Wearables: Anreize nötig für Datenfreigabe

Ein günstiger Preis, hohe Datensicherheit und eine einfache Bedienung sind wichtige Kaufkriterien für Wearable Devices. Schon jetzt besitzen 17 Prozent der Deutschen ein solches am Körper zu tragendes Gerät – und das Interesse wächst.
Wie man Kunden mit SMS und Co. erreicht (© Fotolia 2015)

Sie zeichnen Daten zu Schlaf und Ernährung auf, tracken die körperliche Aktivität oder überwachen Blutdruck- und Zuckerwerte: Wearable Devices stehen kurz vor dem Durchbruch. Bereits 17 Prozent der Deutschen besitzen einen oder mehrere dieser kleinen Helfer, die Arbeitswelt und Freizeit, Gesundheitsvorsorge oder Unterhaltung stärker vernetzen und damit viele Vorteile des Internets direkt an den Körper bringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von Pricewaterhouse Coopers (PwC) unter mehr als 1.000 Online-Nutzern.

„Wearables stehen kurz davor, sich in der deutschen Bevölkerung durchzusetzen. Sie werden großen Einfluss auf die Arbeitswelt und die Gesellschaft haben“, kommentiert Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC. Dabei werden die Geräte nicht nur für den privaten Nutzer in Lebensbereichen wie Gesundheitsvorsorge, Einkauf oder Freizeit eine wichtige Rolle spielen, sondern auch im Beruf: „Wearables machen das Arbeiten effektiver und sicherer. Dank Datenbrille wird freihändiges Arbeiten zur Selbstverständlichkeit. Davon profitieren Such- und Rettungsteams genauso wie Lagerarbeiter oder Konstrukteure. Vernetzte Funktionskleidung verspricht besseren Schutz für Berufsgruppen wie Feuerwehrleute“, sagt Ballhaus.

Mehrheit setzt Preisobergrenze von 100 Euro

Bei der privaten Nutzung von Wearables stehen Fitness-Funktionen und Uhren mit Mehrwert im Vordergrund. Wer noch kein Wearable besitzt, interessiert sich vor allem für eine Smartwatch oder ein Fitnessarmband. Männer bevorzugen intelligente Uhren, Frauen favorisieren Fitnessarmbänder. 44 Prozent der männlichen Befragten würden eine Smartwatch kaufen (Frauen: 31 Prozent). 44 Prozent der Frauen interessieren sich für einen Fitnesshelfer am Armgelenk (Männer: 28 Prozent). Für ein Wearable Device würden 71 Prozent der Befragten maximal 100 Euro zahlen. Gut ein Viertel wäre immerhin bereit, zwischen 100 und 300 Euro pro Gerät auszugeben. Mehr als 300 Euro würden nur zwei Prozent investieren.

Als wichtigste Argumente für den Kauf nennen die Umfrageteilnehmer ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, Datensicherheit und eine einfache Bedienung. Die Erwartungen an die technischen Helfer sind entsprechend groß: Mit genauen Informationen erhoffen sich die Nutzer, bestimmte Lebensbereiche zu optimieren. 52 Prozent möchten dank Wearable effektiver trainieren, 46 Prozent medizinische Informationen nutzen und 44 Prozent ihre Aktivität aufzeichnen.

Sorge um Privatsphäre

Egal um welche Informationen es geht, der Schutz der persönlichen Daten ist fast allen wichtig: Nur fünf Prozent der Befragten haben einer Weitergabe von persönlichen Daten an Dritte zugestimmt. 32 Prozent wären jedoch bereit, für finanzielle Anreize ihre Daten weiterzugeben; 20 Prozent ließen sich zu einer Datenfreigabe bewegen, wenn sie dadurch mit einer bevorzugten Arzt-Behandlung rechnen könnten. Mehr als die Hälfte ist aber unter keinen Umständen dazu bereit. Über den Gebrauch der erfassten Daten fühlt sich nur knapp die Hälfte der Wearables-Nutzer gut aufgeklärt.

Als Nachteile empfindet die Mehrheit der Befragten die technologischen Möglichkeiten und die damit verbundenen Unsicherheiten: 62 Prozent fürchten ein Eindringen in ihre Privatsphäre. 57 Prozent sehen die Anfälligkeit für Sicherheitslücken als Problem.

Akku, Design und Datensicherheit als Erfolgsfaktoren

Die Anzahl der in Deutschland und weltweit verkauften Wearables wird in den kommenden Jahren rasant ansteigen. Marktexperten wie der Branchenverband Bitkom rechnen mit jährlichen Wachstumsraten von über 20 Prozent. Um das Marktpotenzial voll auszuschöpfen, müssen sich Hersteller künftig jedoch enger an den Erwartungen der Nutzer orientieren: „Unsere Befragung zeigt, dass 22 Prozent der Nutzer von Wearables bisher noch nicht mit deren Funktionen zufrieden sind. Von der kommenden Generation der Wearables erwarten die Nutzer eine starke Akkuleistung, ansprechendes Design, nützliche Anwendungen, eine gute Benutzerführung und integrierten Datenschutz“, so die Einschätzung von Werner Ballhaus.

GfK: Geringes Interesse an Bezahlfunktion

Mobiles Bezahlen mit einer Smartwatch ist laut einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bisher nur für durchschnittlich 35 Prozent der Verbraucher in Deutschland, den USA, China, Südkorea und Großbritannien interessant. Auch dieser Studie zufolge sieht die Mehrheit der Verbraucher den Nutzen der neuen Smartwatches vor allem in der Fitness- und Gesundheitskontrolle.

Für den Einsatz bei Zahlungsvorgängen zeigen in Deutschland nur 20 Prozent der Befragten konkretes Nutzungsinteresse. Auch in Südkorea (28 Prozent) und Großbritannien (27 Prozent) äußern sich die Verbraucher zurückhaltend gegenüber dieser Option. Mehr Enthusiasmus äußern die amerikanischen Verbraucher. Insgesamt 40 Prozent der Befragten zeigen sich dort interessiert.

Verbraucherbedürfnisse besser verstehen

In einem Workshop von GfK-Experten zum Nutzungsverhalten mit Teilnehmern aus Großbritannien identifizierten die Beteiligten drei wesentliche Hemmnisse. Zum einen befürchten sie, dass das Bezahlen mit einer Smartwatch nicht sicher sein könnte. Außerdem glauben die Studienteilnehmer, dass diese Bezahlfunktion noch zu wenig akzeptiert ist und mehr Zeit in Anspruch nimmt als Bar- oder Kartenzahlung. Nicht klar ist zudem der Zusatznutzen gegenüber anderen Zahlungsmethoden.

„Obwohl die Smartwatch von allen großen Technologieunternehmen als wichtiges Trendsegment positioniert wird, reagieren die Verbraucher noch recht zurückhaltend auf die neuen Angebote“, sagt Robert Wucher, Leiter des Bereichs Technology und Digital Solutions bei GfK. „Unsere bisherigen Studien zeigen, dass die Nutzer die Vielzahl der Anwendungsmöglichkeiten von Wearable Devices noch zu wenig wahrnehmen oder scheuen. Was den Anbietern bisher fehlt, ist ein umfassendes Verständnis der relevanten Verbraucherbedürfnisse, um mit entsprechenden Strategien auf das Nutzerverhalten zu reagieren.“