„Zu Google aufschließen wird schwer“

Mit der sechs Milliarden Dollar schweren Übernahme der Online-Werbeagentur aQuantive spielt Microsoft einmal mehr die Muskeln, um dem Dauerrivalen Google auf dem boomenden Online-Werbemarkt die Stirn zu bieten.

Google hatte Microsoft zuvor mit dem Kauf des Werbevermarkters DoubleClick unter Zugzwang gebracht. „Der aQuantive-Deal kann helfen, die schwächelnde Internetsparte aufzupolieren. Dennoch wird es für Microsoft nicht einfach sein, in naher Zukunft zu Google aufzuschließen“, erklärt RZB-Analyst Christian Hinterwallner. Ziel für den Softwareriesen sei es vielmehr, den Abstand zu halten.

Microsoft generiere seine Milliardengewinne derzeit vorrangig aus dem Softwarebereich. Im Internetsektor bestehe dagegen Handlungsbedarf. Fraglich sei aber, ob das den hohen Preis rechtfertige. Microsoft hat für aQuantive 66,5 Dollar pro Aktie hingeblättert. Das bedeutet einen Aufpreis von 85 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom vergangenen Donnerstag, dem Tag vor der offiziellen Bekanntgabe der Übernahme. Unbestritten ist, dass ein Unternehmen, um auf dem Online-Werbemarkt bestehen zu können, über eine ausgereifte Technologie verfügen muss. Nur diese macht es möglich, effektiv werben zu können.

Die Technologie von aQuantive, das mit Avenue A|Razorfish eine der größten Online-Werbeagenturen besitzt, erlaubt es Microsoft nun, Werbung auch an andere Websites zu vermitteln. Bisher beschränkte sich die Werbevermittlung zum Großteil auf die eigene Online-Präsenz wie MSN. Noch liegt Microsoft im Online-Werbebereich auch deswegen weit hinter der Konkurrenz zurück. Dabei hat sich die Werbung im Internet in den vergangenen Jahren zu einem Milliardengeschäft gemausert. Nicht zuletzt die rosigen Zukunftsaussichten sorgten in den vergangenen Monaten zu einem wahren Übernahmerausch auf dem Online-Werbemarkt. Google verleibte sich DoubleClick ein, Yahoo übernahm Right Media und der Werbekonzern WPP schnappte sich 24/7 Real Media.

„Noch gibt es etwa ein Dutzend mittelgroßer Unternehmen im Online-Werbebereich“, erklärt Hinterwallner. Die Anleger spekulierten darauf, wer der nächste sein könnte, erklärt der Analyst. Auch Microsoft kündigte an, die Augen offen zu halten. Die kolportierten Bemühungen Microsofts um Yahoo würden Analysten zufolge zwar Vorteile bringen. Ob es aber tatsächlich zu einer Übernahme kommt, ist fraglich. Auch Google sucht derweil im Kampf um die Vormachtstellung im Internet weiter nach Verstärkung. Der Internetriese plane eine Allianz mit dem auf Unternehmen spezialisierten Online-Dienstleister Salesforce.com, berichtet das Wall Street Journal. Ein Ergebnis der Zusammenarbeit könnte ein Web-basiertes Angebot sein, das Google-Services wie E-Mail und Instant Messaging mit Tools zum Costumer Relationship Management von Salesforce.com verknüpft. pte

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