Warum heißt die Marke so? Heute: Rimowa

Rimowa steht heute für eine große Marke, die ganz klein in Köln anfing. Dort gründete Paul Morszeck zusammen mit Heinrich Görtz 1898 die Sattlerei Görtz & Morszeck. Zwei Jahre später folgte der Einstieg in eine kleine Musterkofferfabrik.
Das markante Rillendesign ist an die Außenhaut eines Junker-Flugzeugs angelehnt. (© Tuan Nguyen / Unsplash)

Paul Morszeck betrieb die 1900 aus einer gemeinsamen Sattlerei mit Heinrich Götz hervorgegangene Musterkofferfabrik als Alleininhaber. Er überführte sie 1908 in die „Koffer- und Lederwaren-Fabrik Paul Morszeck GmbH“, die sich auf die Herstellung besonders stabiler Koffer aus Holz und Leder konzentrierte. Ein Grund für die gewünschte Stabilität lag in der neuen Anwendung auf den Außengepäckträgern der aufkommenden Automobile.

Anfang der 30er-Jahre übernahm sein Sohn Richard Morszeck den Betrieb und meldete 1931 die Marke Rimowa beim damaligen Reichspatentamt an, die für nichts anderes steht als für „Richard Morszeck Warenzeichen“. 1937 fertigte Rimowa als eines der ersten Unternehmen einen Überseekoffer aus Aluminium. Der war beliebt, wurde aber nur in kleiner Serie gefertigt; denn die Zielgruppe der Übersee-Reisenden war zu dieser Zeit überschaubar.

Rillendesign der Aluminiumkoffer als Markenzeichen

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Produktionsstätten in Köln weitgehend zerstört und bis auf das Aluminiumblech verbrannten die meisten anderen Materialien. Aus dieser Not heraus fertigte Richard Morszeck nach dem Krieg zunächst ausschließlich Aluminiumkoffer.

Seinen Markendurchbruch verdankt Rimowa dem „Rillendesign“ seiner Koffer, mit dem das Unternehmen 1950 startete. Ursprünglich diente die parallel gefalzte Aluminiumstruktur zur Stabilisierung der dünnen Aluminiumaußenhaut von Junkers-Flugzeugen, an die auch bewusst erinnert werden sollte. Die konsequente Anwendung dieses markanten Rillendesigns ging so weit, dass auch die 1986 neu bezogene Unternehmenszentrale in Köln- Ossendorf komplett im Rillendesign erstellt wurde. 1996 (direkt nach der Markenrechtsreform) wurde das Rillendesign auch als dreidimensionale Marke von Rimowa geschützt.

Heute unter dem Dach des Luxuskonzerns LVMH

Heute hat sich viel verändert: Die meisten Koffer sind inzwischen aus stabilerem und leichterem Polycarbonat, der letzte Gründerenkel Dieter Morszeck ist aus der Geschäftsführung ausgestiegen und 2017 hat der französische Luxuskonzern LVMH 80 Prozent der Firmenanteile übernommen.

Geblieben sind der Markenname sowie das Rillendesign, und mit Alexandre Arnault, dem Sohn des LVMH-Konzernchefs, gibt es auch wieder eine Art Inhaber-Geschäftsführer.

Der Artikel ist im Rahmen der monatlichen Kolumne „Warum heißt die Marke so?“ auch in der Print-Ausgabe der absatzwirtschaft erschienen. Einzelne Ausgaben oder ein kostenloses Probeabo der absatzwirtschaft können Sie hier bestellen.

Dr. Bernd M. Samland ist Gründungsgeschäftsführer von Endmark und verantwortet damit seit 25 Jahren die Entwicklung von mehr als 1800 Markennamen. Er ist Fachbuchautor und Lehrbeauftragter am Management Center Innsbruck (MCI), an der TU Graz und an der Universität zu Köln. Im Juli 2020 erschien sein neues Buch "Naming für erfolgreiche Marken".