Werbemarkt wächst in Deutschland um 4,5 Prozent

Die deutsche Werbeindustrie hat nach einem erfolgreichen Jahr 2010 ihren Werbedruck im ersten Quartal 2011 weiter ausgebaut und schließt die ersten drei Monate mit einem Wachstum von 4,5 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro ab. Dies belegen die aktuellen Zahlen des globalen Informations- und Medienunternehmens The Nielsen Company. Während sich der Bruttowerbedruck in den Monaten Januar und Februar mit jeweils etwa neun Prozent positiv entwickelte, schloss der März mit minus 2,1 Prozent ab. Die Zurückhaltung im März sei unter anderem auf das späte Osterfest in diesem Jahr zurückzuführen.

„Osterzeit ist Werbezeit“, sagt Ludger Wibbelt, Geschäftsführer Nielsen, daher erwarte er einen werbestarken April. Denn während im ersten Quartal 2010 insgesamt 31,4 Millionen Euro auf Werbung mit Bezug zu diesem speziellen Ereignis entfielen, seien es in diesem Jahr bislang lediglich 5,8 Millionen Euro gewesen. Der Pkw-Markt verzeichnete den Nielsen-Daten zufolge ein erfreuliches Wachstum seines Bruttowerbedrucks, der im Vorjahresvergleich mit einem Plus von 37,8 Millionen Euro auf 375,3 Millionen Euro abschloss. Wachstumstreiber der Branche seien vor allem Toyota (plus 12,7 Millionen Euro), Opel (plus 9,1 Millionen Euro) und Seat (plus 8,3 Millionen Euro). Eine weitere interessante Entwicklung sei im ersten Quartal 2011 bei den caritativen Organisationen in Deutschland zu beobachten, die ihren Werbedruck um plus 33,4 Millionen Euro auf insgesamt 87,1 Millionen Euro gesteigert haben. Diese Erhöhung werde zu einem Drittel vom Caritasverband getragen.

Die stärkste Werbereduzierung hätten indes überraschenderweise die Milchprodukthersteller der weißen Linie vorgenommen: Diese senkten ihren Werbespendings um fast die Hälfte (minus 47,1 Millionen Euro) auf 54 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Mit einem Minus von 22,3 Millionen Euro auf 22,8 Millionen Euro zeichne Danone für einen Hauptteil der reduzierten Werbespendings verantwortlich. Auch der negative Werbetrend der Handelsorganisationen halte in den ersten drei Monaten des Jahres 2011 weiter an. Insgesamt hätten diese ihren Bruttowerbedruck um minus 35,9 Millionen Euro auf 479,4 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr reduziert. Dies betreffe vor allem die Lebensmittelfilialisten (minus 22,7 Millionen Euro) und nicht die Discounter.

Als einziges Medium der Above-the-line-Medien verzeichneten laut Nielsen die Zeitungen in den ersten drei Monaten 2011 einen Rückgang ihrer Bruttowerbeumsätze. Maßgeblich für diesen Rückgang verantwortlich zeichneten Media-Saturn-Holding (minus 26,0 Millionen Euro), Aldi (minus 17,5 Millionen Euro) und Lidl (minus 16,8 Millionen Euro). Die gesamten Bruttowerbedruckumsätze der Above-the-line-Medien verteilten sich auf die einzelnen Mediengattungen im ersten Quartal 2011 dabei wie folgt: Fernsehwerbung 2,4 Milliarden Euro (plus 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr), Tageszeitungen 1,2 Milliarden Euro (minus 2,7 Prozent – Rubrikenanzeigen nicht berücksichtigt), Publikumszeitschriften 850,6 Millionen Euro (plus 6,6 Prozent), Online 624,3 Millionen Euro (plus 35,6 Prozent), Radio 322,2 Millionen Euro (plus von 6,1 Prozent), Plakat 216,4 Millionen Euro (plus 10,4 Prozent) und Fachzeitschriften 102,7 Millionen Euro (plus von 5,4 Prozent).

Lesen Sie auf der nächsten Seite, auf welchen regionalen und branchenbezogenen Entwicklungen das Wachstum des globalen Werbemarktes um mehr als zehn Prozent im Jahr 2010 basiert.

