Wie die Inflation das Konsumverhalten verändert

Viele Menschen sind aufgrund der hohen Preissteigerungen besorgt. Diese Sorge spiegelt sich jetzt schon im Konsumverhalten wider. Auf welche Ausgaben Verbraucher*innen verzichten, untersucht eine Umfrage der Unternehmensberatung PwC.
Umweltschutz und soziale Produktionsbedingungen rücken aufgrund steigender Preise bei Kaufentscheidungen in den Hintergrund. (© Unsplash)

Die Studie von PwC, für die Ende April mehr als 1000 Menschen in Deutschland befragt wurden, kommt zu dem Ergebnis, dass mehr als vier von fünf Menschen in Deutschland (85 Prozent) aufgrund der hohen Preissteigerungen besorgt sind. Viele von ihnen wollen ihre Ausgaben für Möbel, Elektronik, Schmuck und Sportartikel reduzieren, um weitere Preissteigerungen bewältigen zu können.

Während einerseits Ausgaben reduziert werden, verstärkt sich andererseits das Umschwenken auf günstigere Alternativen. So gab mehr als ein Drittel der Befragten an, bei weiter steigenden Preisen sowohl online wie stationär verstärkt nach den günstigen Angeboten suchen zu wollen. Ein Viertel will vermehrt Sonderangebote kaufen oder von klassischen Markenprodukten auf günstigere Alternativen umsteigen. Fashion-Artikel großer Marken seinen weiterhin beliebt, würden aber auch zunehmend aus dem Secondhand-Angebot erworben werden, berichtet PwC.

Corona lässt Bio wachsen – Inflation bremst den Trend

So treffen die aktuellen Entwicklungen vor allem auch die Bio-Branche. 36 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu: „Aufgrund steigender Preise verlieren Nachhaltigkeitsaspekte an Bedeutung – ich achte nun mehr auf Preise“.

Die Konsequenzen dieser Entwicklung sind bereits spürbar: Bioläden und Bio-Supermärkte haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres deutlich weniger Ware als im Vorjahreszeitraum verkauft, wie der Bundesverband Naturkost Naturwaren in dieser Woche mitteilte. Im Schnitt lagen die Tagesumsätze demnach im Januar knapp zehn Prozent niedriger, im März schon mehr als 18 Prozent. Das jahrelange Wachstum der meist kostspieligeren Bio-Ware hatte sich in der Corona-Krise noch beschleunigt, weil Menschen mehr zu Hause und weniger in Kantinen und Restaurant aßen. Nun hat die Inflation den Trend gedreht. Werde anhaltend weniger Bio gekauft, sei das Regierungsziel in Gefahr, den Bio-Anteil bis 2030 auf 30 Prozent zu steigern, warnte Verbandsgeschäftsführerin Kathrin Jäckel.

„Die Klimakrise macht aber auch jetzt keine Pause“, sagte Jäckel. Sie forderte, die Mehrwertsteuer für Bio-Lebensmittel und Naturwaren zu streichen, insbesondere bei Obst und Gemüse. Bei Milch- und Fleischprodukten solle die Steuer niedriger sein als bei konventionell erzeugten Produkten.

Bio-Eigenmarken der Händler profitieren

Das Marktforschungsunternehmen GfK relativierte allerdings in einer aktuellen Studie die Umsatzeinbußen im Bio-Bereich. Zwar sei das Geschäft mit Bio-Produkten im ersten Quartal rückläufig gewesen, doch seien die Umsatzeinbußen im Bio-Bereich geringer ausgefallen als bei den Konsumgütern insgesamt. „Daher lässt sich durchaus behaupten, dass Bio weiter relativ im Trend ist“, betonten die Marktforscher.

Die Kunden greifen demnach beim Kauf von Bio-Produkten, angesichts der aktuellen Preissteigerung, vermehrt zu den Eigenmarken der Handelsketten. Die Bio-Eigenmarken der Händler erzielten laut GfK in den ersten drei Monaten ein Umsatzplus von gut neun Prozent. Die Bio-Markenhersteller büßten dagegen elf Prozent an Umsatz ein.

cd/dpa