Bots statt Apps: Warum Facebook Apple gefährlich werden könnte

Nach der großen f8-Konfernez folgt der Kampf um die Deutungshoheit: Wie maßgeblich waren die Neuerungen, die Facebook-Chef Mark Zuckerberg der Welt vorgestellt hat? Vor allem Chatbots, die auf der neuen Messenger Platform zum Einsatz kommen, werden von Analysten heiß diskutiert. Der einhellige Tenor: Facebook versucht mit den Bots Apps überflüssig zu machen – und würde damit vor allem Apple, das maßgeblich vom Erfolg seines App Stores profitiert, zusetzen
Bots gegen Apps, Zuckerberg gegen Cook, Facebook gegen Apple

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Es soll „der Start einer neuen Ära“ sein. So nannte David Marcus, Facebooks Messenger-Chef, auf der gestrigen Entwicklerkonferenz f8 die Einführung der Messenger Platform, die es Drittanbietern ermöglicht, mit Facebook-Nutzern in Interaktion zu treten.

Und zwar mit dem neusten Hype der Techbranche: Chatbots. Durch die Öffnung der Schnittstelle (API) im Messenger erhalten Unternehmen über Chatbots wie erwartet eine ganz neue Möglichkeit zur Kundenkommunikation.

Bots im Messenger: Versuch, um Nutzer bei Facebook zu halten

Der Chatbot simuliert die Interaktion mit dem Nutzer, indem er auf bestimmte Schlagworte reagiert – Mark Zuckerberg präsentierte das am Beispiel von CNN, das dem Nutzer auf Anfrage die Topstories des Tages pushte. Auch nach dem Wetter fragen, nach Schuhen suchen oder Blumen bestellen   können Nutzer, indem sie mit Bots kommunizieren.

In anderen Worten: Facebook bietet Nutzern einen neuen Anreiz, um das Universum des Social Network gar nicht mehr zu verlassen. Bots treten damit in direkte Konkurrenz zu Apps, die sich zwar teilweise auch schon direkt im Messenger öffnen lassen, aber aus dem App-Universum des Betriebssystem-Anbieters kommen – also aus Apples App Store oder Googles Play Store.

UBS: „Existenzielle Bedrohung für Apple“

Finden Nutzer an der Interaktion mit Bots Gefallen, könnte das für die beiden wertvollsten Unternehmen der Welt durchaus Folgen haben. Wie Analyst Steven Milunovich von der Schweizer Großbank UBS urteilt, könnte Facebooks Chatbot-Experiment eine „existenzielle Bedrohung“darstellen – nämlich, wenn Bots Apps sukzessive ersetzen.

Bis heute ist das Wachstum des 2008 eingeführten App Stores ein maßgeblicher Bestandteil von Apples anhaltendem Erfolg des iPhones – schließlich füllen Apps das Kultsmartphone aus Cupertino erst mit Inhalten.

Boom der Bots könnte Apple Umsätze – und Argumente für das iPhone kosten

Wenn Nutzer nun weniger Apps herunterladen, verliert Apple als Gatekeeper der Inhalte nicht nur an Bedeutung, sondern auch fühlbar Umsätze. Nicht ohne Grund versucht CEO Tim Cook gerade den Narrativ zu schwenken und Apple als Service-Unternehmen neu zu erfinden.

Die Service-Sparte, in die die Erlöse aus dem App Store maßgeblich einfließen, ist neben dem Bereich „Andere Produkte“, in den die Apple Watch einfließt, aktuell der einzige Unternehmensbereich, der noch Zuwächse verzeichnet.

An der Wall Street wird ein solches Szenario noch nicht ernst genommen: Während Facebook nach der f8-Keyote sogar an Wert einbüßte, legte die Apple-Aktie um 1,5 Prozent auf 112 Dollar zu.