Was bringt Google+ Marken und Unternehmen?

Als Datenkrake bezeichnen Kritiker die neue personalisierte Internetsuche „Search-plus Your World“ von Google, da sie Profile im sozialen Netzwerk Google+ auswertet. Für Unternehmen kann sich allerdings ein Experimentieren mit Google+ lohnen. Und der geplante Dienst „Search-plus Your World“ forciert sogar das Empfehlungsmarketing. Denn der neue Service verknüpft die Suchmaschine mit der Online-Community Google+, indem die Suchergebnisse mit persönlichen Empfehlungen aus dem Nutzerkreis des Suchenden angereichert werden.

Von Sandra Fösken

Voraussetzung dafür ist, dass der Google-Nutzer auch Google+-Mitglied ist und dort eingeloggt ist. Er erhält künftig persönliche Suchergebnisse inklusive Fotos und Kommentare, die Freunde bei Google+ veröffentlicht haben. Wird beispielsweise ein bestimmtes Restaurant in der Suchwortleiste eingegeben, zeigt Google neben Restaurantführern und der offiziellen Website beispielsweise auch Fotos und Erlebnisberichte von Freunden und Bekannten aus dem Google+-Netzwerk an. Beziehungen in den Kreisen und Netzwerken werden dafür nach Relevanz ausgewertet. Das neue Angebot „Google Search – plus Your World“ ist allerdings vorerst nur für US-amerikanische Google+-Nutzer verfügbar.

Für Unternehmen und Marken kann sich eine Präsenz bei Google+ lohnen, wenn eine bessere Auffindbarkeit im Web angestrebt wird. Denn sobald der neue Dienst „Google Search – plus Your World“ in Deutschland verfügbar ist, hat das Unternehmen die Möglichkeit, mit ihrer Google+ Seite sehr prominent in den Google-Suchergebnissen zu erscheinen. Zwar steht die personifizierte Online-Suche nur Nutzern zur Verfügung, die bei Google+ mit ihrem Account eingeloggt sind und die personalisierte Suche nicht deaktiviert haben, doch Boris Wollny, Head of Social Media bei der Agentur Explido, rechnet damit, dass die meisten Google+-Nutzer die Standardeinstellungen beibehalten, so dass „Search Plus Your World“ bei der Mehrheit Anwendung finden wird.“ Florian Bieker, Leiter Social Media Monitoring bei der Webagentur Inpromo, bekräftigt: „Darüber hinaus ist mit dem sozialen Kontext die Hoffnung auf eine, im Vergleich zu den klassischen Suchergebnissen, höhere Nutzerakzeptanz verknüpft“. Die Anzahl der Interaktionen mit der betreffenden Google+-Seite fließen in das Ranking ein. Allerdings sollten anfangs keine zu hohen Erwartungen an das neue Tool geknüpft werden, sondern es gilt, in erster Linie damit zu experimentieren.

„Die Entscheidung über eine Google+-Präsenz sollte danach gefällt werden, was Google+ der Marke bietet und andere Social Media Präsenzen eventuell nicht leisten“, rät Social Media-Manager Bieker. „Wir empfehlen beispielsweise unseren Entertainmentkunden aus dem Film- und DVD-Bereich durchaus eine Google+ -Präsenz aufzubauen: Ihnen bietet das Hangouts-Feature tolle Möglichkeiten Bewegtbild-Events durchzuführen, was auf anderen Plattformen bisher so nicht möglich ist“, betont der Agenturmanager.

Informationen können über die Organisationsstruktur der sogenannten Circles zielgruppengenau ausgesandt werden. Inpromo-Manager Bieker regt an, Workflows zu etablieren, mit denen die Fans auch später bei größerem Wachstum noch effizient sortiert und mit Zielgrupppen-Content versorgt werden können. Für Unternehmen, die bereits Google Adwords als Marketinginstrument nutzen, bietet der neue Dienst den Vorteil einer effizienteren Präsenz in der Suchmaschine. Durch die Integration der +1 Funktionen auf der Webseite, können Nutzer die Webseite des Unternehmens öffentlich Interessierten weiterempfehlen. So wird die Auslieferung der Anzeigen in den Suchergebnisseiten optimiert.

In den USA hat das neue Angebot erhebliche Kritik hervorgerufen. Die Verbraucherschutzorganisation Electronic Privacy Information Center (Epic) hat gegenüber der Los Angeles Times bestätigt, dass sie eine Beschwerde wegen Verletzung des Datenschutzes in Betracht zieht. In einem Statement heißt es, obwohl die Daten aus dem Google+-Account nicht öffentlich angezeigt werden, machen die Neuerungen die persönlichen Daten der Nutzer leichter zugänglich. Weiter heißt es, dass die Nutzer zwar die personalisierte Suche abschalten können soll, ihre Daten seien jedoch für die Suchmaschine zu finden. „Damit würde in das Recht der informationellen Selbstbestimmung eingegriffen werden, wenn die persönlichen Daten zumindest für den Suchdienst abgefragt werden können“, sagt Rechtsanwalt Guido Kluck von WK Legal in Berlin.

„Search – plus Your world“ dürfte daher auch in Deutschland die Datenschützer auf den Plan rufen, wenn Google den Community-Mitgliedern keine Entscheidungshoheit über die Verwendung ihrer Daten bietet. Bisher kann der Google+-Nutzer lediglich Einfluss auf die Veröffentlichung seiner Google+-Inhalte im Suchdienst nehmen. Anwalt Kluck mahnt: Dem Google+- Nutzer sollte beim Verwenden dieses Dienstes bewusst sein, dass der Suchdienst Google die persönlichen Daten des Google+Nutzers jedoch finden und verwenden kann. Ein ähnliches Problem bestehe allerdings auch an verschiedenen Stellen beim Konkurrenten Facebook. Auch die neue Facebook-Ansicht, die ab 01.Februar 2012 Standard ist, geht den Datenschützern sicherlich zu weit. So kann mit einer neuen chronologischen Ordnerstruktur („Timeline“) die gesamte Lebensgeschichte der User auf einer Zeitleiste dargestellt werden. Die neue Chronik offenbart das Motiv von Facebook: Mehr strukturierte Informationen über die Lebenslage, Interessen und Bedürfnisse ihrer Mitglieder und deren Freunde zur besseren Platzierung von Werbung.

Eine neue EU-Datenschutzverordnung könnte den Datenkraken Google+ und Facebook jedoch bald einen Strich durch die Datensammlung machen. Nach einem Vorschlag zum EU-Datenschutz sollen die Social Network-Betreiber in Zukunft erst die ausdrückliche Zustimmung ihrer Nutzer einholen, wenn sie die Daten verwenden wollen. Ferner sollen die Verbraucher das Recht erhalten, „vergessen zu werden“, also das Recht darauf, dass ihre Daten und das Profil bei Beendigung der Mitgliedschaft gelöscht werden.

Weitere Informationen zu Google+ und dem neuen Dienst „Search-plus Your World“ sowie den datenschutzrechtlichen Aspekten finden Sie unter folgenden Links:

www.inpromo.de/whitepaper
www.wkblog.de
www.google.com/insidesearch