Xing-Jobstudie: Jeder Zweite würde für mehr Sinn auf Gehalt verzichten

Als wollten sie dem Anthropologen und Bestseller-Autoren David Graeber und seiner Theorie der "Bullshit-Jobs", die keinen tieferen Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft stiften, recht geben: Viele Arbeitnehmer im deutschsprachigen Raum wünschen sich mehr Sinn im Beruf.

Rund die Hälfte der Beschäftigten wäre bereit, für mehr Sinn im Job auf Gehalt zu verzichten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung des Karrierenetzwerks Xing im Rahmen der Gehaltsstudie 2019. Jeder zehnte Befragte würde sogar den Job wechseln, wenn die neue Tätigkeit ihm gesellschaftlich relevanter erscheint. „Arbeitnehmer werden anspruchsvoller. Ihr Ziel: ein Job, der mehr als reiner Broterwerb ist, sondern der erfüllt und fordert – und der darüber hinaus noch mit dem Leben harmoniert“, resümieren die Studienmacher.

Überhaupt ist die Wechselwilligkeit der Studie zufolge im Moment sehr hoch, was in konjunkturell guten Zeiten kein besonders überraschendes Ergebnis ist. Jeder vierte befragte Deutsche gab an, derzeit auf Jobsuche zu sei. Etwa die Hälfte der Befragten zeigte sich zwar generell zufrieden mit dem aktuellen Job, aber dennoch offen für attraktive Angebote. Jeder Zweite hat in den letzten fünf Jahren seinen Arbeitsplatz gewechselt, mehr als jeder Zehnte sogar zweimal.

Gehälter von deutschen Fach- und Führungskräften nach Bundesländern

Die Verdienstmöglichkeiten von Fach- und Führungskräften schwanken regional erheblich. Während das durchschnittliche Bruttojahresgehalt in den alten Bundesländern bei knapp 72.000 Euro liegt, sind es im Osten lediglich gut 55.000 Euro. Im Ländervergleich verdienen Arbeitnehmer in Hessen mit knapp 77.000 Euro am besten. Dahinter folgen Bayern (76.000 Euro) und Baden-Württemberg (72.500 Euro). Am geringsten ist der Durchschnittslohn in den neuen Bundesländern Sachsen-Anhalt (rund 56.000 Euro), Sachsen (54.000 Euro) und Mecklenburg-Vorpommern (53.000 Euro).

Gehälter in der Immobilienbranche am höchsten

Doch auch andere Faktoren wie Bildung, Beruf und Alter beeinflussen den Verdienst. Am besten verdienen Beschäftigte in der Immobilienbranche: Im Schnitt 88.000 Euro brutto im Jahr. Danach folgen die Branchen Pharma/Medizintechnik (83.000 Euro) und Versicherungen (80.000 Euro). Schlusslicht mit 47.000 Euro ist der Bereich Bildung/Erziehung/Wissenschaft. Der Bildungsabschluss macht sich ebenfalls deutlich im Portemonnaie von Beschäftigten bemerkbar. So kommen Hauptschulabsolventen im Schnitt lediglich auf 50.000 Euro, während ein Universitätsdiplom oder ein Masterabschluss ein Jahresgehalt von rund 81.000 Euro verspricht und eine Promotion mehr als 100.000 Euro.

Gehälter nach Branchen

Branche Gehalt
Immobilien 88.040
Pharma und Medizintechnik 83.267
Versicherungen 79.816
Banken und Finanzdienstleistungen 78.818
Automobil und Fahrzeugbau 78.161
Industrie und Maschinenbau 78.091
Beratung und Consultung 77.879
Energie, Wasser und Umwelt 73.739
Internet und IT 73.570
Telekommunikation 72.063
Transport und Logistik 70.605
Gesundheit und Soziales 67.596
Konsumgüter und Handel 65.982
Architektur und Bauwesen 65.793
Medien und Verlage 64.935
Wirtschaftsprüfung, Steuern und Recht 61.750
Personaldienstleistungen 58.867
Öffentlicher Dienst, Verbände und Einrichtungen 56.142
Marketing, PR und Design 54.730
Tourismus und Gastronomie 53.807
Erziehung, Bildung und Wissenschaft 47.054
Quelle: Xing

Auch wenn es wichtigere Gründe als das Geld gibt, die für oder gegen einen bestimmten Job sprechen, sind doch mehr als die Hälfte der Befragten unzufrieden mit ihrem Verdienst: 56 Prozent halten ihren Bruttoarbeitslohn für nicht angemessen. Hauptgründe sind für die Befragten eine Vergütung unter Marktdurchschnitt, unbezahlte Überstunden und der Vergleich mit den Kollegen. 80 Prozent der Befragten sprachen sich für Gehaltstransparenz innerhalb ihres Unternehmens aus.

Über die Studie
Xing hat seine Mitglieder in einer Online-Erhebung zu ihrem Arbeitsleben und zum Thema Gehalt befragt. Mehr als 17.000 aktive Xing-Mitglieder aus Deutschland sowie jeweils mehr als 2.500 Nutzer aus Österreich und der Schweiz nahmen an der Umfrage teil. Ausgenommen waren Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst und Beamte, Gründer und Inhaber, Selbstständige, Freiberufler, Arbeitnehmer im Ruhestand, Studenten und Erwerbslose.

(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Der Familienvater hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.