie Ubisoft und Take Two erzielen mittlerweile 40 bis 50 Prozent ihres Umsatzes durch digitale Zusatzkäufe. Ob der Umsatz von Porsche durch den Verkauf von Funktionen on Demand ähnlich stark beeinflusst wird, bleibt abzuwarten. Der Weg erscheint aber vielversprechend.

Zum Co-Autor: Sebastian von Burstin leitet das Backoffice und Research bei Prof. Roll & Pastuch – Management Consultants. Er ist selbst leidenschaftlicher Spieler und kennt die Trends im Digitalbereich.