Im vergangenen Jahr konnte die globale Werbeindustrie die Rezession hinter sich lassen und verzeichnete im Vergleich zum Jahr 2009 einen Zuwachs um 10,6 Prozent auf 503 Milliarden US-Dollar (Bruttowerte für vier Hauptmedientypen). Dies belegen die jüngsten im „Global Adview Pulse“-Bericht ausgewiesenen Daten von The Nielsen Company. Zwei der von der Wirtschaftskrise am schwersten betroffenen Branchen, Automobil und Finanzen, hätten sich gut erholt und ihren Bruttowerbedruck um 20,3 Prozent bzw. 17,9 Prozent erhöht. Unter den weltweiten Top 20 der Werbungtreibenden im Jahr 2010 befanden sich laut Studie insgesamt sechs Automobilhersteller. Die Werbeausgaben für schnelldrehende Konsumgüter (FMCG) seien um 14,6 Prozent gestiegen und der Branchenanteil an Werbespendings habe sich von 23,9 Prozent auf 24,9 Prozent erhöht. In der Region Mittlerer Osten/Afrika seien diese Ausgaben um 34,3 Prozent gestiegen, in Lateinamerika um 23,9 Prozent und in Asien-Pazifik um 16 Prozent.

Alle klassischen Werbemedien verzeichneten laut der Nielsen-Erhebungen im vergangenen Jahr einen Zuwachs, wobei insbesondere das Medium TV um 13,1 Prozent zulegen konnte und 62 Prozent am gesamten Mediamix ausmachte – ein Plus von 1,4 Prozent zum Vorjahr und der höchste Anteil, der je verzeichnet wurde. Radiowerbung sei um 8,5 Prozent gestiegen, gefolgt von Zeitungen (plus sieben Prozent). Zeitschriften hätten unter allen Medien den geringsten Zuwachs verzeichnet (plus 4,9 Prozent), ein zweistelliges Wachstum habe nur in Lateinamerika mit plus 14,9 Prozent erreicht werden können. Besonders attraktiv für Werbungtreibende seien aufstrebende Märkte mit jüngerer Bevölkerung, steigenden verfügbaren Einkommen und einer hohen Konsumneigung gewesen: Ägypten (Werbedruck um 40,8 Prozent gestiegen), Pan-Arab (plus 43 Prozent) und Argentinien (plus 38,9 Prozent).

Der einzig rückläufige Markt seien im Jahr 2010 die Vereinigten Arabischen Emirate (minus 4,4 Prozent) gewesen, während die von der Krise schwer betroffenen Märkte in Japan (plus 1,3 Prozent) und Spanien (plus 0,4 Prozent) nur minimal hätten wachsen können. In der Region Asien-Pazifik hätten neun der 13 Märkte ein zweistelliges Wachstum im Vorjahresvergleich verzeichnet, mit einer besonders starken Erholung in Indien (plus 28,1 Prozent) und Taiwan (plus 19,1 Prozent). China, der zweitgrößte Werbemarkt der Welt, der für mehr als die Hälfte des gesamten Bruttowerbedrucks in Asien-Pazifik verantwortlich zeichnet, habe ebenfalls weiter wachsen können und verzeichnete 51,4 Prozent der Gesamtausgaben in der Region sowie einen Zuwachs von 10,9 Prozent bei den Bruttowerbeausgaben auf dem eigenen Markt.

Lateinamerika, allen voran Argentinien, habe nicht nur den zweithöchsten regionalen Anstieg des Bruttowerbedrucks (plus 21,2 Prozent) im Jahr 2010 aufweisen können, sondern auch die höchsten Zuwächse bei den Branchen Finanzen (plus 37,2 Prozent), Unterhaltung (plus 17,8 Prozent), Bekleidung/Accessoires (plus 22 Prozent) und Medien (plus 23,8 Prozent). In Europa, wo die meisten Märkte wieder vorsichtig aus der Rezession auftauchten, hätten Belgien, Frankreich, Schweden, die Schweiz und UK ein Plus von jeweils rund zehn Prozent verzeichnen können. Der Bruttowerbedruck sei im zweiten Quartal 2010 am höchsten gewesen und konnte, getrieben von der Fußball-Weltmeisterschaft, den höchsten Anstieg von fast 13 Prozent im Vorjahresvergleich erreichen.

www.nielsen.de