Subjektiv empfundene Kaufkraft sinkt

Die Stimmung der Verbraucher muss erneut leichte Verluste hinnehmen, wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in ihrer aktuellen Konsumklimastudie feststellt. Denn sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartungen wie auch die Anschaffungsneigung erleiden in diesem Monat Einbußen. Der Gesamtindikator prognostiziert nach 5,7 Punkten im Mai für Juni einen Wert von 5,5 Punkten. Dämpfend auf den Optimismus wirken sich den Marktforschern zufolge die Verschärfung der Schuldenkrise in Griechenland sowie die anhaltend hohen Energiepreise aus.

Die GfK erklärt die geringeren Konjunkturerwartungen der Verbraucher mit der Furcht, dass Deutschland als Exportnation in besonderer Weise unter der europäischen Schuldenkrise leiden könnte. Weitere Kreditzusagen für Griechenland sowie die Verabschiedung eines Rettungspakets für Portugal setzten ein hartes Konsolidierungsprogramm der dortigen Regierungen voraus, um ihre öffentlichen Haushalte wieder in Ordnung zu bringen. Trotz dieser Risiken verspüre die deutsche Wirtschaft derzeit aber starken Rückenwind: Im ersten Quartal 2011 lag das Bruttoinlandsprodukt nach Angaben den Statistischen Bundesamts 5,2 Prozent höher als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres – dies ist der stärkste Zuwachs seit der Wiedervereinigung. Bemerkenswert sei zudem, dass zu dieser exzellenten Entwicklung in den ersten drei Monaten dieses Jahres die Binnennachfrage in Form von Investitionen und Konsum mehr beigetragen habe als der Export.

Die Einkommenserwartung muss laut GfK im Mai – nach einem moderaten Rückgang im Vormonat – deutlichere Verluste hinnehmen. Aktuell weise der Indikator mit knapp 30 Punkten rund neun Punkte weniger auf als im April dieses Jahres. Wesentlicher Grund für diesen Rückgang seien neben den gemäßigteren Konjunkturaussichten die steigenden Preise in der Bundesrepublik. Vor allem die Energiepreise sorgten derzeit dafür, dass die Inflationsrate im April auf 2,4 Prozent gestiegen ist. Auch Produkte des täglichen Lebens wie Benzin und Lebensmittel seien in den vergangenen Wochen deutlich teurer geworden. Dies habe die gefühlte Inflation steigen lassen, da diese Produkte Signalwirkung haben. Beim Verbraucher entstehe sehr schnell der Eindruck, dass alles teurer wird und die eigene Kaufkraft sinkt.

Dass der Fokus der Deutschen verstärkt auf der Inflationsentwicklung liegt, zeigt auch die Studie des GfK-Vereins „Challenges of Europe“. Das Thema Preis- und Kaufkraftentwicklung liegt nach der – stark gesunkenen – Angst vor Arbeitslosigkeit auf Rang zwei der Sorgenliste. Jeder dritte Bundesbürger macht sich gegenwärtig Sorgen um die Stabilität der Preise. Vor einem Jahr war es nicht einmal jeder Vierte. Hinzu kommt, dass durch die Verschärfung der Schuldenkrise in Europa und damit einhergehend das Aufspannen diverser Rettungsschirme für Griechenland, Irland und Portugal auch Deutschland für beträchtliche Summen bürgen muss. Viele Verbraucher haben offenbar die Befürchtung, dass damit auch auf sie finanzielle Belastungen zukommen könnten.

Auf hohem Niveau zeigt sich der Konsumklimastudie zufolge aber die Anschaffungsneigung, die lediglich um 2,7 Punkte auf 31,5 Punkten gesunken ist. Der langjährige Durchschnittswert des Indikators liege bei etwa null Punkten. Damit trotze der Indikator noch weitgehend den Risiken, die die steigende Inflation für die Verbraucher darstellt. Wesentliche Stütze der guten Konsumneigung sei die sehr erfreuliche Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Denn sinkende Arbeitslosenzahlen lassen auch die Angst vor Jobverlust weiter schwinden. Dies bestätige auch die Studie Challenges of Europe. Die Angst vor Arbeitslosigkeit stehe zwar für 55 Prozent der Deutschen nach wie vor auf Rang eins. Gegenüber dem Vorjahr sei dies allerdings ein deutlicher Rückgang um elf Prozentpunkte. Dies stärke die Planungssicherheit gerade im Hinblick auf größere Anschaffungen, die zudem meist nicht von den derzeitigen Preissteigerungen betroffen sind.

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