Studien der Woche: Leben ohne Smartphone unvorstellbar

Marktforschung und Wirtschaft veröffentlichen täglich neue Studien, die für Unternehmen und Marketer wichtig sein können. Die absatzwirtschaft liefert eine Zusammenschau der wichtigsten Ergebnisse der vergangenen Woche.
Das Smartphone ist schon im frühen Kindesalter kaum mehr wegzudenken. Eltern sollten die Nutzung jedoch gut dosieren.

Top 1: Smartphones unter Kindern selbstverständlich

Jedes zweite Kind in Deutschland zwischen 6 und 7 Jahren (54 Prozent) nutzt zumindest ab und zu ein Smartphone. Bei Kinder ab 10 Jahren besitzen bereits 75 Prozent ein eigenes Gerät. Das ergab eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Die Geräte ließen sich aus der Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegdenken, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. „Sie sollten deshalb frühzeitig lernen, kompetent mit den Geräten umzugehen und sich sicher im Internet zu bewegen.“ Eltern sollten deshalb ihre Kinder auf dem Weg in die digitale Welt „sehr aufmerksam begleiten“, fordert Berg.

Ganz oben auf der Liste steht bei den 10- bis 18-Jährigen vor allem das Streamen von Musik (88 Prozent), gefolgt vom Anschauen von Videos (87 Prozent). 78 Prozent der Befragten nehmen zudem mit ihrem Smartphones Fotos und Videos auf, 61 Prozent sind mit dem Gerät in sozialen Netzwerken unterwegs.

Für mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) hat das Smartphone eine so bedeutende Rolle, dass sie sich einen Alltag ohne Handy nicht mehr vorstellen können. Kinder hätten ein Recht auf digitale Teilhabe, sagte Berg und trat damit Forderungen entgegen, den Zugriff auf Smartphones für Kinder streng zu begrenzen oder komplett zu verbieten. Berg betonte, Eltern hätten dabei die Aufgabe, ihren Kindern einen „verantwortungsvollen Umgang mit dem Smartphone“ beizubringen. „Dazu gehört auch, dass man sein Handy auch mal beiseite legt.“ Ein Handyverbot in bestimmten Situation gilt demnach für 65 Prozent der Befragten zu Hause.

Top 2: Sprachsteuerung wird immer beliebter

Die Menschen gewöhnen sich zunehmend daran, technische Geräte mit ihrer Stimme zu steuern. Bereits über 26 Prozent nutzen die Stimme, um Whatsapp-Nachrichten zu beantworten. Rund 22 Prozent steuern ihr Smartphone per Voice und auch beim Surfen im Web machen fast 17 Prozent Alexa oder Google „eine Ansage“. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie von INNOFACT.

Damit liegt die Akzeptanz, sich mit Devices auf Audioebene zu verständigen, teilweise bei einem Viertel der bundesdeutschen Bevölkerung ab 18 Jahre. Gab es vor einigen Jahren noch große Vorbehalte gegenüber der Audio-Schnittstelle, wird das nun immer alltäglicher. Das bedeutet auch für das Marketing, dass die Markenführung noch auditiver werden muss. Haben viele große Brands bereits ihr Soundlogo, muss es jetzt im nächsten Schritt darum gehen, in der Websuche bei Google auch „hörbar“ zu werden. Schon lange hatten Experten in der Vergangenheit vorausgesagt, dass die Tastatur nur eine Übergangslösung in der Verständigung insbesondere mit dem PC ist.

Autohersteller setzen bereits seit langem auf die Bedienung per Stimme und die Systeme werden exponentiell besser. Insgesamt 15 Prozent bedienen Funktionen im Auto schon per Stimme. Im Haus wird Licht und Haustechnik, Stichwort Smarthome, schon per mündlicher Anweisung gesteuert. E-Mails (10,6 Prozent) und der Arbeitsplatz (9 Prozent) müssen noch etwas aufholen. Gerade die junge Altersgruppe zwischen 18 und 34 Jahre ist dabei im Schnitt zweieinhalbmal stärker involviert als die Altersgruppe der 50- bis 69-Jährigen. Damit ist aber der Weg klar vorgezeichnet: Mit jeder weiteren Generation verlieren Schaltknöpfe und Tastaturen ihre Bedeutung.

Inwieweit nutzen Bundesdeutsche die Sprache bei der Bedienung technische Geräte?

