Von Obama-Bier, weinenden Mädchen und schlechten Quoten – Wie Obama Romney besiegte

Barack Obama ist neuer alter Präsident. Kaum stand das Ergebnis fest, brach er auch gleich einen neuen Twitter-Rekord. Betrachtet man das soziale Netz, Wahlkampfausgaben und die Selbstdarstellung der Kandidaten, ist es kaum zu glauben, dass das Ergebnis der US-Wahl so knapp war. Ein Rückblick mit den bedeutendsten Zahlen und ein paar der skurrilsten Wahlkampfmomenten.

Von Anne-Kathrin Keller

„Four more years“ – der Präsident ist der alte, der Twitterrekord ein neuer. Kaum stand fest, dass Barack Obama neuer alter Präsident der Vereinigten Staaten ist, twitterten seine Anhänger drauf los. In der Wahlnacht wurde ein Rekord von 327.452 Twitternachrichten pro Minute gemessen. Noch bevor Obama seine erste Rede hielt, twitterte er selbst. Sein Status wurde eine halbe Million Mal retweetet.

Im Netz hat nie jemand an Barack Obama gezweifelt. So knapp der Wahlkampf in der realen Welt war, so eindeutig war die Stimmung im Netz. 21,8 Millionen Follower bei Twitter und 32 Millionen Obama-Fans bei Facebook lagen deutlich über Romneys 1,7 Millionen Twitter-Followern und zwölf Millionen Facebook-Fans. Knapp 77 Millionen Unterhaltungen in den sozialen Medien hat die Salesforce Marketing Cloud bis heute beobachtet. Drei Viertel davon drehten sich um Barack Obama. Beobachter glauben nun, dass am Ende das Internet den Ausschlag für das Wahlergebnis gegeben hat.

Wahlkampfzahlen

Es war der teuerste Wahlkampf aller Zeiten. Sechs Milliarden US-Dollar haben die Kandidaten, ihre Parteien und ihre Unterstützerkomitees ausgegeben. Und das in nur 17 Wahlkampfmonaten.

887 Millionen Dollar gab alleine Barack Obama für seinen Wahlkampf aus. Der größte Teil von 457,6 Millionen Dollar waren Werbekosten. Mit 95,1 Millionen Dollar vergütete er seine Mitarbeiter, für 85,5 Millionen Dollar verschickte er Postsendungen, 81,8 Millionen Dollar gab er für Fundraising aus.

Mitt Romneys Wahlkampf kostete 777 Millionen Dollar. Davon wandte er 356,8 Millionen Dollar für Werbung auf. Er verschickte Postsendungen für 123,9 Millionen, gab 90,7 Millionen Dollar für Fundraising aus und zahlte 48 Millionen Dollar an Gehältern.


US-Wahlkampf auf absatzwirtschaft.de

absatzwirtschaft.de hat in den vergangenen Wochen die relevanten Vermarktungskanäle der Präsidentschaftskandidaten unter die Lupe genommen:

>>>Obama zwitschert, Romney liked – Facebook und Twitter im US-Wahlkampf
>>>Obama führt im US-Wahlkampf auf Youtube
>>>Wie der Kanal TV den US-Wahlkampf bestimmt


Prominenter Wahlkampf

Wenn sich in Deutschland ein Prominenter oder Unternehmer für einen Kandidaten ausspricht, weckt das eher Unmut. In Amerika gehören Promis einfach dazu. Da hatte Obama einfach die deutlich beliebteren und cooleren Unterstützer. Ob Madonna, Katy Perry, Sarah Jessica Parker oder Spielberg, Hollywood ist schon immer eher auf der Seite der Demokraten. Obamas wichtigster prominenter Wahlhelfer war George Clooney: Allein er hat elf Millionen Euro Spenden für Obama eingeworben.

Bei so viel Glamour konnte Romney nicht mithalten. Romney-Unterstützer Clint Eastwood spricht beim Parteitag der Republikaner zu einem leeren Stuhl. Dass das Obama sein soll, wird nicht jedem sofort klar. Auch Donald Trump, der auch in diesem Wahlkampf wieder behauptet, Barack Obama sei kein US-Amerikaner, und der angeblich die Scheidungspapiere von Obama und seiner Frau vorliegen hat, mutet befremdlich an.

Wahlkampfbier

Es waren die Kleinigkeiten, die bei diesem knappen Ergebnis entschieden haben. Und auch da war Obama zielsicherer. In unzähligen Spots haben sich Obama und Romney im Netz präsentiert. Romneys Versuche, sich möglichst locker darzustellen, sorgten eher für Irritation. So war er in einem Video minutenlang damit beschäftigt, Dinge aufzuzählen, die er gerne mag. „Er klingt wie ein Alien, der das erste Mal die Erde besucht“, schrieb ein User in der Kommentarspalte.

Obama lieferte gerne Filmchen aus seinem Privatleben. Die Amerikaner liebten sie. In einem von Barack Obamas Einblicken in das Leben im Weißen Haus gab er sein Bierrezept preis. In der Küche des Weißen Hauses wird ein Honigbier nach alter US-Tradition gebraut. Die Amerikaner klickten nicht nur das Video, sondern brauten tausendfach das „White-House-Beer“ nach.

Wahlkampfwetten

Bei den Wettquoten enttäuschte Obama. Reich geworden dürfte letzte Nacht niemand mit ihm sein. In den Online-Wettbüros war Obama bis zuletzt Favorit. Er hatte eine Quote von 4:5. Ordentlich Geld gemacht hätten Wettlüsterne, wenn Romney gewonnen hätte. Seine Quote lag bei 4:11 – vier Dollar Einsatz bringen im Falle eines Romney-Triumphs einen Gewinn von elf Dollar. Betrachtet man das soziale Netz und diese Quoten, ist es kaum zu glauben, dass das Ergebnis so knapp war.

Wahlkampffrust

Dass der ganze Wahlkampfzirkus aber auch ziemlich nerven kann, zeigt einer der größten Youtube-Hits der letzten Wochen. Nachdem die vierjährige Abigael mit ihrer Mutter Wahlwerbung im Radio gehört hat, fängt sie an zu weinen. Dem kleinen Mädchen wird die nicht enden wollende Berichterstattung einfach zu viel. Sie hat genug von Romney und „Bronco Bamma“:

Die Kommentare zeigen: Sie hat vielen Amerikanern aus der Seele gesprochen. Jetzt haben die kleine Abigael und alle anderen genervten Amerikaner erst einmal vier Jahre Ruhe.