Warum das Kostenproblem bei VW-Pkw in 2015 größer statt kleiner geworden ist

In den letzten Monaten hat sich bei VW mit dem neuen Chef Matthias Müller so viel getan wie in den 20 Jahren zuvor nicht. Müller hat die Digitalisierung des Konzerns voran getrieben. Elektromobilität wird jetzt ernst genommen. Die Kultur, auch mal als „Nordkorea, nur ohne Arbeitslager“ beschrieben, scheint sich zu ändern. Aber...
Das VW-Einkaufssystem lässt elementare Regeln der Risikoabsicherung außer Acht, kommentiert Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer

Gesellschaftsstruktur zementiert VW-Strukturprobleme

Das chronische Produktivitätsproblem bei VW-Pkw ist eine Folge seiner Gesellschaftsform. Die stärkste Persönlichkeit im VW-Konzern ist der Betriebsratsvorsitzende. Aufgrund der deutschen Mitbestimmung verfügt der Betriebsratsvorsitzende Osterloh mit seinen Mitstreitern über 50 Prozent der Sitze im Aufsichtsrat. Zusätzlich hat das Land Niedersachen drei Aufsichtsratsmandate aufgrund seines 20 Prozentigen Anteils an den VW-Stammaktien. Betriebsrat und Ministerpräsident blockieren damit in einer Art „unheiligen“ Allianz alle Bemühungen, etwa Komponentenwerke in Niedersachsen aus dem Konzern auszugliedern und zu verselbstständigen, um die Kostenposition zu verbessern. Alles was die Wahl des niedersächsischen Ministerpräsidenten und Betriebsratsvorsitzenden Osterloh gefährden könnte, wird aus dem wichtigsten Gremium des Unternehmens, des Aufsichtsrats blockiert. VW ist gefangen in seiner Gesellschafterstruktur.

Der Diesel-Skandal ist mit viel Geld lösbar. Es ist eine Zeitfrage bis entweder außergerichtliche oder gerichtliche Lösungen gefunden werden. Wenn sie auch teuer sein mögen, so ist das Risiko für den Konzern bei diesem „Einmalproblem“ deutlich geringer als bei seinem „chronischen Problem“. Wichtig ist aber – bei all dem Neubruch unter Müller auch die gesellschaftsrechtliche Ausrichtung des Konzerns. Deutsche Paritätische Mitbestimmung, VW-Gesetz und der Stammaktien besitzt des Landes Niedersachen sind für ein gesundes Unternehmen nicht miteinander vereinbar.