Facebook-Commerce erfordert neue Konzepte

Die weltweit 900 Millionen Nutzer von Facebook sind eine begehrte Zielgruppe von Onlinehändlern. Das größte soziale Netzwerk wird allerdings kaum als Vertriebskanal akzeptiert, wie eine Umfrage der Zeppelin Universität Friedrichshafen im Auftrag von Hamburg@work ergeben hat. Der Grund ist einfach: Es ist im Wesentlichen eine Kommunikationsplattform.

Für die Studie „Facebook-Commerce – Status-Quo, Erfolgsfaktoren und Implikationen“ wurden 300 internetaffine Teilnehmer im Alter zwischen 14 und 53 Jahren befragt. Ihr Durchschnittsalter beträgt 25 Jahre, und nahezu alle nutzen Facebook täglich. 22 Prozent kommunizieren mehr als zwei Stunden am Tag über das Social Network und bei 63 Prozent ist es weniger als eine Stunde am Tag. Von der Gesamtzahl der Teilnehmer haben bisher nur drei Prozent über einen Facebook-Shop eingekauft. Grundsätzlich planen lediglich 20 Prozent einen solchen Einkauf in naher Zukunft und nur 33 Prozent können sich F-Commerce überhaupt vorstellen.

Vorwiegend wird Facebook als Kommunikationskanal genutzt, um mit Freunden im Kontakt zu bleiben, sich zu vernetzen und zu informieren. Dies bekräftigt über die Hälfte der Befragten. 74 Prozent der Studien-Teilnehmer sehen in dem sozialen Netzwerk eher eine Empfehlungs- und Kundendialogplattform als einen relevanten Verkaufskanal.

Datensicherheit und Seriosität sind Voraussetzungen

Verglichen mit vorangegangenen Studien zu diesem Thema, stagniert die Entwicklung. Der Onlinehandel über das soziale Netzwerk erfüllt bisher nicht die hochgesteckten Erwartungen der E-Commerce-Branche. Dies bestätigt auch Dr. Christian Brock vom Otto Group-Stiftungslehrstuhl für Distanzhandel & Service Marketing an der Zeppelin Universität und Leiter der Studie: „Aus Kundenperspektive stellt Facebook derzeit noch keinen relevanten Vertriebskanal und ernst zu nehmenden Konkurrenten zum klassischen E-Commerce dar.“ Würden Unternehmen allerdings neue Konzepte entwickeln, kann Brock sich vorstellen, „dass Facebook-Commerce zukünftig an Bedeutung gewinnen wird“.

In der Auswertung benennt der Forscher die drei Voraussetzungen für künftige Erfolge im F-Commerce: Datensicherheit, Bequemlichkeit und Seriosität. Das Potenzial ist vorhanden: Von 65 Prozent der Studien-Teilnehmer wird Facebook als eine kompetente Online-Plattform eingeschätzt. 90 Prozent der Befragten finden den Einkauf über das Internet generell bequem, flexibel, spontan und einfach. Als Schlussfolgerung ihrer Untersuchung empfehlen die Studienautoren Folgendes: Erstens müsse Facebook das Vertrauen in sein Netzwerk steigern, um das F-Commerce-Potenzial auszubauen. Zweitens müssten Onlinehändler Pionierarbeit leisten, indem sie Facebook verstärkt als Dialogplattform nutzten, um die Kunden langsam an den Facebook-Shop heranzuführen.