Thor Steinar eröffnet „Brevik“-Filiale

Die auch bei Neonazis beliebte Marke "Thor Steinar" (im Bild: bedruckte Bekleidung; Quelle: Unternehmenswebsite) expandiert in Deutschland und eröffnet in Chemnitz eine neue Filiale. Ihr Name "Brevik" erinnert an den norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik, berichtet die Frankfurter Rundschau (FR). Die Namensgleichheit gehe also auf einen Mörder zurück, der im Juli des vergangenen Jahres ingesamt 77 Menschen in Oslo und auf der Insel Utøya tötete.

Zwar benenne die Kette, die derzeit aggressiv expandiere, viele Filialen nach norwegischen Städten – und Brevik ist ein Ort an der norwegischen Südküste, nach dem schon einmal eine Filiale benannt worden war, berichtet die FR. Doch diesmal scheine das Unternehmen hinter der Marke „Thor Steinar“ gezielt mit dem Terroristen-Namen kokettieren zu wollen.

Die Mediatex GmbH, die hinter Thor Steinar steht, habe sich auf Anfrage der „Berliner Zeitung“ nicht zur Namensgebung äußern wollen, verweist die FR auf vergebliche Medienanfragen. Doch eine E-Mail an die sächsische Regionalzeitung „Freie Presse“ lege nahe, dass es sich um eine gezielte Provokation handele. Darin seien von einem vorgeblich besorgten Familienvater Bedenken geäußert worden, dass der Name der neuen Filiale vermutlich anspielend an den Massenmörder gewählt worden sei. Der Absender führe nach Recherchen der Zeitung allerdings in das engste Umfeld eines bekannten rechten Versandhändlers. Und der soll nicht nur früher selbst einen Thor-Steinar-Laden in Dresden betrieben haben, sondern auch persönlich in die Auswahl der neuen Filiale in Chemnitz involviert gewesen sein.

Dass die rechte Szene mit dem Rechtsterroristen Breivik kokettiere, überrasche Kenner der Szene nicht. Der Name sei eine Provokation, deren Zynismus typisch für die Nazi-Szene sei, sagte Anetta Kahane von der Amadeu-Antonio-Stiftung der FR. Und die Provokation zeige, dass sich die Neonazi-Szene von den Enthüllungen über die Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds gestärkt fühle. Die Gewalttätigkeit und der Alltagsterror der Neonazis hätten „nicht nachgelassen“, so Kahane.

Chemnitzer Bürger würden nun beginnen, einen Protest gegen den Laden zu organisieren. Die Stadt wolle Rechtsmittel prüfen, der Vermieter sehe sich getäuscht. So könne sich das Schicksal der ersten Thor-Steinar-Filiale „Brevik“ wiederholen: In Hamburg stimmte der Inhaber nach massiven Protesten einer vorzeitigen Schließung zu.

Bundesweit hat der Protest gegen „Thor Steinar“ sogar zu einer Gegenmarke geführt: „Storch Heinar“ heißt ein Modelabel, das die Jusos Mecklenburg-Vorpommern als satirische Auseinandersetzung mit den Kleidungsvorlieben der rechten Szene betreiben. Das Jusos-Projekt „Endstation Rechts“ (siehe Link zur Internetseite unten) verkauft ihre Textilartikel quasi als Verballhornung. Die Erlöse aus dem Bekleidungsverkauf fließen nach Angabe der Inititiative in die redaktionelle Arbeit gegen Rechtsextremismus.

www.endstation-rechts.de