USA, China und die EU: Führt der Handelsstreit zu einem Revival für lokale Marken?

Mit den neuen Strafzöllen, die Ende September in Kraft traten, sind chinesische Waren im Wert von insgesamt 250 Milliarden Dollar und amerikanische Waren im Wert von 90 Milliarden Dollar betroffen: Von Motorrädern über landwirtschaftliche Erzeugnisse und Gesundheitsausstattung bis hin zu Elektrotechnik. Damit werden sich Warenströme ändern, Absatzmärkte verschieben, Investitionen von Firmen geringer und Preise steigen.

Von Gastautorin Maike Radermacher, PR-Managerin bei Trade Machines

Es ist nicht das erste Mal, dass die USA Strafzölle benutzt, um die amerikanische Wirtschaft (vermeintlich) zu stärken. Ein Blick in die Geschichte zeigt aber auch, dass es bislang noch nicht gut ausgegangen ist. Der Smoot-Hawley Act von 1930 beschreibt US-Zölle auf über 20.000 Produkte. 50 Jahre später kündigte US-Präsident Ronald Reagon Zölle auf importierte Nudeln an, in die Geschichte eingegangen unter dem Begriff Pasta-Krieg. Und zuletzt hat auch Obama Strafzölle auf chinesische Autoreifen eingeführt. Alles, um die amerikanische Wirtschaft zu schützen. Ergebnisse waren jedoch die Verschärfung der Weltwirtschaftskrise oder der Verlust von Arbeitsplätzen. Zu einer Eskalation ist es damals nicht gekommen – heute sieht das anders aus.

Die USA und ihr derzeitiger protektionistischer Kurs

Unter Präsident Trump hat sich die US-Handelspolitik wesentlich geändert. Mit den von ihm eingeführten Strafzöllen schlägt er einen protektionistischen Kurs an. Verschiedene politische Motive aufseiten der US-Regierung werden für dieses Vorgehen genannt: Sicherung von Arbeitsplätzen, Unabhängigkeit von Importen, Bewahrung der nationalen Sicherheit, Eindämmung von Chinas wirtschaftlichen Aufstieg und Bestrafung der Volksrepublik für den Diebstahl von intellektuellem Eigentum. Im Rahmen der „America-First“-Politik soll die heimische Wirtschaft gestärkt werden und das amerikanische Handelsdefizit ausgeglichen werden. Die USA befindet sich hier in einer ungünstigen Lage. Sie haben sowohl ein Handelsdefizit mit China, als auch mit der EU:

Die Dimension der Strafzölle

Auf die im Januar eingeführten Strafzölle auf Waschmaschinen, folgten Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Startpunkt für einen Schlagabtausch zwischen China und den USA. Und auch die EU reagierte: Sie erließ Zölle auf amerikanische Kultgegenstände wie LEVI’s Jeans, Harley Davidson Motorräder oder Bourbon Whiskey. Mit einem Wert von 3,2 Milliarden Dollar ist die Dimension dieser Strafzölle relativ gering, sie haben jedoch vor allem eine politische Dimension:

Auswirkungen auf Unternehmen

Zusätzliche Zölle bilden die Grundlage für mögliche Preiserhöhungen für Unternehmen (und Verbraucher). Unternehmen, die von den Zöllen betroffen sind, können die zusätzlich entstandenen Kosten entweder selber auffangen, Preise erhöhen oder die Produktion in andere Länder verlagern. Harley Davidson kündigte bereits an, Teile seiner Produktion aus den USA abzuziehen. Auch der deutsche Automobilhersteller BMW reagiert auf den Handelsstreit: Derzeit produziert BMW Fahrzeuge für den chinesischen Markt in South Carolina, USA. Die Kosten dafür werden aufgrund der Strafzölle steigen. Das Unternehmen gab bekannt, dass es die Kontrolle über sein Haupt-Joint-Venture in China übernehmen und langfristig mehr von seiner Produktion nach China verlagern wird, womit die Gewinne steigen können. Angesichts des Handelsstreit besteht ein starker Anreiz für Unternehmen, dort zu produzieren, wo sie auch verkaufen.

Andere Unternehmen wie General Motors, Coca-Cola und Brown-Forman haben davor gewarnt, dass die zusätzlichen Kosten durch Strafzölle sie dazu bringen könnten, die Preise für die Kunden zu erhöhen. Durch Preissteigerungen sinkt die Nachfrage nach dem Produkt, was zu Gewinneinbußen führen kann. Interessant sind die Auswirkungen auf Kommunikation und Marketing und wie sich Marketingbudgets entwickeln. Firmen werden es entweder länderspezifisch anpassen oder komplett einfrieren. Chance können tatsächlich vergleichsweise gute, heimische Alternativ-Produkte haben, sodass lokalen Marken mehr Beachtung geschenkt wird.

Das Beispiel: Bourbon Whiskey

Durch die europäischen Strafzölle drohen der Branche enorme Einbußen. Das Unternehmen Brown-Forman machte im Juni bekannt, dass sich die Preise von Produkten wie Jack Daniels um zehn Prozent steigern könnten – das kann sowohl Bourbon-Liebhaber, als auch Gastronomie und Einzelhandel hierzulande betreffen. Deutsche Produzenten mit ähnlicher Qualität könnten von den erhöhten Preisen profitieren und ihren Whiskey neu positionieren.

Der Handelsstreit ist in vollem Gange und stellt eine Herausforderung für jegliche Unternehmen dar, die direkt oder indirekt von den betroffenen Waren abhängen. Von den neusten Zöllen werden zudem erstmals Konsumgüter direkt betroffen sein, was zu einem sofortigen Anstieg der Preise für Verbraucher führt.

Zur Autorin: Maike Radermacher ist PR-Managerin bei Trade Machines – einer Suchmaschine für industrielle Gebrauchtmaschinen. TradeMachines fördert die Wiederverwendung von gebrauchten Maschinen in einem offenen Welthandel.