„Yingli sieht sich immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert”

Yingli Solar aus China sieht sich als „größter vertikal integrierter Photovoltaik-Hersteller weltweit“ und will weiter expandieren. Fünf Fragen dazu an Gründer und Vorstandschef Liansheng Miao.
Liansheng Miao, CEO Yingli China, Hilton Hotel MŸnchen Interview Michael Schmela Photon

Herr Miao, die Solarbranche durchlebt eine schwere Krise mit einem Verfall der Verkaufspreise von Solarmodulen, die sich mitunter halbiert haben. Chinesische Solar-Unternehmen wie Ihres und Suntech Power sollen für die aggressive Preispolitik verantwortlich sein. Wie begegnen Sie diesem Vorwurf?

LIANSHENG MIAO: Der Preisrückgang auf dem Markt für Solarmodule hat natürlich eine ganze Reihe von Ursachen, darunter den Zusammenbruch des spanischen Marktes und natürlich die weltweite Finanzkrise. Wir haben ihn sicherlich nicht initiiert. Ich würde außerdem unsere Preispolitik nicht aggressiv nennen, aber es ist sicherlich richtig, dass wir von Anfang an sehr stark auf unsere Kosteneffizienz geachtet haben. Darauf haben viele unserer deutschen Wettbewerber gerade während des Booms der Solarbranche zu wenig geachtet – und dabei war von Anfang an klar, dass die Subventionen für die Branche irgendwann reduziert würden. Unsere Kostenführerschaft haben wir verschiedenen Faktoren zu verdanken, und die geringeren Lohnkosten in China sind der unwesentlichste davon. Was uns wirklich nach vorn bringt, ist das Konzept der vertikalen Integration, also die Integration der gesamten Wertschöpfungskette in unser Unternehmen, die Anwendung modernster Technologien und Maschinen sowie die kontinuierliche Bemühung um Optimierung unserer internen Prozesse.

Yingli unterstreicht die vertikale Integration der gesamten Wertschöpfungskette. Warum ist das Ihr Vorteil gegenüber anders aufgestellten Anbietern?

MIAO: Wir sind tatsächlich einer der wenigen Anbieter, die die gesamte Wertschöpfungskette, also von der Produktion des Ausgangsmaterials Silizium bis zur Fertigstellung des Moduls, an einem Standort integriert haben. Dies ermöglicht uns zunächst eine umfassende Qualitäts- und auch Kostenkontrolle. Sollte irgendwo ein Problem auftauchen, können wir schnell reagieren und es beheben. Außerdem sind wir auf diese Weise unabhängiger von Marktschwankungen entlang der Wertschöpfungskette sowie von der Preis- und Produktpolitik potenzieller Zulieferer.

Technologisch gelten deutsche Solartechnik-Firmen als führend. Mit welchen Innovationen wollen Sie Ihre globale Expansion vorantreiben, und in welche Regionen drängen Sie besonders?

MIAO: Unser aktuell wichtigstes Projekt, mit dem wir neue Produktinnovationen in unserem Unternehmen vorantreiben wollen, ist das Panda-Projekt. Dieses zielt darauf ab, den Wirkungsgrad unserer Solarzellen zu erhöhen. Wir kooperieren dabei mit dem „Energy Research Centre of the Netherlands“ („ECN”), einem führenden europäischen Solarforschungszentrum, sowie mit der Amtech Systems, Inc. („Amtech”), einem internationalen Spezialisten für Produktions- und Automationssysteme und Zulieferer von Produkten zur Herstellung von Photovoltaikzellen. Ein weiteres Beispiel wäre die innovative Technologie, die wir in unserer neuen Siliziumfabrik anwenden. Dabei produzieren wir das Silizium ohne den Einsatz von toxischem Trichlorosilan und unter Nutzung umweltfreundlicher Rohstoffe und Materialien. Diese Produktionsmethode ist nicht nur sehr umweltfreundlich, sondern reduziert auch den Energieverbrauch und die Produktionskosten.

