Trotz Konjunkturängsten hohe Konsumneigung

Verbraucher hierzulande befürchten offenbar, dass auch Deutschland durch die Turbulenzen im Euro-Raum stärker in den Abwärtstrend gezogen wird. Bislang sehen sie die Gefahren aus dem Ausland jedoch nur für die Konjunktur generell und weniger für ihre persönliche Situation. Die Entwicklung der eigenen finanziellen Lage wird deutlich positiver eingeschätzt als im Vormonat. In deren Sog kann auch die Anschaffungsneigung noch einmal leicht zulegen, wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in ihrer aktuellen Studie anhand von rund 2 000 Verbraucherinterviews herausfand.

Nach drei Anstiegen in Folge erleidet der Konjunkturoptimismus der Bundesbürger im Juni einen deutlichen Dämpfer. Das sich eintrübende internationale Umfeld zeigt nun offenbar Wirkung. Die anhaltenden Diskussionen um die Zukunft der gemeinsamen Währung sowie die Bereitstellung finanzieller Mittel zur Stabilisierung des spanischen Bankensystems steigern in den Augen der Bürger die Risiken auch für die deutsche Konjunktur. Die Konsumenten befürchten offenbar, dass sich Deutschland über kurz oder lang dem Abwärtstrend im Euro-Raum nicht vollkommen entziehen kann. Vor allem für die Exportentwicklung bestehen durch die Rezession nicht unbeträchtliche Risiken auf wichtigen europäischen Absatzmärkten.

Vom sinkenden Konjunkturoptimismus bleiben die Einkommensaussichten im Juni verschont. Ganz im Gegenteil, der Einkommensindikator kann auf hohem Niveau erneut spürbar zulegen. Steigende Beschäftigtenzahlen sowie im Vergleich zu den Vorjahren spürbar verbesserte Tarifabschlüsse lassen die Erwartungen an die weitere Einkommensentwicklung steigen. Hinzu kommt, dass der Inflationsdruck zuletzt nachgelassen hat. Die Preissteigerung für die Lebenshaltung ist im Mai unter die psychologisch wichtige Schwelle von zwei Prozent gesunken. Dadurch sehen die Konsumenten ihre Kaufkraft gestärkt.

Kaufen statt sparen

Im Sog der stark zunehmenden Einkommenserwartung kann auch die Anschaffungsneigung im Juni leicht zulegen. Trotz gestiegener Konjunkturängste ist das Umfeld für die Konsumneigung nach wie vor günstig. Wie bei der Einkommenserwartung ist auch hier die zunehmende Beschäftigung von zentraler Bedeutung. Sie sorgt zum einen für weniger Angst vor Jobverlust und damit Planungssicherheit, was gerade für größere Anschaffungen eine wichtige Rolle spielt. Zum anderen stützt die derzeitige Finanzkrise die Anschaffungsneigung. Durch das fehlende Vertrauen in die Finanzmärkte sowie das historisch niedrige Zinsniveau halten es viele Konsumenten für nicht sehr attraktiv, ihre finanziellen Mittel auf die hohe Kante zu legen. Der Gesamtindikator der monatlich erhobenen GfK-Konsumklimawerte prognostiziert für Juli 2012 einen Wert von 5,8 Punkten nach 5,7 Zählern im Juni. Damit bestätigt sich die überaus stabile Entwicklung des Konsumklimas.

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