Warum heißt die Marke so? Heute: Caramba

Weder Heino noch die Simpsons haben in unseren Breiten den spanischen Ausruf "Caramba" gemacht. Das war Karl May in seinen "Winnetou"-Bänden. Die inspirierten auch Max Elb, der in Dresden ein zunächst kleines chemisch-pharmazeutisches Unternehmen betrieb – die Geburtsstunde der Marke "Caramba".
Caramba als Marke gibt es seit 1903, die Sprühdose seit 1950. (© Caramba)

Mit „Caramba, Caracho, ein Whisky“ erzählt uns Heino seit 1969 die musikalische Geschichte eines argentinischen Gauchos, der in einer brasilianischen Kneipe mit mexikanischen Kraftausdrücken schottischen Whisky bestellt. Die Story des in unterschiedlichen Schreibweisen von verschiedenen Interpreten dargebotenen Liedes ist nicht sehr authentisch, dafür sehr emotional – und sie kulminiert im Wort „Caramba“.

Später wurde „¡Ay Caramba!“ als einer der beliebtesten Aussprüche von Bart Simpson weltbekannt. Das Schöne daran ist: Man kann ihn fluchend, bewundernd und als Ausdruck des Erstaunens benutzen. Die Bandbreite der Übersetzungen ist über die Epochen gewachsen und reicht von „sapperlot“ über „Donnerwetter“ bis hin zu „voll krass“ und „OMG“.

Marke Caramba wurde 1903 in Dresden angemeldet

Aber weder Heino noch die Simpsons waren es, die als Erste in unseren Breiten den spanischen Ausruf populär machten. Das war Karl May in seinen „Winnetou“-Bänden. Die inspirierten auch Max Elb, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Dresden ein zunächst kleines chemisch-pharmazeutisches Unternehmen betrieb. Elb meldete am 24. März 1903 den Namen „Caramba“ als Marke an. Das Warenverzeichnis dazu umfasste unter anderem „Putz- und Poliermittel für Holz, Glas und Metall, pharmazeutische Präparate, Rostschutz- und Desinfektionsmittel sowie Lebens- und Genussmittel“.

1922 beteiligten sich die Rütgerswerke an Max Elbs Firma, die inzwischen gewachsen war und mehrere Tochterfirmen führte. Eine davon war die „Deutsche Glühstoff GmbH“, die eine neuartige Grafitlösung als Sprühöl mit schmierenden, schützenden und Rost lösenden Eigenschaften erfand: ideal zur Pflege der Blattfedern, Gestänge und Wellen der 20er-Jahre-Automobile. Zur Benennung benutzte man ab 1929 die bis dahin nur wenig gebrauchte Marke „Caramba“ der Muttergesellschaft.

Caramba ist bis heute „made in Germany

Als 1948 die Deutsche Glühstoff in Dresden enteignet wurde, übernahmen die Rütgerswerke in Duisburg die Produktion von Caramba. Die zuständige Abteilung Autochemie entwickelte das Produkt und seine Applikationsformen weiter, konstruierte dafür eine Aerosolanlage und meldete sie zum Patent an. So entstand 1950 die erste Sprühdose für technische Produkte, deren Druck auch damals schon ohne FCKW, sondern mit Propan-Butan erzeugt wurde.

Seit 1952 gibt es den Caramba-Rostlöser in der bekannten Sprühdose, von der schon 1987 die hundertmillionste produziert wurde. Viele weitere Produkte im Umfeld der Pflege, Reinigung und Wartung technischer Geräte wurden ebenfalls unter der Marke entwickelt: von Waschmittel für Autowaschanlagen über Scheibenenteiser bis zu Kühlerschutz und Silikonentferner.

Heute heißt der immer noch in Duisburg beheimatete Hersteller selbst Caramba Chemie GmbH und ist ein Unternehmen der Caramba Holding, die ihrerseits Teil der Berner Group mit Hauptsitz im baden-württembergischen Künzelsau ist. Somit bleibt die Marke „made in Germany“ – genau wie damals schon die Werke von Karl May.

Dr. Bernd M. Samland ist Gründungsgeschäftsführer von Endmark und verantwortet damit seit 25 Jahren die Entwicklung von mehr als 1800 Markennamen. Er ist Fachbuchautor und Lehrbeauftragter am Management Center Innsbruck (MCI), an der TU Graz und an der Universität zu Köln. Im Juli 2020 erschien sein neues Buch "Naming für erfolgreiche Marken".