Wettstreit der Karrierenetzwerke: Wie LinkedIn in Deutschland mehr Nutzer anlocken will

Xing gegen LinkedIn - in Deutschland herrscht ein scharfer Wettbewerb der beiden Karriere-Netzwerke um neue Mitglieder. Das zum US-Multi Microsoft gehörende Angebot LinkedIn will zur Wissensplattform werden, um auch mit Themen jenseits von Job und Karriere mehr Aufmerksamkeit von Nutzern zu bekommen. Dafür sorgt seit Herbst vergangenen Jahres der Redaktionsleiter und ehemalige Focus Digital-Vorstandschef Jörg Bueroße. Der Journalist will daher die bislang zweiköpfige Redaktion in diesem Jahr personell verstärken.
Netzwerken und Kontakte pflegen: LinkedIn ist dafür eine wichtige Plattform (© dpa 2015)

Von

Erst das zur Burda gehörende Karrierenetzwerk Xing, jetzt auch der Wettbewerber LinkedIn. „Wir überlegen derzeit, einen Video-Talk mit hochkarätigen Influencern und Wirtschaftsgrößen aufzubauen, analog zu unseren Aktivitäten in den USA. Ob und wann das Format kommt, ist aber noch nicht entschieden“, sagt Jörg Bueroße, Redaktionsleiter des zu Microsoft gehörenden Jobnetzwerks LinkedIn. Erst gestern hatte die Xing Klartext-Chefredakteurin Jennifer Lachman ihr neues Bewegbild-Format gestartet. Jetzt könnte bald LinkedIn folgen.

Xing gegen LinkedIn

Beide Karrierenetzwerke kämpfen seit Jahren darum, neue Mitglieder zu gewinnen. Noch liegt Xing mit zwölf Millionen Mitgliedern hierzulande klar in Führung. Doch LinkedIn greift an. „Wir zählen in der Region Deutschland, Schweiz und Österreich 9 Millionen Mitglieder und unsere Mitgliederzahl wächst stetig“, betont Bueroße. Xing versucht vor allem mit ausgewählten Texten namhafter Autoren Debatten rund um Beruf und Karriere anzustoßen, die Mitglieder interessieren könnten. Der US-Konkurrent LinkedIn schlägt hierzulande einen anderen Weg ein. Er regt seine Nutzer an, eigene Blogbeträge zu verfassen. Zur Themenwahl stehen vier Kanäle: Technik und Internet, Unternehmen und Märkte, Job und Karriere sowie Marketing und Verkauf. Dahinter steht eine klare Strategie: „LinkedIn wandelt sich zu einer Wissensplattform. Mitglieder im deutschsprachigen Raum nutzen das Karrierenetzwerk nicht nur dazu, um einen neuen Job zu finden. Es soll ihnen auch dazu dienen, um relevante Informationen für ihr Geschäft, neue Märkte und Business-Partner zu finden“, sagt Bueroße. Diese Strategie treibt LinkedIn hierzulande seit Mitte 2016 voran. Damals hatte das Unternehmen seine Pläne für die Publishing-Plattform vorgestellt.

Noch besteht die Redaktion aus nur zwei Mitgliedern

Treiber dieser Entwicklung ist Bueroße. Er ist seit Herbst vergangenen Jahres Redaktionsleiter von LinkedIn für die deutschsprachigen Märkte. Der 56-Jährige ist im Mediengeschäft kein Unbekannter. Er war Vorstandschef der Focus Digital AG, beriet Bild Digital als Produktmanager und war Geschäftsführer bei Giga Digital Television. An seiner Seite bei LinkedIn steht Sarah Weber, die sich früher als freie Autorin bei Brand Eins, Deutschlandradio, Spiegel, Zeit und Süddeutscher Zeitung einen Namen gemacht hat. Noch besteht die Redaktion aus nur zwei Mitgliedern. In diesem Jahr soll sie jedoch personell verstärkt werden. Bislang reicht das zweiköpfige Team aus, um die Blogbeiträge der Nutzer aufzuwerten. Dabei geben die beiden Profi-Schreiber den Mitgliedern Tipps, wie ihre Artikel leserfreundlicher werden: Dazu zählen mal knackige Überschrift, mal ein prägnanterer Einstieg oder mehr Meinungsstärke, um die nicht journalistischen Stücke für das LinkedIn-Publikum aufzupeppen. „Wir redigieren keine Beiträge unserer Mitglieder, wir helfen ihnen lediglich, sie lesbarer zu machen oder unterstützen sie bei der Bildauswahl“, beschreibt Bueroße seine Arbeit. Besonders gute Artikel wandern in die „Favoriten der Redaktion“ – und erhalten hierdurch im Netzwerk mehr Aufmerksamkeit, denn darum buhlen auch die Nutzer. Sie wollen stärker auffallen, um einen Job zu bekommen oder um über einen Wechsel des Arbeitgebers die Karriereleiter aufzusteigen.