Top-Studie: Deutschland schöpft 88 Milliarden Euro an Datenwert im Jahr nicht aus

Marktforschung und Wirtschaft veröffentlichen täglich neue Studien, die für Unternehmen und Marketer wichtig sein können. absatzwirtschaft liefert eine Zusammenschau der wichtigsten Ergebnisse der vergangenen Woche.

Top 1: Gerade einmal die Hälfte der datengetriebene Wertschöpfung wird genutzt

Der Data Economy Report von Digital Realty zeigt erstmals ausführlich, welchen wirtschaftlichen Beitrag Daten für die deutsche Wirtschaft leisten. Denn Deutschland erschließt gerade mal etwas mehr als die Hälfte des potenziellen Wertes seiner Daten. Obwohl die datengetriebene Wertschöpfung (Data Economy) für Deutschland derzeit jährlich 196 Milliarden Euro wert ist, ist dies nur 55 Prozent des vollen Potenzials.

Der von Digital Realty in Auftrag gegebene und von der Wirtschaftsberatung Development Economics erstellte Bericht verdeutlicht, welche Schlüsselrolle Daten für die wirtschaftliche Leistung in Deutschland spielen – wobei die Data Economy schneller wächst (10,9 Prozent) als die deutsche Wirtschaft insgesamt (2,2 Prozent). „Dateninfrastruktur und -dienste sind die Grundlage der digitalen Wirtschaft Deutschlands, aber ihr Wert wird oft unterschätzt. Mit dem Data Economy Report von Digital Realty wird dieser für Unternehmen und die gesamte Wirtschaft deutlich,“ sagt Rob Coupland, Managing Director EMEA, Digital Realty, weltweit führender Anbieter für Rechenzentren, Colocation und Interkonnektivitätslösungen. Im Vergleich mit dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden und Irland erwirtschaftet Deutschland gemessen am Geldwert am meisten. Dafür ist der Anteil der Datenwertschöpfung an der Gesamtwirtschaftsleistung im Vereinigten Königreich (4,2 Prozent), in Irland (4,0 Prozent) und den Niederlanden (3,9 Prozent) höher. Auch in den einzelnen Regionen und Branchen hierzulande gibt es Unterschiede.

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Wachstumsfaktor Urbanität: Die großen und wirtschaftsstarken Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg sind in der Wertschöpfung von Daten am stärksten. Sie machen zusammen 53 Prozent der deutschen Data Economy aus. Doch es zeigt sich, dass Städte wie Berlin und Hamburg die größten Wachstumsquoten – zwischen 61 und 68 Prozent – im Zeitabschnitt 2012 bis 2016 vorweisen. Alle diese Regionen gehören laut dem Deutschen Startup Monitor zu Deutschlands Gründer-Hotspots.[2] Der Trend zu schnellerem Wachstum in Großstädten zeigt, dass die Data Economy vor allem – aber nicht ausschließlich – ein urbanes Phänomen ist. Diese Entwicklung wird durch folgende Faktoren begünstigt: Großkunden für den IKT-Sektor selbst kommen aus anderen wissensbasierten Branchen wie Finanz- und andere Dienstleistungen, Medien und Kreativwirtschaft sowie häufig auch aus den Hauptverwaltungen von Unternehmen und Behörden, die alle in Städten ansässig sind. Außerdem befinden sich die modernsten Telekommunikationsnetze und andere notwendige Infrastrukturen in den Städten. Ebenso sind große Universitäten meist dort angesiedelt und bieten Unternehmen eine Quelle für hochqualifizierte Hochschulabsolvente:

Traditionelle Branchen haben kräftig aufgeholt: Die IKT-, Fertigungs- und Finanzbranche führen die Rangliste der stärksten Industrien an. Zusammen sind sie für 63,9 Prozent der datengetriebenen Wertschöpfung verantwortlich. Dabei erwirtschaftet die IKT-Branche mit rund 37 Milliarden Euro am meisten, gefolgt von der Fertigungsindustrie mit knapp 21 Milliarden Euro und dem Finanzsektor mit gut 10,5 Milliarden Euro. Aber traditionelle Branchen wie die Landwirtschaft, der Bergbau, die Wasserversorgung und das Bauwesen haben ihr Defizit erkannt und zwischen 2012 und 2016 stark aufgeholt. Der Wert ihrer Datenschöpfung hat sich mehr als verdoppelt.

