Verdacht auf Fehlverhalten: WPP untersucht Vorwürfe gegen Sorrell

Das weltweit größte Werbenetzwerk WPP hat interne Untersuchungen gegen seinen langjährigen Chef, Sir Martin Sorrell, eingeleitet. Gründe sind Vorwürfe wegen finanzieller Vorteilsnahme und persönlichen Fehlverhaltens, berichtet das Wall Street Journal. Sorrell hat die Vorwürfe in einer Stellungnahme bestritten.
Wegen "persönlichen Fehlverhaltens": Sorrell hat seinen Posten als CEO abgegeben

Er weise alle Vorwürfe komplett von sich, erkenne aber die Notwendigkeit an, dass die Firma diese untersuchen muss, teilte Sorrell mit. Seiner Auffassung nach würde diese Untersuchung in Kürze abgeschlossen. Während die Untersuchung läuft, lasse er seine Aufgaben im Management von WPP ruhen. WPP bestätigte kurz zuvor die interne Untersuchung, über die zuerst das Wall Street Journal berichtet hatte. Über die Art und Weise der Vorwürfe teilte WPP nichts mit. In der Stellungnahme hieß es lediglich, die Summen, um die es bei den finanziellen Vorwürfen geht, seien nicht „erheblich für das Unternehmen“. Laut Wall Street Journal geht es um Vorwürfe der Untreue und auch persönlichen Fehlverhaltens.

Sorrell ist eine Legende in der Werbebranche. Der 73-Jährige leitet die Geschicke von WPP seit 1986 und hat entscheidend dazu beigetragen, aus dem früheren Hersteller von Einkaufswagen (WPP steht für Wire & Plastic Products) das weltgrößte Werbe-Imperium mit Agenturen wie  J Walter Thompson, Group M und Ogilvy & Mather zu formen. Die digitale Transformation setzt dem Werberiesen aber bereits seit geraumer Zeit zu.

WPP seit langer Zeit unter starkem Druck

Große Werbetreibende wie der Konsumgüter-Hersteller Procter & Gamble (P&G) fahren ihre Ausgaben für klassische Werbung kontinuierlich zurück. P&G hat Ausgaben für Werbeagenturen in den vergangenen drei Jahren um 750 Mio. US-Dollar reduziert. Ein Trend, der aller Wahrscheinlichkeit nach anhalten wird. Gleichzeitig ziehen die neuen Tech-Riesen Google und Facebook die weltweiten Digital-Werbeausgaben auf sich.

WPP steht schon seit einiger Zeit unter gewaltigem Druck. Der Aktienkurs der Werbe-Holding ist in den vergangenen zwölf Monaten um 35 Prozent eingebrochen. Für das laufende Jahr rechnet die Firma mit einem Null-Wachstum bei Umsatz und Netto-Erträgen. Gleichzeitig gerieten die exorbitanten Bezüge von Martin Sorrell immer stärker in die Kritik. Allein an Bonuszahlen erhielt er 2016 41,6 Mio. Britische Pfund und 2017 immerhin noch 10 Mio. Britische Pfund. 2015 sollen ihm gar 70 Mio. Pfund ausbezahlt worden sein. Sorrell gilt als einer der höchstbezahlten Manager in der Geschichte.

Die Schwierigkeiten von WPP und die Untersuchungen gegen Sorrell sorgen dafür, dass nun bereits über eine mögliche Ablösung spekuliert wird. Die britische Financial Times zitiert eine anonyme Quelle aus WPP-Kreisen, die mit der Untersuchung gegen Sorrell befasst sein soll, mit den Worten: “…könnte Nachfolge bedeuten … ich weiß nicht, wie er das überlebt.“ Das Wall Street Journal nennt als mögliche Nachfolge-Kandidaten Mark Read, CEO der WPP-Digital-Agentur Wunderman, Eric Salama, Chef der WPP-Tochter für Data Investment Management, Kantar, und Lindsay Pattinson, derzeit Chief Transformation Officer bei WPP.