Stabiles Konsumklima trotz Sparpaket-Diskussion

Nach seiner kleinen Schwächephase im vergangenen Monat wird sich das Konsumklima im Juli wieder stabil zeigen. Aktuell steigt die Konsumneigung der Verbraucher sogar spürbar an. Die Ergebnisse der Konsumklimastudie für Juni 2010 der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigen jedoch auch, dass die Diskussionen um steigende finanzielle Belastungen im Rahmen des anstehenden Sparpakets die Verbraucher zunehmend verunsichern. Daran änderten auch positive Meldungen zu Konjunktur und Arbeitsmarkt wenig. Entsprechend muss die Einkommenserwartung im Juni deutliche Einbußen hinnehmen. Der Gesamtindikator prognostiziert mit 3,5 Punkten für Juli den gleichen Wert, der für Juni ermittelt worden war.

Die Konjunkturerwartung kann sich laut GfK-Studie nach dem deutlichen Rückgang im Vormonat im Juni wieder stabilisieren. Der Indikator gewinne aktuell 1,6 Punkte hinzu und weise nun 5,5 Zähler auf. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum betrage das Plus gut 28 Zähler. Nicht nur die anhaltend positiven Meldungen vom Arbeitsmarkt stützten derzeit die Konjunkturaussichten der Bundesbürger. Vor allem die anziehenden Exporte beeinflussten die wirtschaftliche Entwicklung positiv. Der niedrige Euro-Kurs gebe zusätzliche Impulse für deutsche Ausfuhren in Länder außerhalb des Euro-Raumes. Dies bestätigen auch die „Challenges of Europe“, eine Studie des GfK Vereins zu den derzeit größten Herausforderungen der Politik. Nach einem explosionsartigen Anstieg im vergangenen Jahr sei die Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr wieder um zehn Prozentpunkte zurückgegangen und liege aktuell bei 26 Prozent der Nennungen. Auch die deutsche Wirtschaft schätzt die momentane Lage laut ifo-Institut etwas positiver ein als noch im vergangenen Monat.

Deutlich pessimistischer sind nach GfK-Angaben die Bürger in Bezug auf ihre persönliche Einkommenserwartung. Dieser Index müsse bereits zum zweiten Mal in Folge kräftige Einbußen hinnehmen. Mit einem Minus von 15,5 Punkten seien die Verluste im Juni sogar noch etwas höher als im Vormonat. Aktuell würden 8,2 Punkte für den Einkommensindikator gemessen, womit er jedoch immer noch 11,5 Zähler über seinem entsprechenden Vorjahresstand liege. Neben die anhaltenden Diskussionen um die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte träten die Vorschläge zur Einführung der Kopfpauschale im Gesundheitswesen. Bei beiden Maßnahmen befürchteten die Konsumenten, dass in erster Linie sie die finanziellen Lasten zu tragen haben und entsprechende Belastungen auf sie zukommen. Generell stehe die Frage nach der Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme weit oben auf der Sorgenagenda der Deutschen. In der Studie der „Challenges of Europe“ nähmen die Themen Gesundheitswesen, Altersversorgung sowie soziale Sicherung die Plätze vier bis sechs in Deutschland ein. Zudem rechneten die Bürger aufgrund der hohen Staatsverschuldung mit einer steigenden Inflation und sähen die Kaufkraft ihrer Einkommen beeinträchtigt.

Die Anschaffungsneigung, wie die GfK sie ermittelt hat, kann nach vier Rückgängen in Folge im Juni dieses Jahres wieder zulegen. Nach einem Plus von 12,3 Punkten weise der Indikator aktuell 30,4 Zähler auf. Dies sei der höchste Wert seit September 2009. Damit trotze die Konsumneigung im Frühsommer 2010 sowohl den steigenden Preiserwartungen als auch der sinkenden Einkommenserwartung. Dieser Anstieg der Konsumneigung unmittelbar vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft könne ein Indiz dafür sein, dass das größte Sportereignis der Welt auch in Deutschland – zumindest in einigen Branchen – eine kleine Sonderkonjunktur verursacht. Im Bereich der Unterhaltungselektronik würden zum Beispiel seit einigen Wochen deutlich mehr Flachbildfernseher verkauft als im Vorjahr. Allein in der letzten Mai-Woche habe der Umsatz 58 Prozent über dem der Vorjahreswoche gelegen.

Der Gesamtindikator der GfK-Konsumklimastudie prognostiziert für Juli 2010 einen Wert von 3,5 Punkten. Für den weiteren Verlauf werde es vor allem davon abhängen, inwiefern die derzeit günstigen Rahmenbedingungen einer positiven Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung wieder an Bedeutung gewinnen. Dazu werde es notwendig sein, dass den ausgiebigen Diskussionen um die Staatsschulden sowie die Stabilität des Euro nun Taten folgen. Sei die Politik gewillt und in der Lage, das Heft des Handelns wieder zu übernehmen, wäre dies ein gutes Signal an Unternehmen und Konsumenten und würde deren Planungssicherheit erhöhen.

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