Definition Data Economy: Die Studie definiert „Data Economy“ als den finanziellen und wirtschaftlichen Wert, der durch die Speicherung, Abfrage und Analyse großer Mengen hochdetaillierter Geschäfts- und Unternehmensdaten (Big Data) sowie durch das Internet der Dinge (IoT) entsteht.

Über Digital Realtys Data Economy Report:

  • Der Data Economy Report wurde zwischen Dezember 2017 und März 2018 recherchiert und erstellt.
  • Der Bericht wurde von Digital Realty in Auftrag gegeben und von der Wirtschaftsberatung Development Economics recherchiert und erstellt.
  • Alle Daten wurden aus vollständigen Daten bis Ende 2016, dem neuesten verfügbaren Datensatz und eigenen Daten von Development Economics erstellt.

Top 2: Jeder vierte Internetnutzer steuert Geräte regelmäßig mit Sprache

Sprachsteuerung ist im Alltag deutscher Internetnutzer angekommen: Mehr als jeder Vierte (28 Prozent) zwischen 20 und 69 Jahren bedient Geräte regelmäßig mit der eigenen Stimme. Das zeigt die neue Kurzstudie „The Future of Voice: Sprachsteuerung als Chance für den Handel“ von ECC Köln und SAP Hybris. Insgesamt haben sechs von zehn erwachsenen Onlinern Sprachsteuerung schon mindestens einmal genutzt und 40 Prozent können sich vorstellen, Geräte zukünftig hauptsächlich so zu bedienen. Ein Blick auf die junge Zielgruppe macht das Potenzial noch deutlicher: Rund 87 Prozent der 14- bis 19-jährigen Internetnutzer haben ein Gerät mindestens schon einmal per Sprache gesteuert, 44 Prozent machen dies regelmäßig.

Informationssuche ist Anwendung Nummer eins: So suchen 82 Prozent der befragten Internetnutzer zwischen 14 und 19 Jahren mittels Sprachsteuerung nach Informationen. Aber auch jeder zweite 20- bis 69-Jährige macht von dieser Anwendung Gebrauch. Zudem steuern sechs von zehn Befragten der jungen Nutzergruppe und jeder dritte ältere Befragte ihre Kommunikation durch Sprache, diktieren also zum Beispiel Nachrichten oder lösen Anrufe aus. Auch beim Online-Shopping kommt die Technologie zum Einsatz: Jeder achte Befragte in beiden Altersgruppen bestellt per Sprache im Internet. Zudem können sich ein Viertel der Internetnutzer zwischen 20 und 69 Jahren vorstellen, Onlinebestellungen zukünftig hauptsächlich mit Sprachsteuerung durchzuführen.

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Regelmäßige Nutzer sehen stärkeren Mehrwert: Sprachsteuerung ist aus Sicht der Internetnutzer vor allem praktisch, einfach und zeitsparend. In puncto Vertrauen und Zuverlässigkeit besteht allerdings noch Luft nach oben. Die erwachsenen Befragten, die Geräte regelmäßig per Sprache bedienen, sehen zudem einen größeren Mehrwert in dieser Möglichkeit als unregelmäßige und Nicht-Nutzer von Sprachsteuerung, die die Technologie insgesamt verhaltener bewerten.