Ein weiterer wichtiger Schritt war die Genehmigung des ersten nationalen Forschungslabors für Photovoltaik, des „State Key Laboratory of PV Technology“, das derzeit auf unserem Werksgelände errichtet wird. Die Verzahnung einer Forschungsinstitution auf Weltniveau auf unserem Firmengelände mit der betrieblichen Anwendung der Technologien in unserem Unternehmen wird uns neue Potenziale für die Entwicklung und Vermarktung innovativer Solartechnologien eröffnen. Entscheidend ist für uns aber immer eine optimale Kombination von innovativen Technologien in der Anwendung, effizienten Prozessen, hoher Produktqualität und Kosteneffizienz. Unser Ziel ist es, unseren Kunden Photovoltaikmodule in Top-Qualität und mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis zu liefern, und daran halten wir fest.

Zu Ihren weltweiten Solarprojekten gehört auch ein Standort in München und das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern. Mit welchen weiteren hiesigen Großabnehmern setzen Sie neue Projekte um?

MIAO: Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Yingli ist die Konzentration auf unsere Kernkompetenz, die Entwicklung und Produktion von Solarmodulen. Den Vertrieb und das Management von Solarprojekten übernehmen erfahrene Partner in unseren jeweiligen Absatzmärkten, die über viel Erfahrung und langjährige Kundenbeziehungen verfügen. Dazu zählen unter anderem Unternehmen wie Geckologic, die Wirsol AG, Payom Solar AG und IBC Solar. Erst kürzlich haben wir zudem einen Dreijahres-Rahmenvertrag mit Gehrlicher Solar AG unterzeichnet, einem der führenden PV-Systemintegratoren in Europa. Gemäß dieser Vereinbarung werden wir innerhalb von drei Jahren bis 2012 Photovoltaikmodule mit einer Gesamtkapazität von 285 MW an Gehrlicher Solar AG liefern. Die gelieferten PV-Module sollen vorwiegend auf den Dächern privat und gewerblich genutzter Immobilien sowie auf Freiflächen in den wichtigsten europäischen Solarmärkten installiert werden.

Yingli gab jüngst bekannt, als erstes Unternehmen aus China und aus Ihrer Branche die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 als globaler Sponsor zu unterstützen. Was versprechen Sie sich davon und auf welche Marketinginstrumente setzen Sie noch?

MIAO: Als Sponsor der Fußballweltmeisterschaft haben wir die einmalige Gelegenheit, Yingli Green Energy einem großen Publikum weltweit zu präsentieren. Damit wollen wir die Aufmerksamkeit für unser Unternehmen und unsere Marke Yingli Solar weltweit signifikant stärken. Das ist gerade für uns als chinesisches Unternehmen besonders wichtig, zumal wir ja nach wie vor immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert werden, unter anderem bezüglich unserer Produktqualität. Dass wir beispielsweise eine langfristige Kooperation mit dem TÜV Rheinland eingegangen sind und erst kürzlich für die hohen Sozialstandards in unserem Unternehmen mit dem international anerkannten SA 8000-Zertifikat ausgezeichnet worden sind, weiß ja noch längst nicht jeder. Als Sponsor der diesjährigen Fußball-WM wollen wir aber über die Positionierung unserer eigenen Marke hinaus auch die Gelegenheit nutzen, die Menschen weltweit über Nutzen und Potenziale der Photovoltaik zu informieren und auf diesem Wege auch die Branche der erneuerbaren Energien nach vorn bringen. Das Sponsoring der Fußball-WM bildet natürlich den Schwerpunkt unserer Marketing-Aktivitäten in diesem Jahr. Aber auch nach dem Abpfiff nach dem letzten WM-Spiel werden wir weiterhin auf Marketinginstrumente wie eine zielgerichtete Pressearbeit, Werbung, eine starke Präsenz bei Branchenmessen und den direkten Kontakt mit unseren Zielgruppen setzen, um uns international als innovativen Anbieter von Solarprodukten zu positionieren.

Die Fragen stellte Thorsten Garber.

www.yinglisolar.com