Tui wehrt sich gegen ARD-Markencheck

Der ARD-Markencheck prüft deutsche Unternehmen auf Herz und Nieren. Das Ziel: Transparenz für den Verbraucher zu erzeugen und Missstände aufzudecken. Jetzt hat sich die ARD mit Tui Europas größten Reiseveranstalter vorgenommen. Der Konzern schnitt schlecht ab und wehrt sich gegen die Berichterstattung. Der ARD-Markencheck sei durch und durch tendenziös.

Regelmäßig machen sich WDR-Reporter zu Anwälten der Verbraucher, um bei deutschen Unternehmen Schwachpunkte aufzudecken. Im Tui Check, der am Montag in der ARD lief, kamen die Journalisten zu vernichtenden Urteilen.

Tui ist der größte Tourismuskonzern Europas. 30 Millionen Kunden buchen jedes Jahr ihren Urlaub über die Hannoveraner, egal ob Luxuskreuzfahrten oder All-Inclusiv-Angebote für Mallorca.

Im Blickpunkt der Markentester: die Qualität der Hotels, die Einhaltung von Werbeversprechen in den Katalogen, Verhalten bei Beschwerden und Reklamationen, der Vergleich zur Onlinekonkurrenz und der Umgang mit den Mitarbeitern. Das Ergebnis: wenig schmeichelhaft für Tui. Die Qualität wurde mit gerade einmal ordentlich bewertet, der Umgang mit Beschwerden und Reklamationen als durchwachsen bezeichnet, die Preise als zu hoch beurteilt und der Umgang mit den Mitarbeitern als unzureichend fair benannt.


Die absatzwirtschaft berichtet regelmäßig über die Markenchecks bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern.

Unter anderem sind folgende Artikel erschienen:

>>>Der ADAC – kein gelber Engel, aber guter Pannenhelfer und Berater in der Not
>>>Edeka und Rewe im Markencheck: Ein besseres Gefühl beim Einkaufen?
>>>Wie Philip Morris mit Marlboro, L&M und Chesterfield die Jugend verführt
>>>NDR-Matratzencheck – Schlechte Beratung bei Ikea, Matratzen Concord und Co.


Der Testablauf

Der ARD Markencheck begann wie immer in einer Fußgängerzone. Passanten wurden verschiedene Bilder vom gleichen Hotel gezeigt. Immerhin 79 Prozent der Deutschen verbinden mit Tui Hochglanz und Eleganz. Kaum einer der Passanten traute dem Veranstalter hässliche Hotelanlagen zu.

Dann ging es in den Probeurlaub: Eine Familie und ein Profi-Tester vom Tüv Rheinland in ein Vier-Sterne-Hotel nach Gran Canaria, ein Frauentrio in die Türkei, davon buchte eine über Tui, eine über Neckermann und eine über den Online-Anbieter Lmx. Die Urlauber stießen auf zu kleine und zu warme Zimmer, dreckige Matratzen und Baustellen, vor denen die Tui-Reisebüros in der Regel nicht warnen.

Durch und durch tendenziös

Tui will den negativen Eindruck und die Kritik nicht auf sich sitzen lassen. „Wir halten den Tui Markencheck von gestern Abend für durch und durch tendenziös. Er wirft in weiten Teilen ein völlig falsches Bild auf uns als Qualitäts- und Marktführer“, lässt Mario Köpers, Leiter Unternehmenskommunikation von Tui Deutschland, per Pressemitteilung nach Ausstrahlung vermelden.

Das Unternehmen arbeite seit vielen Jahren an seinem exzellenten Ruf, der durch Marktforschungsstudien, Onlinebewertungen und Kundenbefragungen belastbar sei. „Wir sind schockiert über die Art und Weise, wie dieser Beitrag gestaltet wurde“, sagt Köpers.

Die Redakteure hätten Tui „hinters Licht geführt“. So würden die Ergebnisse zum Großteil nicht den Aussagen entsprechen, die während der Dreharbeiten gegenüber den Mitarbeitern des Unternehmens gemacht wurden. „Michael Houben, einer der beiden Autoren, sagte sinngemäß, dass es gar nicht so einfach gewesen sei, beim Thema Qualität etwas Negatives zu finden und Tui eigentlich das Prädikat überragend verdient gehabt hätte, wenn man in einem Hotel nicht Sicherheitsmängel entdeckt hätte“, heißt es in der Pressemitteilung.

Kunden springen Tui bei

Nicht nur Tui selbst kritisierte die Berichterstattung der ARD. In den sozialen Medien und im Chat, der an das Sendeformat anschloss, meldeten sich zahlreiche Kunden und warfen der ARD Kampagnenjournalismus gegen den Reisekonzern vor. Die Journalisten hätten gezielt alte Hotels herausgenommen und als Standard hingestellt, heißt es bei Facebook. Ein Twitter-Nutzer urteilt: „Gleiches Problem wie bei jedem Markencheck: Branchenprobleme werden einer Marke zugeordnet – leider ohne Wert für den Kunden.“

Tui selbst will es bei Stellungnahmen belassen und nicht gegen ARD und WDR klagen. Eine Klage dauere zu lange und sei zu umständlich, sagt der Konzernsprecher. Ohnehin scheinen die Markenchecks ihre Zuschauer immer weniger zu begeistern. Die 45-minütige Doku lockte 2,81 Millionen Besucher vor den Fernseher. Damit erreicht sie einen Marktanteil von 8,1 Prozent und ist die bislang schwächste Folge der Markenreihe in der ARD.