Top 3: Gestresste Arbeitnehmer

Jeder fünfte Arbeitnehmer in Europa gibt an, täglich unter Stress zu stehen. Das geht aus einer aktuellen Studie des Personaldienstleisters ADP hervor. Im Gegensatz zur Befragung im Vorjahr bedeutet das eine Steigerung von fünf Prozentpunkten. Insgesamt gibt jeder dritte Befragte an, sich so gestresst zu fühlen, dass er über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenkt.  Wie die Grafik von Statista zeigt, ist der Anteil der Arbeitnehmer, die angeben nie Stress zu haben in Deutschland mit nur sechs Prozent am geringsten. In den Niederlanden sind es mit 22 Prozent am meisten. Am häufigsten gestresst sind hingegen die Arbeitnehmer in Polen: Mehr als jeder Vierte gibt an, täglich Stress am Arbeitsplatz zu haben. Insgesamt scheint das Stresslevel mit zunehmendem Alter abzunehmen, außerdem sind Frauen etwas häufiger täglich gestresst (19 Prozent) als Männer (16 Prozent).

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Top 4: Angestellte brauchen 100 Stunden pro Jahr für Präsentationen

Durchschnittlich 100 Stunden arbeiten Deutschlands Angestellte und Freiberufler jährlich an ihren Präsentationen – die Arbeit mit PowerPoint und Co. wird damit zu einem wesentlichen Zeit- und Kostenfaktor der deutschen Wirtschaft. Diesen Schluss legt jetzt eine repräsentative Panel-Befragung bei 1022 berufstätigen Deutschen des Marktforschungsinstitutes INNOFACT nahe. Im Auftrag des Präsentationsdienstleisters i-pointing aus München untersuchte es, welche Bedeutung Präsentationen im deutschen Arbeitsalltag haben. Schon jetzt, so zeigt die Studie, nutzt die Mehrheit der Deutschen (57,4 Prozent) ein Präsentationsprogramm im Berufsalltag.

Durchschnittlich nimmt das Erstellen einer einzelnen Präsentation hierzulande 2,2 Stunden in Anspruch. Jeder fünfte benötigt dazu mehr als drei Stunden – bei den Akademikern ist es jeder vierte. Jeder achte unter ihnen (12,3 Prozent) sitzt sogar mehr als vier Stunden im Schnitt an seiner Präsi. „In der Regel sind Angestellte und Freiberufler mit höherer Formalbildung mit komplexeren Aufgaben betraut. Das spiegelt sich in der Zeit wider, die für eine entsprechende Präsentations-Darstellung aufgewendet wird“, so Marion Koppitz, CEO von i-pointing. „Zu dem Zeit- kommt für Arbeitgeber beziehungsweise Auftraggeber hier auch der Kostenfaktor überproportional zu tragen, da Hochschulabsolventen überwiegend zu den oberen Einkommensklassen zählen“.

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Jeder zweite Deutsche, der in seinem Job Präsentationen erstellt, macht dies mindestens einmal die Woche – zwei Drittel mindestens mehrmals im Monat. Immerhin 13,1 Prozent der Befragten sind Heavy User und nutzen sogar täglich bzw. fast täglich ein Programm zur Präsentationserstellung. Allein bei nur einer einzigen Präsentation pro Woche würde sich die Zeit pro Person damit insgesamt auf über 100 Stunden jährlich summieren (bei 46 Arbeitswochen und einer durchschnittlichen Zeit von 2,2 Stunden pro Präsentation).

Spitzenreiter unter den Programmen, so zeigt die i-pointing-Studie, ist dabei Microsoft PowerPoint, das von rund 81 Prozent der Befragten mindestens einmal im Monat zum Einsatz kommt –
bei 55,4 Prozent sogar mindestens einmal in der Woche. Die Konkurrenten Apple Keynote und Prezi liegen mit 26,4 beziehungsweise 21,2 Prozent bei der monatlichen Nutzung weit abgeschlagen auf Platz zwei und drei. Die wöchentliche Nutzung liegt bei 16,7 beziehungsweise 12,7 Prozent.

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Zur Umfrage: Im März 2018 wurden in einem repräsentativen Panel 1.022 berufstätige Deutsche (506 Männer und 516 Frauen) im Alter von 18 bis 69 Jahren vom Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag von i-pointing online befragt. Der Großteil der Befragten hat einen Hochschulabschluss (35,1 Prozent) oder Abitur ohne abgeschlossenes Studium (28,9 Prozent). 23,4 Prozent sind zwischen 50 und 59 Jahre alt, 22,9 Prozent zwischen 40 und 49 Jahr