„Wettbewerb bringt Kundennutzen“

In Berlin beging am Montag der Auma Ausstellungs- und Messeauschuss sein 100-jähriges Bestehen. absatzwirtschaft sprach mit dem Vorsitzenden eines der ältesten deutschen Wirtschaftsverbände, Thomas H. Hagen, über die Zukunft der Messen.

Herr Hagen, wo sehen Sie zukünftig die Rolle der Messe im Marketing-Mix?

Hagen: Die Messe bleibt nach wie vor der einzige Standort, auf dem Unternehmen als auch Aussteller und Besucher Trends der gesamten Branche mit einem Rundgang erfahren können. Das ist für mich ein unaufholbarer Vorteil. Die Menschen können so viel im Internet surfen wie sie wollen, aber eine Maschine in Bewegung oder ein Modeteil zum Anfassen, ist eine andere Sache als sich diese Produkte im Internet anzuschauen. Wir müssen nur aufpassen, dass wir ‚mehr Planung in die Aussteller bringen’. Sie müssen Ziele definieren und das Projekt so vorbereiten wie jedes andere auch. Man muss den Messeauftritt genau wie eine Werbekampagne vorplanen und die Umsetzung detailliert verfolgen. Und Für mich gehört der Chef selber auf eine Messe.

Laut Auma-Messetrend beabsichtigen die Unternehmen mehr in Qualität zu investieren. In welchen Bereichen sehen Sie in der Zukunft auf Messeseite noch Potenziale zur Qualitätsverbesserung des Messeangebots?

Hagen: Die ideale Steigerung für die Qualität der Messen besteht darin, „Rund-um-sorglos-Pakete“ anzubieten, damit auch kleineren mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit gegeben wird, einen professionellen Messeauftritt zu haben. Als Auma sind wir nicht zuletzt durch den Auma-Messetrend bemüht, den Messeerfolg messbar zu machen. Das „Rund-um-sorglos-Paket“ der Messeveranstalter ist eine wunderbare Möglichkeit neue Produkte, technologische Trends und Innovation begreifbar zu machen.

Was heißt „Rund-um-sorglos-Paket“?

Hagen: Es gibt zum Beispiel verschiedene Messen, die für jeden Aussteller einen Betreuer zur Verfügung stellen, der ihnen bei allen organisatorischen und technischen Fragen hilft.

Vier der fünf größten Messegelände weltweit kommen aus Deutschland. Die deutschen Messen investieren aber immer noch weiter in den Ausbau ihrer Gelände. Sind die Grenzen des Wachstums nicht schon erreicht?

Hagen: Die Messeinflation wurde schon 1920 als großes Problem genannt. Die Grenzen des Wachstums sind für mich dort erreicht, wo der Markt keine neuen Messen mehr aufnimmt. Ein gesunder Egoismus ist natürlich richtig, aber wir müssen aufpassen, dass wir die wahren Gegner – seien es Auslandsmessen oder andere Marketing-Instrumente – nicht vergessen. Wenn wir nur nach lokalen Egoismen die Messegelände immer größer bauen, graben wir uns selber das Wasser ab.

Wird damit auch der Wettbewerb zwischen den Messen größer?

Hagen: Wer Wettbewerb war eigentlich schon immer groß und kann nicht mehr größer werden. Wettbewerb ist es etwas Natürliches und bringt die Wirtschaft voran. Wettbewerb bringt Kundennutzen nach oben und Wettbewerb leben die deutschen Messen extrem gut. Sie müssen nur aufpassen, dass sie keine Hasadeur-mäßigen Aktionen starten. Da müssen lokale Egoismen natürlich ein Ende finden.

Werden die Aussteller von diesem Wettbewerb profitieren können?

Hagen: Ich glaube nicht. De facto sind die deutschen Messen ohnehin zu billig für das, was sie bieten. Wir müssen im Gegenteil die Aussteller schützen, denn von einem Wettbewerb – wenn zum Beispiel eine Branche Innovationen an zwei unterschiedlichen Standorten vorstellt – haben weder die Aussteller und noch der Messeveranstalter etwas. Die Aussteller werden dann auch als Regulativ eingreifen, damit es nicht zu viele High Ends gibt.

Das Gespräch führte Peter Hanser