Beantwortung von Whatsapp                                              26,5 Prozent

Bedienung des Smartphones                                               21,6 Prozent

Surfen im Internet (mit Alexa, Google, etc.)                      16,8 Prozent

Bedienung im Auto                                                                 15,0 Prozent

Steuerung der Licht- und Haustechnik (Smart Home)     12,0 Prozent

Beantwortung von Mails                                                       10,6 Prozent

Arbeiten am Arbeitsplatz (PC, etc.)                                       9,0 Prozent

1.006 Befragte im Mai 2019/ Mehrfachnennungen möglich

Top 3: Verbraucher offener für Dienste von Fintechs

Neue Zahlungssysteme, Kredite und Versicherungen im Netz oder Zinsportale zum Tagesgeldvergleich: Viele Verbraucher in Deutschland stehen laut einer Studie den Diensten von Finanz-Start-ups offener gegenüber als vor drei Jahren. Die Bekanntheit einiger „Fintechs“ ist demnach klar gestiegen, während mehr Befragte einen persönlichen Nutzen im Service der Firmen erkennen. Das geht aus einer Umfrage des Marktforschers YouGov hervor, an der gut 2000 Menschen teilnahmen.

In der Studie etwa gaben mehr Befragte als 2016 an, sie könnten von neuen Digital-Diensten profitieren, diese seien innovativ und richteten sich nach dem Nutzen für Verbraucher. „Die Befragten sind 2019 häufiger davon überzeugt, dass neue Anbieter kundenorientiert sind“, sagte YouGov-Beraterin Katharina Brachthäuser. Zugleich waren mehr als 60 Prozent der Meinung, die Angebote seien intransparent, zu wenig reguliert und machten den Finanzmarkt noch unübersichtlicher.

Konkret ist der Zahldienst Apple Pay fast einem Drittel der Befragten ein Begriff – 2016 waren es zwölf Prozent. Die Bekanntheit von Google Pay hat sich derweil fast verdreifacht von 13 auf 38 Prozent, beim Online-Zahldienst Klarna verdoppelte sich der Wert beinahe auf 54 Prozent. Google hatte seinen Zahldienst im Juni 2018 in Deutschland eingeführt, Apple zog im Dezember nach. Führend bei Zahldiensten blieb Spitzenreiter Paypal mit 82 Prozent Bekanntheitsgrad.

Auch bei Kreditvermittlern und Start-Ups für Geldanlagen wuchs die Bekanntheit. Dort gewannen etwa das Kreditportal Auxmoney, das Zinsportal Weltsparen und der Geldverleiher Smava. Bei Versicherungsanbietern fielen die Werte kaum verändert aus.

Vor allem neue Zahldienste haben laut der Studie häufig den Ruf, schneller und einfacher zu sein als jene von etablierten Banken. Rund die Hälfte der Befragten hatte aber bei allen Services von Fintechs große Datenschutzbedenken. Bei US-Techkonzernen, die zunehmend ins Finanzgewerbe drängen, ist das Misstrauen besonders groß. Dort sehen viele besonders Facebook und Apple mit Skepsis.

Top 4: Neue Mobilität verändert den Autohandel

Das Geschäftsmodell der traditionellen Autohäuser verändert sich grundlegend. Bis 2025 werden voraussichtlich mehr als 30 Prozent der Neuwagen in Europa online verkauft. Gleichzeitig verlieren die Autohändler Erlöse im lukrativen Servicegeschäft. Das hat die Studie „Wie überlebt der Automobilhandel?“ der internationalen Managementberatung Bain & Company ergeben.

Demnach wird die Umsatzrendite der Händler bis 2025 um rund 1,2 Prozentpunkte sinken. Neue Geschäftsmodelle, effizientere Prozesse sowie die stärkere Ausrichtung auf Kundenerlebnis und Kundenbindung können diesem Trend entgegenwirken und bringen den Autohäusern eine zusätzliche Umsatzrendite von bis zu 0,8 Prozentpunkten. Somit droht ihnen 2025 eine Profitabilitätslücke von 0,4 Prozentpunkten.

„Die Transformation der Automobilbranche schreitet rasch voran“, erklärt Bain-Partner und Studien-Co-Autor Marcus Hoffmann. „Damit bricht auch für den Vertrieb und den Handel eine neue Ära an. Gemeinsam mit den Herstellern sollten die Autohäuser ihre Rolle, ihre Aufgaben und ihre Vergütung im Verkaufsprozess neu bestimmen.“

tht/dpa