Weniger Hassvideos, aber erschwerte Monetarisierung – kleine Youtuber sind empört

Onlinewerbung im Umfeld von feindseligen und rassistischen Inhalten – ein Problem, dem Werbungtreibende auf Youtube 2017 massiv ausgesetzt waren. Jetzt reagiert die Video-Plattform und will die Brand Safety mit drei Maßnahmen deutlich erhöhen - doch die kleineren Youtuber sind sauer.
Youtube versucht, das Vertrauen der Werbekunden zurückgewinnen

Im vergangenen Jahr wuchs die Liste der Marken, die nicht mehr auf Youtube werben wollten, rasant. Der Grund: Da die Werbeplätze im Umfeld der Youtube-Videos weitgehend automatisiert befüllt werden, kam es auch vor, dass Spots vor rechtsextremen, pornografischen oder menschenverachtenden Videos landeten. Erst sendeten die Unternehmen nur Beschwerden und Drohungen, dann stornierten sie ihre Aufträge. Die ersten waren Marks & Spencer, die HSBC-Bank, Volkswagen, McDonald’s, Toyota und auch Audi.

Bisher sprach Youtube nur davon, dass es seine Regelungen verschärfen wolle. Richtig konkret wurde die Videoplattform allerdings nicht. Jetzt reagiert Youtube – endlich – mit konkreten Maßnahmen und sagt dazu offiziell: „Es ist uns sehr wichtig, unsere Nutzer, Werbetreibende und YouTube Creators zu schützen und sicherzustellen, dass YouTube kein Ort ist, der von schlecht gesinnten Akteuren zweckentfremdet wird. Wir haben bereits einige Maßnahmen ergriffen, um Werbetreibende vor unangemessenen Inhalten zu schützen. Dennoch sind wir uns darüber bewusst, dass wir noch mehr tun müssen, um unseren Werbekunden ein sicheres Werbeumfeld zu bieten.“ Im Wesentliche gibt Youtube drei Änderungen bekannt:

1. Neuer Schwellenwert für das YouTube-Partnerprogramm (YPP)

Bislang musste ein Kanal 10.000 Aufrufe aufweisen, um am YouTube-Partnerprogramm (YPP) teilzunehmen. In den letzten Monaten habe sich aber gezeigt, dass dieses Kriterium (Anzahl der Aufrufe) allein nicht ausreiche, um Kanäle zu identifizieren, die berechtigt sind, Werbeinhalte einzubinden. Daher will Youtube künftig auch die Größe des Kanals, die Zuschauerbindung und das Verhalten der YouTube Creators mit in die Entscheidung einbeziehen, ob ein Kanal sich für Werbeinhalte eignet oder nicht. Die neue Maßnahme, die sich daraus ergibt: Alle neuen Kanäle müssen ab sofort 1.000 Abonnenten haben und eine Sehdauer von 4.000 Stunden innerhalb der letzten 12 Monate vorweisen, um ihre Videos über Werbung zu monetarisieren. „Wir werden ab dem 20. Februar 2018 damit beginnen, diese Bestimmungen für bereits existierende Kanäle unseres YPP-Programms durchzusetzen“, so Youtube.

Zusätzlich werde Youtube die neuen Schwellenwerten mit erweiterten Missbrauchsindikatoren kombinieren. Das heißt: Youtube behält auch die Verletzung seiner Community-Richtlinien, Spam und andere Missbrauchsmeldungen im Auge. Alle Kanäle, sowohl die neuen als auch die bestehenden YPP-Kanäle, werden automatisch nach diesen strengen Kriterien überprüft. „Wenn wir herausfinden, dass ein Kanal wiederholt oder in besonderem Maße gegen unsere Community-Richtlinien verstößt, werden wir diesen Kanal vom YPP-Programm ausschließen. Wie bisher werden wir auch weiterhin die Konten und Kanäle eines YouTube-Nutzers nach drei Verstößen gemäß der Community-Richtlinie von YouTube entfernen.“

2. Manuell geprüfte Inhalte bei Google Preferred

Youtube wird die Bedingungen für Google Preferred  ändern, so dass es bei diesem Format künftig nicht mehr nur darum geht, wie beliebt ein Kanal ist, sondern auch, wie streng dieser geprüft wurde. Ursprünglich wurde Google Preferred entwickelt, um eine Plattform für die beliebtesten YouTube-Kanäle zu schaffen. Jetzt werden die Kanäle, die zu Google Preferred gehören, auch manuell geprüft, und Werbeinhalte nur noch für Videos geschaltet, die die Richtlinien erfüllen. „Wir erwarten die manuelle Überprüfung der Kanäle und Videos auf Google Preferred bis Mitte Februar in den USA und bis Ende März in allen anderen Märkten ‒ darunter Deutschland ‒ abzuschließen.“

3. Transparenz und Kontrollen

In den kommenden Monaten wird Youtube außerdem ein dreistufiges Kontrollsystem einführen, das Werbetreibenden erlaubt, ihre Sicht einer geeigneten Platzierung ihrer Marke widerzuspiegeln und die entsprechend mögliche Reichweite mitzubestimmen.“Wir wissen auch, dass wir Werbetreibenden mehr Transparenz dahingehend bieten müssen, wo ihre Werbeanzeigen geschaltet werden. Wir arbeiten mit vertrauenswürdigen Anbietern zusammen, die unabhängige Brand-Safety-Messungen für YouTube bereitstellen. Mit Integral Ad Science befinden wir uns derzeit in der Beta-Version und auch mit DoubleVerify planen wir in Kürze die Einführung einer Beta-Version. Wir sind auch in Gesprächen mit OpenSlate, comScore und Moat und freuen uns, diese Maßnahmen im Laufe des Jahres auf weitere Partner auszuweiten.“

Protest auf Twitter

Viele Nutzer sind enttäuscht über das neue Monetarisierungsmodell und zeigen sich empört. Denn insbesondere kleinere Youtuber werden aufgrund des neuen YPP-Schwellenwertes für ihre kleine Community bestraft. Schließlich werden sie mit unter 1.000 Abonnenten kategorisch von der Möglichkeit ausgeschlossen, ihre Videos über Werbung zu monetarisieren.

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