Wie die Stadt Duisburg für ein besseres Image kämpft

Wenn die Rede von Duisburg ist, geht es nicht selten um wirtschaftliche Probleme, Kriminalität und soziale Brennpunkte. Die Folge: Das negative Bild schreckt Investoren, Arbeitnehmer und Touristen ab. Mit einer gezielten Marketing-Kampagne versucht die Stadt Duisburg nun, ihr Image aufzupolieren.
Duisburg ist schrebergartiger: Ein Werbemotiv weist auf die 6330 Kleingärten der Stadt hin (© Duisburg Kontor)

Das Ruhrgebiet hat ohnehin nicht überall den besten Ruf, und Duisburg schneidet in vielen Meinungsumfragen und Rankings der vergangenen Jahre besonders schlecht ab. Doch vor zwei Jahren beschloss die Stadt Duisburg deshalb, beherzt gegen sein schlechtes Image anzugehen.

  • Die Idee: Eine langfristig angelegte Stadtmarketing-Kampagne soll das Image verbessern und mit unliebsamen Klischees aufräumen.
  • Die Zielgruppe: alle Menschen, die im Großraum Duisburg leben, Touristen, aber auch Unternehmen, die hier angesiedelt oder auf Standortsuche sind.

Imagewandel braucht Zeit

Die Federführung für das ambitionierte Projekt übernahm Duisburg Kontor, die für das Stadtmarketing und den Tourismus zuständige GmbH. „Uns war klar, dass ein Imagewandel viel Zeit und Ideen, aber auch eine frische neue Marke benötigt“, sagt Geschäftsführer Uwe Kluge. „Der Plan war, die neue Marke als authentische Klammer für die vielen Stärken der Stadt stehen zu lassen, mit der wir das Image von Duisburg positiv aufladen wollen.“

So entstand in Kooperation mit der ortsansässigen Werbeagentur Cantaloop die Marke „Duisburg ist echt“. Sie steht für Authentizität und Ehrlichkeit, gleichzeitig lässt sie Raum für Ergänzungen, die im Verlauf der Kampagne aufgegriffen werden: „Duisburg ist echt… grün, lebenswert oder vielfältig.“

Duisburg investiert in Social Media, Plakate und Merchandise

Um die neue Marke bekannt zu machen, warfen die Marketingstrategen die gesamte mediale Klaviatur an. „Duisburg ist echt“ hat eine eigene Website und einen Facebook-Kanal, es gibt dort Interviews, Reportagen und Fotos, zudem spricht eine Social-Media-Kampagne mit dem Titel „Duisburg ist echt entdeckenswert“ Touristen an. Diese können auch eine umfangreiche Broschüre sowie neuerdings auch einen City Guide in Buchform nutzen, der in einer Erstauflage von 15.000 Exemplaren erhältlich ist.


Duisburg-Kontor-Geschäftsführer Uwe Kluge: „Uns war klar, dass ein Imagewandel viel Zeit und Ideen, aber auch eine frische neue Marke benötigt.“ (Foto: Duisburg Kontor)

Im Einsatz sind darüber hinaus Plakatmotive, Merchandise-Artikel und Beilagen in allen Duisburger Tageszeitungen. Auch wer in Duisburg unterwegs ist, entdeckt Elemente der Kampagne – etwa in Form einer überdimensionalen Projektionswand und einer mobilen Skulptur mit dem Markenschriftzug.

Menschen aus Duisburg im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt aller kommunikativen Maßnahmen stehen Menschen, die in Duisburg arbeiten, forschen, Sport treiben oder einfach leben. Über sie lernt man die zahlreichen Ausflugs-, Sport- und Kulturangebote der Ruhrgebietsstadt kennen, die üppigen Grünflächen, die Universität oder den Zoo. Zudem bekommt man Informationen über den Wirtschaftsstandort Duisburg.

„Auf diese Weise stellen wir sicher, dass unsere Kommunikation authentisch und echt bleibt“, sagt Kai U. Homann, Geschäftsbereichsleiter Tourismus und Stadtmarketing bei Duisburg Kontor. „Menschen und ihre Geschichten – das treibt uns an.“

200 Duisburger als Testimonials

Hat „Duisburg ist echt“ den gewünschten Erfolg? Die Wirkung von Stadtmarketing-Kampagnen lässt sich nicht einfach messen. Vieles spricht aber dafür, dass die Kampagne wirkt. So hat die neue Marke seit dem Start im November 2019 über elf Millionen Menschen auf Facebook erreicht, darüber verzeichnet die Website über 50.000 Zugriffe. Ebenfalls positiv: Im Rahmen der Kampagne haben bereits mehr als 200 Bürgerinnen und Bürger als Testimonials mitgewirkt.

Die Stadtmarketing-Offensive „Duisburg ist echt“ ist für den Marken-Award 2021 nominiert, der am 24. August als Live-Stream-Event stattfinden wird. Sie tritt in der Kategorie „Beste neue Marke“ gegen das Projekt Regiopa der Bentheimer Eisenbahn an. „Duisburg ist echt“ war das erste von insgesamt zehn Finalisten-Portraits, die in den kommenden Wochen auf absatzwirtschaft.de vorgestellt werden.

(kj, Jahrgang 1964), ewiger Soul- und Paul-Weller-Fan, hat schon für Tageszeitungen und Stadtmagazine gearbeitet, Bücher über Jugendkultur und das Frankfurter Bahnhofsviertel geschrieben und eine eigene PR-Agentur betrieben. 1999 zog es ihn aus dem Ruhrgebiet nach Frankfurt, wo er seitdem über Marketing-, Medien- und Internetthemen schreibt, zunächst als Ressortleiter bei „Horizont“, seit 2008 als freier Journalist und Autor. In der Woche meist online, am Wochenende im Schrebergarten.