„Hamsterkäufe wie nach einer Sturmwarnung“: Britische Unternehmen fürchten den nahenden Brexit

Der Brexit, der im März ansteht, birgt Konsequenzen für britische und europäische Unternehmen. Ein Stillstand des Warenaustausches wäre verheerend. Falls es zu einem ungeordneten Austritt Großbritanniens aus der EU kommen sollte, sorgen nun schon Unternehmen vor: Sie decken sich mit Importwaren ein.

Panik oder vorausschauendes Handeln? Egal wie man es nennt: Die britischen Unternehmen befürchten schlimme Einbußen, wenn es zu einem ungeordneten Ausstieg ihres Landes aus der EU kommt. Bisher sieht es nicht nach einer Einigung aus. Der ursprünglich als „Brexit-Gipfel“ deklarierte Europäische Rat ist am Mittwochabend ohne ein Ergebnis auseinandergegangen. Die 27 EU-Staaten berieten fast zwei Stunden über den Austritt, doch die Positionen sind weiter unvereinbar. Nun wächst die Gefahr eines „No Deal“ – eines ungeordneten Ausstiegs von Europas zweitgrößter Volkswirtschaft. Bei rund 25 Prozent Wahrscheinlichkeit liegt diese Option nach Ansicht der Euler Hermes Volkswirte inzwischen.

Die Auswirkungen für Unternehmen

Ein harter Ausstieg hätte massive Auswirkungen auf die Wirtschaft. Größter Verlierer wäre Großbritannien selbst, aber auch Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Belgien müssten bei ihren Exporten deutliche Einbußen hinnehmen. „Das britische Pfund gerät zunehmend unter Druck. Die Kaufkraft der Briten sowie der Konsum sind dadurch rückläufig. Am stärksten leiden jedoch die Unternehmen. Ihre Profitabilität und Gewinnmargen sind im Sog des Pfunds dahingeschmolzen“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe.

Hamsterkäufe starten

Unternehmen horten jetzt schon Importware, um Lieferkette zu sichern. „Wir sehen außerdem zunehmend Hamsterkäufe – wie nach einer Sturmwarnung“, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. So wollen die Unternehmen mögliche Zölle, Verzögerungen oder gar Unterbrechungen der Lieferkette vermeiden. Weil manche Materialien für die Produktion zwingend benötigt wird und es wenige Alternativen gibt, horten britische Unternehmen immer mehr Importwaren. Sie wollen vorbereitet sein. Zusätzliche Zollkontrollen und Staus wären für ihre Lieferkette ein Desaster, so analysiert es Euler Hermes. „Diese Hamsterkäufe sollen zwar ihre Margen und Produktion zunächst absichern, sie bergen gleichzeitig aber auch bilanzielle Risiken – für die Unternehmen selbst und indirekt für ihre Lieferanten.“

(Lig)