„Unternehmen müssen am Preisbewusstsein arbeiten“

Erhöhte Produktivität, stärkerer Konsum, positive Arbeitsmarktaussichten: Die Wirtschaft ist wieder fit. Allerdings mit einem Schönheitsfehler, wie eine Analyse der globalen Strategieberatung Simon-Kucher & Partners auf Grundlage der Geschäftsberichte 2010 von Dax-, Mdax- und TecDax-Unternehmen zeigt. Denn die deutschen Unternehmen kämpften mit gestiegenen Rohstoffpreisen und das bringe die Umsatzrenditen in Gefahr. Was müssen deutsche Manager also tun? Nach Überzeugung der Strategieberater steht fest, dass selbst minimale Preiserhöhungen den Unternehmen enorme Gewinne einbringen können.

Für die Analyse wurde die Auswirkung einer angenommenen zweiprozentigen Preissteigerung ermittelt. Demnach könnten 85 Prozent der untersuchten Unternehmen einen Zusatzgewinn im zwei- oder sogar dreistelligen Bereich verbuchen. Während die Gewinne im Schnitt bei TecDax- und Dax-Unternehmen um etwa ein Viertel steigen würden, wären es bei Mdax-Unternehmen sogar mehr als die Hälfte. „Mit Kostensenkungen allein kann ein Unternehmen die gestiegenen und stark schwankenden Rohstoffpreise nicht mehr auffangen. Die Unternehmen müssen an den wichtigsten Gewinntreiber ran: den Preis“, unterstreicht Harald L. Schedl, Leiter der Analyse und Partner bei Simon-Kucher. Aber die Unternehmen zögerten größtenteils, erhöhte Kosten über Preisanpassungen weiterzugeben. Hingegen zeigten die aktuellen Zahlen zur Inflation in Deutschland, dass sich nicht alle Unternehmen in vornehmer Zurückhaltung üben würden.

Laut Analyse könnten durch eine Preisanhebung von zwei Prozent die im Dax, MDax und TecDax notierten Unternehmen insgesamt 32 Milliarden Euro zusätzlich erwirtschaften. Bei einzelnen Unternehmen sei sogar ein Profit-Plus von bis zu 529 Prozent möglich. Vor allem bei Unternehmen mit niedrigen Umsatzrenditen sei mehr drin, da die Hebelwirkung des Preises umso größer ist, je niedriger die Umsatzrendite ausfällt. Drei der untersuchten Unternehmen (Kontron, Kabel Deutschland, Praktiker), die aktuell Verluste schreiben, würden durch die beispielhafte Erhöhung sogar in die Gewinnzone geraten. Durch seine „naturgemäß“ niedrigen Umsatzrenditen würde der Handel von einer minimalen Preiserhöhung ebenfalls enorm profitieren. Gewinnzuwächse für Unternehmen wie Baywa, Celesio und Metro wären garantiert. Die Top 3 der untersuchten Unternehmen mit dem höchstem Gewinnpotenzial kämen dagegen aus der herstellenden Industrie: Manz, Gildemeister und Salzgitter. Höchste Zuwächse gebe es im Schnitt beim MDax (52 Prozent). Aber auch die Ergebnisse von plus 27 bzw. 21 Prozent bei Dax und TecDax könnten sich sehen lassen.

Bereits im letzten „Pricing Stress Test“ vor zwei Jahren machte Simon-Kucher den Einfluss des Preises auf den Gewinn deutlich. Vor dem Hintergrund der Preiskriege während der Krise untersuchten die Preisexperten eine mögliche Preissenkung um zwei Prozent. Die Ergebnisse waren erschreckend, denn hohe Gewinneinbußen zeichneten sich ab. Die Neuauflage der Analyse arbeitet mit gegensätzlichen Voraussetzungen, also einer Preiserhöhung. Schedl zeigt sich von den Ergebnissen nicht überrascht. „In guten wie in schlechten Zeiten müssen alle Unternehmen an ihrem Preis- und Margenbewusstsein arbeiten. Das heißt, die Unternehmen trauen sich in der Regel zu wenig, Preise zu erhöhen.“ Der Experte rät, Preise besser zu kommunizieren und individueller auf Kunden sowie Kundengruppen auszurichten.

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